Die höheren Anforderungen an die ökologische Milchviehhaltung fördern nicht die Tiergesundheit. Das geht aus einer aktuellen Studie unter Leitung der Universität Kassel hervor. Die Wissenschaftler schlagen eine flächendeckende, unabhängige Erfassung von Produktionskrankheiten vor.
Die Wissenschaftler untersuchten über einen Zeitraum von einem Jahr das Auftreten ausgewählter Erkrankungen auf mehr als 200 Biobetrieben in Deutschland, Frankreich und Schweden sowie Spanien. Demnach unterscheiden sich die Erkrankungsraten auf Biobetrieben - trotz der deutlich besseren Haltungsstandards - nicht von den Erkrankungsraten konventionell arbeitender Höfe.
Allerdings gebe es enorme Unterschiede zwischen den einzelnen Biobetrieben, die sich weder durch regionale Gegebenheiten noch durch die Betriebsgröße erklären ließen, heißt es in der Studie. Vielmehr seien hohe Erkrankungsraten zuallererst der Ergebnis einer suboptimalen Betriebsführung, so die Forscher. Vielen Betrieben fehle der Anreiz, Zeit und Geld in die Verbesserung der Gesundheitssituation zu investieren, weil alle Lieferanten einer Molkerei trotz unterschiedlicher Gesundheitsleistungen denselben Preis für Biomilch erhielten. Auch könnten die Kosten für die Verbesserung der Tiergesundheit die Ausfallkosten durch Erkrankungen übersteigen. Das kennzeichne eine unfaire Wettbewerbssituation.
Auf Basis der Ergebnisse haben die Wissenschaftler Konzepte zur Verbesserung der Tiergesundheit entwickelt, ebenso wie ein Softwareprogramm zur Durchführung von Kosten-Nutzen-Analysen für das Tiergesundheitsmanagement. An die Politik appellieren die Wissenschaftler, die Tiergesundheit nicht allein der Selbsteinschätzung einzelner Landwirte zu überlassen. Es sollten Systeme zur flächendeckenden Erfassung von ausgewählten Produktionskrankheiten etabliert und konkrete Zielvorgaben abgesteckt werden.
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