Trotz der schlechten Milchpreise wird die Milchproduktion laut Mecklenburg-Vorpommerns Landwirtschaftsminister Dr. Till Backhaus weiter angeheizt, so dass eine Entspannung der Lage nicht in Sicht ist.
„Betrachtet man das System in Gänze erscheint es paradox. Blickt man auf das Handeln des Einzelnen, so wird es zumindest in Ansätzen nachvollziehbar. Die Landwirte agieren aus purer Verzweiflung und Existenzangst. Ich weiß natürlich auch, dass die breite Bevölkerung nur wenig Verständnis für weitere finanzielle Hilfen der Bauern aufbringen kann. Aber hier muss ich auch sagen: Jeder Milchbauer, der einmal mit der Produktion aufgehört hat, wird nicht wieder anfangen. Das hat zur Folge, dass wir unsere Milch künftig aus anderen Regionen beziehen müssen – Qualität ungewiss. Das kann niemand wollen“, so der SPD-Politiker am Montag.
Umso mehr begrüße er es, dass Bundesminister Schmidt auf seine Initiative hin am kommenden Dienstag auch die Agrarminister der Länder nach Berlin eingeladen hat. Backhaus erwarte, dass dieser dann umfassend über die Gespräche mit den Bauern, dem Handel und den Molkereien informiert und praktikable Lösungsvorschläge unterbreitet. „Auch mahne ich nochmals die Umsetzung des AMK-Beschlusses von Göhren-Lebbin zur Milchmarktkrise an. Geld allein wird es nicht richten. Was die Landwirte brauchen, sind echte Perspektiven. Wir brauchen die Möglichkeit, die vertraglichen Beziehungen um konkrete Mengen-, Qualitäts- und Preisangaben zu ergänzen. Auf diese Weise können Angebot und Nachfrage besser austariert werden. Dazu zählt auch die Anpassung von Artikel 148.“
Laut Backhaus verfügt auch die EU-Kommission über Kriseninstrumente, um eine zeitlich befristete Mengenreduzierung anzuordnen. Auch darauf hätten die Agrarminister der Länder auf der AMK gegenüber dem Bund gedrängt – bisher sei aber nichts passiert. „Sollte dies so bleiben, beabsichtige ich, noch im Juli eine Sonder-AMK einzuberufen. Denn wir dürfen die Bauern nicht im Stich lassen.“