Auf dem zunehmend volatilen Milchmarkt wünschen sich Milcherzeuger mehr Preissicherheit. Warenterminbörsen können dafür ein Instrument sein. Das wurde auf der Fachtagung Milchbörse in Hamburg deutlich, zu der die VR Agrarberatung eingeladen hatte.
Ludwig Börger, Milchreferent des Deutschen Bauernverbandes, zeigte, wie Warenterminbörsen zur moderneren Gestaltung von Lieferbeziehungen zwischen Molkereien und Landwirten genutzt werden können. Dazu ging er unter anderem auf die Molkereien Glanbia (Irland) und Fonterra (Neuseeland) ein. Terminbörsen würden sowohl Landwirten als auch Molkereien ein entscheidend höheres Maß an Planungssicherheit bieten.
In Deutschland kommt das Geschäft mit Warenterminbörsen aber nur langsam in Gang, aus zwei entscheidenden Gründen: "Um selbst an der Börse teilzunehmen, sollten Milcherzeuger mindestens 600.000 kg Milch pro Jahr produzieren, besser mehr", sagte Johann Kalverkamp von der VR Agrarberatung. Zudem haben die Molkereien kaum Interesse, sich damit zu beschäftigen. "Man kann machen, was man will: Als letztes Glied in der Kette muss der Erzeuger letztlich das Preisrisiko tragen", sagte sinngemäß ein Vertreter einer Genossenschaftsmolkerei.
Das ließ Jobst Jungehülsing, Ministeralrat im Bundeslandwirtschaftsminsterium, so nicht stehen: "Die Branche sollte aufhören, sich gegenseitig den Schwarzen Peter zuzuschieben. Sie sitzen alle in einem Boot und sollten versuchen, gemeinsam Lösungen für die Preisschwankungen zu erarbeiten."
Er appellierte an die Milcherzeuger, die Instrumente zur Absicherung des Preisrisikos stärker von den Molkereien einzufordern. Den Molkereien gab er mit auf den Weg: "Wir können mit den Milcherzeugern so nicht umgehen. Das wird keine weitere drei Jahre gut gehen!"
Jungehülsing geht davon aus, dass einige Molkereien die Zeichen der Zeit erkennen werden und ein Risikomanagement für ihre Milcherzeuger anbieten werden. Diese Molkereien würden dann Wettbewerbsvorteile haben, da sie die Erzeuger an sich binden würden.