Am deutschen Schlachtschweinemarkt werden die Mäster derzeit mit ungewöhnlich starken Preisabschlägen für die Jahreszeit konfrontiert. Nachdem die Leitnotierung der Vereinigung der Erzeugergemeinschaften (VEZG) in der vergangenen Woche bereits um 4 Cent/kg gefallen war, brach sie gestern um 9 Cent/kg auf 1,40 Euro/kg Schlachtgewicht (SG) ein. Ein ähnlich niedriger Preis wurde Ende Juni zuletzt 2007 gezahlt; unterschritten wurde das aktuelle Notierungsniveau mit 1,28 Euro vor mehr als einem Jahrzehnt im Juni 2003. Vor zwölf Monaten erlösten die Mäster bei einer Notierung von 1,78 Euro/kg noch 27 % mehr Geld für ihre Tiere als heute.
Ursache des Preiseinbruchs ist laut Marktexperten vor allem die unbefriedigende Lage am Fleischmarkt. Das zuletzt kühle Wetter hat die Grillaktivitäten gehemmt; die bevorstehenden Schulferien im bevölkerungsreichen Nordrhein-Westfalen führen dort gewöhnlich zu einer Nachfrageabschwächung. Berichtet wird auch von Absatzschwierigkeiten in Drittländern, insbesondere Hongkong, und vollen Kühlhäusern. Die Folge sind Preisabschläge am Fleischmarkt, weshalb sich die Schlachtunternehmen bei fehlenden Margen veranlasst sehen, ihre Schlachtungen zu kürzen. So reicht das gegenwärtige Angebot schlachtreifer Tiere für den gedrosselten Bedarf mehr als aus.
Schlachtunternehmen in anderen EU-Staaten werden sich dem aus Deutschland kommenden Preisdruck nach Einschätzung von Marktteilnehmern nicht entziehen können und ebenfalls ihre Ankaufspreise senken. Vor allem in Belgien, Österreich und den Niederlanden dürften die Schlachtschweinenotierungen im weiteren Wochenverlauf spürbar nachgeben. In den südlichen Ländern Spanien, Italien und auch in Frankreich werden die Abschläge voraussichtlich geringer ausfallen, weil dort das sommerlich rückläufige Schlachtschweineangebot gemessen an der Nachfrage nicht so groß ausfällt.