Praktische Tierärzte haben sich beim Jahreskongress des Bundesverbandes Praktizierender Tierärzte (BpT) in Mainz für die Erarbeitung und Einführung von Indikatoren ausgesprochen, um den Tierschutz und das Tierwohl in der Nutztierhaltung besser beurteilen und gegenüber dem Verbraucher besser kommunizieren zu können.
Den Tierschutz allein an den Haltungssystemen festzumachen, reiche nicht aus, man müsse vielmehr den Gesundheitszustand der Tiere und ihr Verhalten sowie das Management der Herde miteinbeziehen. Über ein Tierwohllabel könne man diese Informationen dem Verbraucher vermitteln.
Einzelne Tierärzte sprachen sich für eine Kategorisierung der Betriebe z.B. nach der Einsatzmenge von Antibiotika aus. Mit einem solchen "Tierbehandlungs-Index" könnte man Problembetriebe besser herausfiltern. "Wir brauchen Indikatoren damit man weiß, aus dem Bestand kommen mehr kranke Tiere als aus dem anderen." erklärte Prof. Thomas Blaha von der Hochschule Hannover. Er verwies dabei auf die Nachbarländer Dänemark und die Schweiz, die bereits umfangreiche Initiativen zur Senkung des Antibiotika-Einsatzes gestartet haben.Vorgeschlagen wurde auch, insbesondere in der Rinderhaltung einen Betreuungsvertrag mit dem Tierarzt vorzuschreiben.
Dr. Albert Groeneveld plädierte für einen Biosicherheitsindex, um die Gefahr einer Erregereinschleppung besser beurteilen zu können. Übereinstimmend sprachen sich die Praktiker dafür aus, die Impfung künftig stärker in den Fokus zu nehmen, um den Arzneimitteleinsatz in den Betrieben zu senken. Deshalb müsse die EU auch ihre Nichtimpfpolitik überdenken: "Nicht der Verbraucher sondern der Handel will kein geimpftes Fleisch!" warf Dr. Hans-Joachim Bätza vom BMELV in Bonn ein.