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Ist Ökolandbau nachhaltiger?

Öko, kein Öko oder beides? Eine Vision zur Landwirtschaft im Jahr 2030 gibt Dr. Heinrich Graf von Bassewitz.

Lesezeit: 3 Minuten

Gegenüber der konventionellen Landwirtschaft hat der biologische Landbau bei der Nachhaltigkeit in vielen Punkten die Nase vorn: Dieser fördert die Biodiversität stärker, verbraucht durch Pflanzenschutz- und Düngemittelverzicht weniger Ressourcen und trägt mehr zum Wasserschutz bei. Dies resultiert in erster Linie aus dem Kreislaufprinzip der Nährstoffe.

Aber Biobetrieb ist nicht gleich Biobetrieb: Nur die Richtlinien der deutschen Bio-Anbauverbände fordern eine echte Kreislaufwirtschaft. EU-Bio erlaubt dagegen die Teilbetriebsumstellung und hohe Importe konventioneller Wirtschaftsdünger. Aber auch bei den Richtlinien der deutschen Bioverbände bleibt noch viel zu tun. Sie fordern zwar eine aktive Gestaltung des Lebensraums. Es fehlen allerdings Wirkungsindikatoren zur Überprüfung. Die Verbandsrichtlinien haben im ökologischen Bereich Stärken, fallen aber beim Klima, der Ökonomie und dem Sozialen ab. Soll sich der Öko-Landbau zum „Goldstandard“ für Nachhaltigkeit entwickeln, muss hier nachgearbeitet werden. Sonst ist zu befürchten, dass ihn vereinfachende, nur auf wenigen Parametern beruhende Nachhaltigkeitssiegel wie „Pro Planet“ von REWE, öffentlichkeitswirksam überholen.

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Der Betriebsleiter zählt!

Das Maß an Nachhaltigkeit bestimmen aber nicht nur die Öko-Richtlinien. Vergleicht man ökologische und konventionelle Betriebe, zeigt sich der große Einfluss des Betriebsleiters. Seine organisatorischen Fähigkeiten beeinflussen die Nachhaltigkeit eines Betriebes oft mehr als das jeweilige Produktionssystem. Wissenschaftlich untermauert haben das das Thünen-Institut und die TUM Weihenstephan. In enger Kooperation untersuchten Forschung, Beratung und Praxis 40 ökologische und 40 konventionelle „Betriebspaare“. Ergebnis: Die Besten sind meist Ökobetriebe, aber sehr gut geführte konventionelle Betriebe übertreffen durchschnittliche Öko-Betriebe in ihrer Nachhaltigkeit.

Gräben überwinden …

Mehr Nachhaltigkeit bei hoher Produktivität könnte meiner Meinung nach die Überwindung der „Grabenkämpfe“ zwischen Öko- und konventioneller Landwirtschaft bringen. Dazu müssen technische Innovationen kommen.

Meine Vision dazu: Im Jahr 2030 ist Soja an unser Klima angepasst, Lupinen bringen auf schwachen Standorten 5 t/ha. Leguminosen wachsen auf 25 % unserer Fläche und liefern Eiweißfutter und Stickstoff – Eiweißimporte gibt es nicht mehr.

Die Tierproduktion ist wieder in die Betriebe integriert, da die Diversifizierung Marktrisiken ausgleicht. Mit dem Mist der Ställe und dem Gras von naturgeschützten Grünlandflächen sowie mit Kleegras vom Acker wird Biogas und Elektrizität produziert. Die Traktoren fahren mit Biogas, aus den Gärresten wird Dünger. Die Betriebe sind komplett energie- und düngerautark und beliefern Dörfer und Städte mit Energie aus Biogas, Solaranlagen und Wind. Die Kulturpflanzenzüchtung setzt Schwerpunkte auf Krankheitsresistenz und eine bessere Nährstoffausnutzung. GPS- und computergesteuerte Groß-Hacken mit Laser können Unkraut von Kulturpflanzen unterscheiden. Sie sind so schnell wie Feldspritzen und verbilligen die mechanische Unkrautbekämpfung. Mähdrescher sterilisieren den Unkrautsamen, bevor er mit dem Stroh wieder auf die Fläche fällt. Organische Pilzbekämpfungsmittel sind genauso effizient wie Fungizide und Pheromonfallen fangen Schadinsekten. Wer wäre gegen ein solches nachhaltiges High-Tech-System, das eine hohe Produktqualität sichert?

Mehr Forschung!

Die heutige Standardtechnologie mit chemischem Dünger, Pflanzenschutzmitteln und Medikamenten hat die Nahrungsmittelsicherheit sicher erst ermöglicht. Der chemische Fortschritt hat aber Nebenwirkungen. Deshalb müssen nun neue Ansätze her, um hohe Produktivität mit Nachhaltigkeit zu verbinden. Vor 30 Jahren haben wir Überschüsse produziert, die öffentliche Forschung zur Produktivität fast eingestellt und der Pflanzenschutz- und Saatgutindustrie überlassen. Es gibt kaum noch öffentliche Agrarforschung für produktivitätssteigernden Fortschritt. Aber wir benötigen sie, um nachhaltige Verfahren mit hoher Produktivität zu entwickeln. Ökologischer Landbau und nachhaltige Produktionsverfahren haben nur dann eine Chance, wenn sie am Markt wettbewerbsfähig werden. Dazu muss die Effizienz steigen. Es fehlt ein technologischer „Big Bang“.

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