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"Der Milchmarkt brennt"

Zur aktuellen Lage auf dem Milchmarkt ein Kommentar von Ottmar Ilchmann, stellvertretender ABL-Vorsitzender.

Lesezeit: 3 Minuten

Zur aktuellen Lage auf dem Milchmarkt ein Kommentar von Ottmar Ilchmann, stellvertretender ABL-Vorsitzender:


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"Die Hiobsbotschaften vom Milchmarkt reißen nicht ab. Auf der internationalen Handelsplattform für Milchprodukte Global Dairy Trade sind die Preise erneut gesunken und liegen jetzt auf dem Niveau von August 2009. Zur Erinnerung: Das war auf dem Höhepunkt der Milchkrise!


Die Aussichten am Weltmarkt sind trübe, alle Blütenträume auf einen Exportboom nach dem Quotenende sind sehr schnell geplatzt. Die Milchmenge, die international nicht mehr abgesetzt werden kann, drückt auf den heimischen Markt und ermöglichte es den Handelsketten bei den letzten Preisverhandlungen für die so genannte „Weiße Linie“, Preisrückgänge von vier bis fünf Cent pro Liter durchzusetzen. Milchexperten des Bauernverbandes zetern über die bösen Discounter, die rücksichtslos ihre Marktmacht ausnutzen. Kein Wort gegen die Molkereien, die die Milch ja schließlich so billig anbieten!


Gemeinsam haben Bauernverband und Milchindustrie und die sie unterstützende Politik alles dafür getan, dass es nach dem Auslaufen der Quote keine wirksamen Regulierungsmöglichkeiten mehr gibt. Deshalb tragen sie auch die Verantwortung für die jetzige Krisensituation. Mangelnde Nachfrage auf dem Weltmarkt und schlechte Abschlüsse im Inlandsgeschäft werden in den kommenden Monaten erst richtig auf die Auszahlungspreise durchschlagen. Viele Kollegen wollen es noch nicht wahrhaben, aber wir sind mitten in der nächsten Krise!


Dabei zeigt sich wieder einmal: Die großen, exportorientierten Genossenschaftsmolkereien, die mit ihrer Abnahmegarantie und dem Gerede von den Chancen auf dem Weltmarkt die Produktion richtig angeheizt haben, geben die Risiken und Mindererlöse ihrer Politik voll an die Milchbauern weiter. Sie bauen ihre Imperien auf den Gräbern der bäuerlichen Betriebe. In aller Deutlichkeit sagt das Dr. Schwaiger, der Vorstandsvorsitzende der größten deutschen Molkerei DMK. Auf die Frage, warum seine Molkerei so schlecht auszahlt, antwortet er wörtlich: „Allerdings ist der Milchpreis nur EIN Aspekt, der die Leistungsfähigkeit einer Molkerei definiert. Hinzu kommen noch die Investitionen sowie der Gewinn inklusive der Eigenkapital-Entwicklung. Und hier ist das DMK sehr gut aufgestellt.“


Logisch: Die beste Möglichkeit, die eigenen Gewinne zu steigern und die Investitionen für die Weltmarktproduktion zu leisten, ist der schlechte Auszahlungspreis für die eigenen Lieferanten, immerhin die Eigentümer des Unternehmens! Weiter kann man den Genossenschaftsgedanken nicht pervertieren. Und es funktioniert, einfach weil Molkereien wie DMK durch Fusionen, wie jetzt wieder mit der holländischen DOC Kaas, jede Konkurrenz und jeden Wettbewerb um die Rohmilch ausschalten. Es bilden sich faktisch Monopole, und wenn die Milchbauern keine Möglichkeit zum Molkereiwechsel mehr haben, müssen sie den schlechten Milchpreis zähneknirschend akzeptieren. Wenn dann noch ein DBV-„Milchpräsident“ Udo Folgart eine Leuchtturmmolkerei mit bis zu 40 % Marktanteil als Ziel des Bauernverbandes vorgibt, müsste jedem klar werden, wessen Interessen hier vertreten werden.


Uns Milchbauern bleibt neben dem Einsatz für Kriseninstrumente nur die weitere Bündelung als Gegenmittel. Die Unterstützung der Erzeugergemeinschaft Nord-MEG durch die niedersächsische Landesregierung ist hier ein kleiner Hoffnungsschimmer, aber die Möglichkeit zum Zusammenschluss muss unbedingt auf Lieferanten von Genossenschaftsmolkereien ausgedehnt werden, und dann müssen viel mehr Milcherzeuger diese Möglichkeit auch nutzen, ganz nach dem Motto „Widerstand und Selbsthilfe“. Auch die Erzeugung und Vermarktung besonderer Qualitätem ist ein Mittel für uns, mehr Einfluss auf Menge und Preis zu erreichen: Wir müssen uns mehr beschäftigen mit Weidemilch, gentechnikfreier Milch, Biomilch und anderem mehr. Niemand außer den Milchbauern selbst hat ein Interesse an kostendeckenden Milchpreisen."


Der Kommentar ist in der "Unabhängigen Bauernstimme" erschienen.

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