Ganz im Westen Niedersachsens entsteht derzeit eine der größten Mastanlagen des Landes: 15.000 Schweine will Wim Beulink künftig in seinen drei Ställen in Sustrum mästen, berichtet die Neue Osnabrücker Zeitung.
10.000 Tiere hält Beulink bereits auf dem Gelände in zwei Gebäuden, in das dritte sollen noch einmal 5000 passen. Wie die Zeitung anmerkt gibt es zwar Landwirte in Niedersachsen, die insgesamt mehr Tiere haben. Aber wohl keinen, der an einem Fleck so viele Schweine hält. Da seien sich Branchenkenner und -kritiker sicher.
Wenn der zwei Millionen Euro teure Stall einmal steht, werden auf dem Grundstück 15.000 Schweine eingestallt sein. Bei drei Mastdurchgängen pro Jahr macht das gut 45.000 Tiere, die durch die Anlage geschleust werden. Als Ferkel mit einem Gewicht von etwa 25 Kilogramm angeliefert. Als schlachtreifes Schwein mit gut 125 Kilogramm nach etwa 100 bis 120 Tagen Mast wieder abgeholt. Ein Großteil der Tiere gehe an den Tönnies-Schlachthof Weidemark im gut 30 Autominuten entfernten Sögel, sagt Beulink.
Nervös soll der Niederländer angesichts der verschärften Politik aus dem grünen Landwirtschaftsministerium in Hannover übrigens nicht sein. An seinen Expansionsplänen habe er nie gezweifelt. Aber so richtig gerechnet mit der Genehmigung habe er dann doch nicht mehr, zumal Landwirtschaftsminister Christian Meyer klarstellte, dass solche Anlagen nicht erwünscht seien.
Nach acht Jahren hält er sie aber in Händen. „Wir haben ein Brandschutzkonzept, ein Immissions- und ein Keimgutachten gefordert. Alles ist uns anstandslos vorgelegt worden“, sagt der emsländsiche Kreisbaurat Dirk Kopmeyer. Auch die ordnungsgemäße Verbringung der gut 15.000 Kubikmeter Gülle im Jahr habe Beulink schlüssig dargelegt. Es habe am Ende rechtlich gar keine andere Möglichkeit gegeben, als das Bauvorhaben zu genehmigen, so Kopmeyer.
Der örtliche Ableger des Naturschutzbundes hat den Protest nach Informationen der Zeitung mangels Erfolgsaussichten inzwischen aufgegeben. Man verwende seine begrenzten finanziellen wie personellen Ressourcen auf Genehmigungsverfahren, bei denen die zu erwartende Beeinträchtigung der Natur größer sei, heißt es auf Nachfrage der NOZ.
Beulink hat seine komplette Anlage mit Filtern ausgestattet. Seit 2013 ist das in Niedersachsen Pflicht, wenn mehr als 2.000 Schweine in einem Stall leben. Kein Gestank und keine Schadstoffe dringen aus den abgeriegelten Gebäuden nach außen. Anrainer würden das bestätigen: Von der großen Anlage des Niederländers gehe keine Geruchsbelästigung aus, wohl aber von kleineren Schweineställen in weiterer Entfernung, die keine Filter haben.
Laut Sustrums Bürgermeister Hans-Hermann Hoppe (CDU) werden mittlerweile aber nur nur noch ortsansässigen Bauern Stallneubauten genehmigt. Eine Anlage wie die von Beulink sei keine landwirtschaftliche Tierhaltung mehr, befindet Hoppe.
Ottmar Ilchmann von der AbL kritisiert, dass von einer Anlage dieser Größenordnung ein erheblicher Verdrängungsdruck auf die bäuerlichen Betriebe der gesamten Umgebung ausgehe. Er prognostiziert dem Betrieb von Beulink ohnehin nur eine kurze Laufzeit: Wenn es so weit käme, dass die Politik das Verbot des Schwänzekupierens bei Ferkeln durchsetze, dann stünden derart große Anlagen vor dem Aus. Sie seien schlichtweg zu groß, um den notwendigen Mehraufwand zu schultern, damit die Tiere sich nicht gegenseitig anfressen. „Deshalb ist eine Stilllegung dieser Anlage in einigen Jahren absehbar“, so Ilchmann gegenüber der Neuen Osnabrücker Zeitung.