EU-Agrarkommissar Phil Hogan hat seine ablehnende Haltung gegenüber einer Verstärkung der Milchintervention bekräftigt. In einem Gastbeitrag in der französischen Zeitung „Le Tribune“ erklärte der Ire vergangene Woche, dass dies nicht im Interesse der Milcherzeuger sei.
„Wir leben in einer Epoche volatiler Märkte, was einer außergewöhnlich hohen Produktion auf allen Märkten, insbesondere in den USA und in Neuseeland, aber auch hier in der EU geschuldet sei“, schreibt Hogan. Hinzu komme, dass die Nachfrage nach Milchprodukten auf großen Absatzmärkten wie China moderat ausfalle.
Der Agrarkommissar gab zu bedenken, dass die Intervention kein geeignetes Mittel zur Mengensteuerung sei und zudem keine großen Auswirkungen auf den Milchpreis habe. Daneben bestehe die Gefahr einer erneuten Entstehung von Milchseen und Butterbergen.
Keine vorschnellen Entscheidungen
Der Agrarkommissar versprach, alles dafür zu tun, den Landwirten dabei zu helfen, die künftigen Herausforderungen anzunehmen und die Möglichkeiten „einer auf den Markt ausgerichteten“ Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) zu nutzen.
Unterdessen warnte Hogans Sprecher Daniel Rosario gegenüber AGRA-EUROPE vor zu hohen Erwartungen und vorschnellen Entscheidungen bei der Bekämpfung der aktuellen Krisenlagen auf verschiedenen Agrarmärkten in der EU. Konkrete Beschlüsse seien nicht vor dem Sonderagrarrat am 7. September zu erwarten, stellt der Portugiese klar. Gleichwohl werde man sich mit der Problematik befassen und an Lösungen arbeiten. Derzeit meldeten sich die Mitgliedstaaten für verschiedene Hilfsinstrumente für unterschiedliche Produkte an, betonte der Agrarsprecher. Schweinefleisch und Milchprodukte seien nur zwei Beispiele von vielen.
Unterschiedliche Bedingungen
Die Ursachen und auch die Umstände in den einzelnen EU-Ländern seien dabei meist nicht vergleichbar, unterstrich Rosario. Von daher sei es schwierig, an einer Lösung zu arbeiten, die für alle Fälle passend sei.
Der Sprecher verwies zudem auf die eigenen Möglichkeiten der Mitgliedstaaten, Krisensituationen zu bewältigen. Es gebe genug Instrumente, die zunächst genutzt werden müssten. Zur Idee, erneut die Auszahlungen der Agrarbeihilfen auf Ende September vorzuziehen, äußerte sich Rosario sehr skeptisch.
Derweil kündigte der französische Bauernverband (FNSEA) gegenüber Medien an, dass er bereits eine erneute nationale Mobilisierung vorbereite, die in der Woche vom 1. September in den Regionen beginnen und dann mit einer gemeinsamen Veranstaltung in Paris fortgesetzt werden solle. Dies solle vor der Demonstration europäischer Landwirte in Brüssel am Rande des Sonderagrarrats am 7. September erfolgen. (AgE)