Fast vier Stunden lang diskutierten OMIRA-Geschäftsführer Ralf Wonnemann und der BDM Ravensburg über Lösungen für die aktuelle Milchkrise. Einig war man sich aber nur über die Ursachen, berichtet das Allgäuer Bauernblatt: „Die Weltmarktpreise sind unterirdisch – es liegt an der explodierenden Milchmenge.“ Dabei lehnt Geschäftsführer Wonnemann jegliche Art von staatlicher Steuerung ab: „Ein regulierter Markt hat bisher noch nirgends funktioniert!“
Die nun mögliche befristete Mengenregulierung von Erzeugergruppen hat seiner Meinung nach nur dann eine nachhaltige Wirkung auf den Markt, „wenn das alle tun.“ Auch erzwungenen neuen Milchlieferverträgen bei Genossenschaften zum Zwecke der Mengenlimitierung erteilte der Geschäftsführer aus demselben Grund eine Absage. Stützungen durch Steuererleichterungen und Subventionen beheben das eigentliche Problem von zu viel Milch auf dem Markt auch nicht. Fragwürdig sei die Einführung von A-, B-, C-Preisen.
Gewisse Chancen zur vorübergehenden Verbesserung der Marktsituation sieht er in der bereits beschlossenen Ausweitung der Interventionsmengen. Man müsse aber wissen: Diese Mengen kommen irgendwann auch wieder auf den Markt! Eine bessere Möglichkeit sieht der Geschäftsmann in der verstärkten Nutzung von Preissicherungssystemen, wie mehrjährige Preisfestlegungen der Molkereien mit dem Handel. Einmalige Abschlachtprämien, gekoppelt an bestimmte Fristen, könnten vorübergehend etwas zur Marktentlastung beitragen.
Schließlich könnte man auch den „Markt laufen lassen“, bis der Markt sich wieder selbst einpendeln wird. Wonnemann ist sich sicher, dass der Markt das auch tun wird. Allerdings würden hier viele Marktteilnehmer zuvor auf der Strecke bleiben.
Wonnemann sieht bei der aktuellen Krise nur die Möglichkeit, dass Politik, Landwirte und Molkereien gemeinsam Verantwortung übernehmen und ein ganzes Bündel von Maßnahmen zur Stabilisierung des Milchpreises ergreifen.
Das BDM-Marktverantwortungsprogramm hält der Geschäftsführer für „nicht praktikabel und gefährlich berechenbar.“ Wonnemann: „ Ich glaube nicht daran, dass man den Markt steuern kann! Es werden sich viele Bauern einfach nicht leisten können, 5% ihrer Milchmenge zu kürzen!“
Rolf Weidner vom BDM-Kreisteam Ravensburg will das absolut nicht gelten lassen: „5% Milchmengenkürzung werden durch den dann erzielbar höheren Milchpreis mehr als ausgeglichen!“ Als Hauptproblem sieht er 2 bis 3 % Überproduktion in Europa. Die vor eineinhalb Jahren eingerichtete Monitoring-Stelle müsse nur mit entsprechenden Instrumenten ausgestattet werden. Dann könne sie auf die Krisen beim Milchpreis effektiv und wirksam, zeitlich begrenzt, mit freiwilligem oder verbindlichem Lieferverzicht reagieren, bis der Milchmarkt wieder stabilisiert ist.