Mehr Umsicht in der Agrarpolitik hat der Präsident des Hessischen Bauernverbandes (HBV), Karsten Schmal, eingefordert. „Wir Landwirte stehen für eine nachhaltige, tiergerechte, umwelt- und ressourcenschonende Produktion. Dafür ist eine Politik mit Augenmaß, die sich nicht über die Köpfe der Betroffenen hinwegsetzt, unerlässlich“, betonte der HBV-Präsident bei der Eröffnung der 71. Landwirtschaftlichen Woche Nordhessen am Montag vergangener Woche (14.1.) in der Stadthalle Baunatal.
Dort erteilte er Verschärfungen im Düngerecht eine klare Absage. Mit Blick auf die Umsetzung der neuen Düngeverordnung bezeichnete Schmal einige Regelungen als „überzogen und nicht praxisgerecht“. Zusätzliche Verschärfungen im Düngerecht, die die Europäische Kommission für Deutschland offensichtlich plane, überforderten die Betriebe. Der damit verbundene Aufwand und die Investitionskosten seien nicht zu schultern und bedeuteten das Aus einer bäuerlichen Landwirtschaft. Der HBV-Präsident erklärte, es müsse klar sein, dass ohne eine bedarfsgerechte Düngung und gezielte Pflanzenschutzmaßnahmen die notwendigen Erträge und Qualitäten nicht gesichert werden könnten.
Weiter dringenden Handlungsbedarf sieht Schmal deshalb hinsichtlich der Verfügbarkeit von Pflanzenschutzmitteln. Um bessere Rahmenbedingungen für die hessischen Bauernfamilien zu schaffen, kündigte der Verbandspräsident an, den konstruktiven Dialog mit der Landesregierung intensivieren zu wollen.
Hohe Erwartungen
„Positive Ansätze“ sieht der HBV-Präsident in dem kurz vor Weihnachten von Union und Grünen vorgestellten Koalitionsvertrag. Zugleich wecke dieser aber auch hohe Erwartungen. So müssten den wohlklingenden Worten, „die Landwirtschaft in Hessen verdient unsere größte Wertschätzung“ nun Taten folgen, forderte Schmal in Richtung Hinz.
Ein besonderes Anliegen sind dabei für den Landesbauernpräsidenten die nach wie vor bestehenden Probleme in punkto Ferkelkastration und Kastenstandurteil. Diese müssten jetzt schnell angepackt und gelöst werden, verlangte Schmal. Dem „dramatischen Rückgang“ in der Sauenhaltung im Bundesland dürfe die Politik nicht tatenlos zusehen.
Dem Verbandspräsidenten zufolge wurden im November 2018 in Hessen nur noch 32 800 Zuchtsauen gezählt. Damit sei der Zuchtsauenbestand im Vergleich zum November 2017 um fast 16 % gesunken. Das sei der mit Abstand größte Rückgang aller Bundesländer, erklärte Schmal. Die durchschnittliche Abnahme für Deutschland liege bei 3,8 %. Im Jahr 2010 seien in Hessen noch 54 400 Zuchtsauen in 1 450 Betrieben gehalten worden. Die Zahl der Zuchtsauenhalter habe sich mittlerweile mehr als halbiert und liege unter 700.