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Positive Aussichten für den Milchmarkt

Die positiven Preissignale am Milchmarkt sind immer eindeutiger: Die Preise am Spotmarkt und für lose Butter und Magermilchpulver notieren seit Mitte Mai höher. Daraus ergeben sich um bis zu 4 Cent/kg höhere Verwertung als im April. Mit dem sinkenden Milchangebot sollen die Eröse auch in den übrigen Bereichen steigen.

Lesezeit: 6 Minuten

Die positiven Preissignale am Milchmarkt sind immer eindeutiger: Die Preise am Spotmarkt und für lose Butter und Magermilchpulver notieren seit Mitte Mai höher. Daraus ergeben sich um bis zu 4 Cent/kg höhere Verwertung als im April. Mit dem sinkenden Milchangebot sollen die Eröse auch in den übrigen Bereichen steigen.

 

Das fassen Erhard Richarts und Holger D. Thiele vom Institut für Ernährungswirtschaft Kiel (ife) in einer aktuellen Analyse zum Milchmarkt zusammen. Sie sehen eindeutige Signale, die für eine Preiserholung am Milchmarkt sprechen. Ihre Analyse im Wortlaut:



Kieler Rohstoffwert Milch bei knapp 25 Cent

Der aus den Marktpreisen für Butter und Magermilchpulver kalkulierte Kieler Rohstoffwert Milch hat Ende Juni knapp 25 Cent/kg (bei 4,0% Fett und 3,4% Eiweiß, ab Hof) erreicht, nachdem er im März und April knapp unter 20 Cent/kg gelegen hatte. Am Spotmarkt hat sich die Verwertung von 16 Cent Mitte April sogar auf 27 Cent verbessert. Auch wenn diese Verwertungen im Fettbereich nur ein Drittel und für den Magermilchanteil lediglich etwa 10 bis 12 % der Verarbeitung repräsentieren, so zeigen die hier beobachteten Tendenzen stets recht zuverlässig die künftige Entwicklung in den übrigen Zweigen der Milchverarbeitung an, sei es nach oben, seitwärts oder nach unten. Wegen Kontraktlaufzeiten von unterschiedlicher Dauer dürfte es einige Zeit brauchen, bis die übrigen Sektoren dieser jetzt nach oben gerichteten Entwicklung folgen und eine nachhaltige Verbesserung des Milchgeldes für die Lieferanten und Milcherzeuger ermöglichen. Die Preise für Standardkäse sind vereinzelt jetzt schon in Bewegung nach oben geraten. Für den Einzelhandel abgepackte Butter wird voraussichtlich Anfang Juli den gestiegenen Preisen für Butter in Blöcken folgen, was allein schon den Kieler Wert um 2 Cent nach oben treiben würde, auch wenn alle anderen Preise unverändert blieben.

 

Mit Verzögerung folgen Käse und Trinkmilch

Im weißen Sortiment, also für Trinkmilch und ihre Begleitprodukte, die als Handelsmarken abgesetzt werden, wird es allerdings am längsten dauern, da hier die derzeitigen Kontrakte überwiegend bis Oktober laufen. Fatal ist hier-bei, dass diese ebenso wie die für abgepackte Butter schon zum Zeitpunkt der Vertragsabschlüsse noch niedrigere Erlöse hergeben als die anderen Verwertungen. Auch im Käsebereich dürften einige Abschlüsse während ihrer Laufzeit niedrigere Erlöse für die eingesetzte Milch bedeuten als sie in anderen Bereichen erzielt werden.

 

Bis zum kommenden Herbst, wenn viele neue Kontrakte mit längeren Laufzeiten geschlossen werden, deuten sich weiter erhöhte Preisforderungen von Seiten der Molkereien an. Die an verschiedenen Börsen, darunter auch der EEX in Leipzig notierten Terminpreise für Butter und Milchpulver mit Erfüllung zu dieser Zeit zeigen Verwertungen in der Nähe von 28 bis 30 Cent je Kilo Milch an. Dies läuft annähernd synchron mit den Tendenzen am Weltmarkt, mit dem der EU-Markt eng verflochten ist. Bei der neuseeländischen Handelsbörse Global Dairy Trade ist seit Ende April mit jeder Auktion das Preisniveau über die verschiedenen Erfüllungstermine hinweg gestiegen.

