Milch ist nicht, wie vielfach behauptet wird, billiger als Mineralwasser. Tatsächlich sei, wenn man die günstigste Milch mit dem günstigsten Mineralwasser vergleiche, das Wasser sogar deutlich billiger als die Milch.
Nach einem Bericht der FAZ am Mittwoch, koste das günstigste Mineralwasser "Rewe Beste Wahl" auf den Liter umgerechnet im Rewe 33 Cent. Markenwasser (Gerolsteiner, Hassia Rhönsprudel) koste 53 Cent. Die billigste frische Vollmilch je Liter koste 55 Cent. Rund 60% des Mineralwassers werden in Deutschland in Discountern verkauft. Und das koste dort noch deutlich weniger: etwa 19 Cent für 1,5 Liter im Lidl, also weniger als ein Drittel der günstigsten Milch.
Die Lidl-Muttergesellschaft Schwarz-Gruppe habe sich vor Jahren eine eigene Mineralwasserquelle gekauft, mit der sie jedoch kein Geld verdiene, meinen Branchenkenner. Stattdessen gilt das billige Wasser als Angebot, um Kunden ins Geschäft zu locken, damit sie dort teurere Waren einkaufen. Für Markenwasser hingegen seien die Kunden bereit viel Geld auszugeben. Die Brunnen ihrerseits müssten in Abfüllanlagen, Analysen, Transport und Werbung investieren. Die Milchbauern jedoch hätten mehr zu zahlen: Futter, Traktoren, Stallinvestitionen und die Molkerei verdiene auch mit. Deshalb protestieren sie derzeit, während viele Wasserhersteller still zufrieden seien.
Dass Mineralwasser teurer ist als Milch, sei ein beliebtes Argument von Politikern, die mehr staatliche Hilfen für Milchbauern fordern. Alle Vergleiche würden hinken und seien politische oder lobbyistische Zerrbilder. Wenn sie recht behalten wollten, müssten sie sich andere Vergleiche suchen, z.B. warum Milch billiger als Sojamilch (1,39 € im Rewe) oder fast so billig wie Dosenbier (ab 0,29 € je halber Liter) sei. Doch zögen diese Vergleiche irgendwie nicht.