Wirtschaft, Politik und Öffentlichkeit reagieren zunehmend auf ethische Fragestellungen in der modernen landwirtschaftlichen Nutztierhaltung. Zu diesem Ergebnis kommt der Agrarbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Dr. Clemens Dirscherl. Infolge der gesellschaftlichen Diskussion um Tierschutz und Fleischkonsum würde sich das Angebot immer stärker aufteilen. Neben dem Massenmarkt gewännen Premiumstandards sowie Formen der Regional- und Direktvermarktung an Bedeutung. Immer wichtiger werde dabei die Regionalisierung von Lebensmitteln, so dass neben Tierwohlkennzeichen oder ökologisch ausgerichteten Standards die regionale Herkunftsangabe als Qualitätskriterium herausgestellt werde.
Dirscherl hebt zudem die steigende Bedeutung des Tierwohls für agrarpolitische Entscheidungen hervor. Dies gelte sowohl für die europäische als auch für Bundes- und Länderebene sowie für die Kommunalpolitik, etwa wenn es um die baurechtliche Genehmigung von Stallanlagen gehe. Dirscherl erwartet, dass die Diskussion um ethische Fragestellungen in der Tierhaltung künftig noch intensiver geführt werden wird.
Es stelle sich darüber hinaus die Frage, warum ein Tier mit seinem Körper vornehmlich über die Zucht an moderne Haltungssysteme angepasst werden solle, anstatt die Haltungssysteme nach den tierischen Bedürfnissen auszurichten. Der einzelne Konsument sei mit seinem Einkaufs- und Ernährungsverhalten Teil des Systems moderner landwirtschaftlicher Tierhaltung, weil er mit seinen Bedürfnissen als Nachfrager Signale an das Marktangebot sende. (AgE)