 

Exporte positiv

Als Argumente für höhere Preise werden bei den in nächster Zeit anstehenden Preisverhandlungen mit Abnehmern im Einzelhandel und in der Ernährungsindustrie sowohl die Nachfrage vom Weltmarkt als auch das knapper werdende Angebot an Milch und Milcherzeugnissen dienen. Auch wenn China nicht mehr so wie noch 2014 die Lokomotive darstellt und mit Russland in dieser Rolle noch weniger zu rechnen ist, erweist sich der internationale Markt durchaus als aufnahmefähig, wie die bisher bekannten Daten von 2016 über den Handel mit Milchprodukten und die Exporte der EU zeigen. Und der EU-Binnenmarkt ist immer noch für ein leichtes Wachstum gut.


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Milcherzeugung: Expansion ist erlahmt

Dieser positiven Nachfrageentwicklung steht allerdings ein stagnierendes und auf absehbare Zeit eher sogar sinkendes Angebot gegenüber. In Ozeanien und Südamerika wird schon seit einiger Zeit weniger Milcherzeugt. Die USA werden 2016 ihre Exporte an Milcherzeugnissen nicht mehr so steigern können wie bislang, weil ihr Binnenmarkt ebenfalls wächst. In Europa zeichnet sich jetzt ebenso ein Rückgang der Milcherzeugung ab. Den jüngsten Daten aus Deutschland, Frankreich, dem Vereinigten Königreich und Irland zufolge sinkt die Milcherzeugung nicht nur saisonal, es zeichnet sich auch ein zyklischer Abschwung ab. Immerhin verfügen diese vier Mitgliedstaaten über mehr als die Hälfte der Kuhmilcherzeugung in der EU. Auch in anderen Mitgliedstaaten ist mit einer ähnlichen Entwicklung zu rechnen, und wo noch expansive Tendenzen bestehen, sind sie schwächer als bis Ende März. Gestützt wird diese Erwartung auch durch vermehrte Kuhschlachtungen in der gesamten EU.




 

Damit wird sich der Strukturwandel in der Milchviehhaltung beschleunigen, nachdem er sich unter dem Eindruck relativ hoher Milchpreise von 2013 bis 2015 verlangsamt hatte. Dass im Herbst und Winter 2015 Milcherzeuger noch nicht auf die niedrigen Milchpreise reagiert haben, ist betriebswirtschaftlich nachvollziehbar: Wenn Futtervorräte angelegt sind und diese nicht anderweitig zu verwenden sind, so lohnt es sich weiter zu machen bis sie verbraucht sind. Denn auch wenn kein Gewinn mehr zu erzielen ist, gilt es wenigstens mögliche Verluste zu minimieren. Dass niedrige Preise die Produktion noch anregen, was man an-gesichts der starken Zuwächse der Milchproduktion vom Herbst 2015 bis Frühjahr 2016 vermuten könnte, ist als ein scheinbarer aber nicht wirklicher Zusammenhang anzusehen.

 

Hilfreich: Die Intervention

Hilfreich für die weitere Markterholung erweist sich auch die Intervention. Außer den zum Festpreis intervenierten 218.000 Tonnen Magermilchpulver wurden im Ausschreibungsverfahren bisher rund 79.000 Tonnen angeboten, so dass rund 297.000 Tonnen aus dem Markt genommen sind. Angesichts mittlerweile gestiegener Marktpreise wird wohl nicht mehr viel dazu kommen, wenn überhaupt. Wenn die EU mit den Beständen an Milchpulver ähnlich verfährt wie mit den 2009 angekauften, ist kaum damit zu rechnen, dass sie die spätere Marktentwicklung in größerem Maße stören.

 

Die Risiken

Nach einer langen Phase mit sinkenden Preisen erweist sich jetzt das Zusammenspiel von An-gebot und Nachfrage als treibende Kraft für eine zur Abwechslung mal wieder nach oben gerichtete Preisentwicklung. Die Risiken für diese Erholung sollte man allerdings nicht verdrängen; sie liegen in der Hauptsache in der allgemeinen Wirtschaftsentwicklung. Unter anderen sind hier der Euro-Wechselkurs und der Rohölpreis zu nennen. Dabei ist das vom Wechselkurs für die hier vorhergesagte Entwicklung zumindest vorerst eher das kleinere Risiko.

 

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