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„Kartellamt schwächt die Milchbauern“

Das drohende Verbot der aktuellen Milchpreisvergleiche führt nicht zu mehr Wettbewerb am Milchmarkt, wie das Bundeskartellamt behauptet, sondern schwächt einseitig die deutschen Milcherzeuger. Das schreibt top agrar-Chefredakteur Berthold Achler in einem Kommentar in der Zeitschrift „Deutsche Bauernkorrespondenz“.

Lesezeit: 3 Minuten

Das drohende Verbot der aktuellen Milchpreisvergleiche führt nicht zu mehr Wettbewerb am Milchmarkt, wie das Bundeskartellamt behauptet, sondern schwächt einseitig die deutschen Milcherzeuger. Das schreibt top agrar-Chefredakteur Berthold Achler in einem Kommentar in der Zeitschrift „Deutsche Bauernkorrespondenz“. Hier der Wortlaut:

 

Ach, hätte das Kartellamt doch die Bauern gefragt, was sie von einem Verbot der Milchpreisvergleiche halten. Dann hätte sich die Behörde nicht so hoffnungslos verrannt.

Nichts interessiert Unternehmer heute mehr als Preise, Preise, Preise! Das zeigt das riesige Interesse an der Marktberichterstattung in den Fachzeitschriften und im Internet. In unseren Online-Umfragen votierten bis zu 80% der Teilnehmer für die Milchpreis-Transparenz!

Aus guten Gründen. Das Einkommen der Milchviehbetriebe hängt unmittelbar an der Leistungsfähigkeit ihrer Molkerei. Anders als Getreidebauern und Schweinemäster, die ihre Vermarkter kurzfristig wechseln können, sind viele Milcherzeuger mehrere Jahre auf Gedeih und Verderb an die Unternehmen gebunden. Die Auszahlungspreise sind oft das Einzige, woran die Bauern ihre Molkereien messen können.

Wohin die Geheimniskrämerei bei den Milchpreisen führen kann, zeigt ein Rückblick in die 70er- und 80er-Jahre. Damals lebten die Molkereien wie Gott in Frankreich. Die Einzugsgebiete waren verteilt. Die Milch wurde eingedampft und an die Intervention verkauft. Ausgezahlt wurde, was übrig blieb. Alle Molkereien zahlten damals angeblich „Spitzenpreise“ oder zumindest „über Bundesdurchschnitt“. Überprüft hat das keiner.

Erst die bundesweiten Milchpreisvergleiche von top agrar ab 1989 öffneten den Bauern die Augen. Die Auszahlungsdifferenzen zwischen den Unternehmen betrugen bis zu 17 Pfennig je kg Milch! Entsprechend heftig reagierten die Molkereien auf unsere Berichte. 1990 wurden wir sogar vor Gericht gezerrt. Das Landgericht München entschied für die Bauern.

Seit über 20 Jahren sind die „Bundesliga-Tabellen“ ein fester Bestandteil unserer Berichterstattung. Geschätzt von den Bauern und von guten Molkereien, gehasst von den schlechten Zahlern. Wer am Ende der Tabelle steht, hat einen schweren Stand.

Der Druck auf die schlechten Zahler ist gewaltig. Sie kämpfen laufend mit Kündigungen. Die Wechselbereitschaft der Bauern steigt mit jedem Cent Milchgeld-Differenz. Sie beträgt immer noch 5 Cent pro kg, das sind für einen Betrieb mit 60 Kühen 25 000 Euro pro Jahr!

Deshalb wird bei den Milchgeld-Abrechnungen immer wieder getrickst und verschleiert. Zum Jahresende heben Molkereien wegen des Kündigungstermins ihre Preise an. Manche Unternehmen zahlen mehr aus, als sie tatsächlich erwirtschaften.

Je präziser die Preisberichterstattung ist und je besser die Bauern informiert sind, desto besser funktioniert der Wettbewerb! Das haben die Wettbewerbshüter noch nicht kapiert.

Das Verbot der Milchpreisvergleiche träfe nicht die Molkereien. Im Gegenteil: Es schützt sie vor dem Druck der Bauern. Es schützt insbesondere die schwachen Zahler!

Den Lebensmittelhandel würde das Milchpreis-Verbot ebenfalls nicht berühren, denn er benötigt die Auszahlungspreise nicht. Der Handel mit Milchprodukten läuft über Ausschreibungen. Die Molkereien bieten an, der Billigste erhält den Zuschlag.

Das Verbot der aktuellen Preisberichterstattung träfe ausschließlich die Milcherzeuger. Sie wären die eigentlichen Verlierer. Ist das wirklich gewollt?

Wer den Milcherzeugern helfen will, muss andere Wege beschreiten.

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