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10000 kg mit Bio melken?

Lesezeit: 5 Minuten

Wie lassen sich mit biologischer Produktion hohe Milchleistungen erzielen? Berater und Praktiker nennen die wichtigsten Erfolgsfaktoren.


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Biomilchproduktion bedeutet geringe Leistung und extensives Futter – stimmt dieses Vorurteil? Keinesfalls! „Einige unserer Betriebe melken über 9000 kg“, sagt Dr. Peter Manusch, Erzeugerberater bei Naturland in Bayern.


Klar ist aber, dass es für biologisch wirtschaftende Betriebe schwieriger ist, hohe Leistungen zu melken. Sie müssen schärfere Auflagen erfüllen, zudem ist Kraftfutter teuer. Deshalb liegen die durchschnittlichen Herdenleistungen der Biomilcherzeuger unter denen der konventionellen.


Der Landeskontrollverband (LKV) Baden-Württemberg errechnet für Biokühe eine durchschnittliche Leistung von 6000 kg. Das sind rund 1700 kg weniger als der konventionelle Schnitt. Die anderen LKV weisen die Biomilchleistung nicht separat aus. Aber auch hier dürfte es ähnlich sein.


Auffällig ist allerdings, dass einzelne Biomilcherzeuger ähnliche Spitzenleistungen wie die konventionellen Milch- erzeuger erreichen. Das beobachtet zum Beispiel Dr. Otto Volling, Berater von Bioland: Die durchschnittliche Leistung der Biobetriebe in Niedersachsen liegt bei 6578 kg – einzelne Betriebe überspringen aber die Hürde von 10000 kg. Was machen sie anders?


Beste Genetik:

Den Grundstein für eine hohe Milchleistung legt die Tiergenetik. Die höchste Biomilchleistung erreicht die Rasse Holstein. Mit 6488 kg Milch liegt sie 480 kg über dem Schnitt aller Biokühe, zeigt der LKV Baden-Württemberg.


Die Zucht ist aber keinesfalls nur auf Leistung getrimmt, wie der ökologische Zuchtwert (ÖZW) belegt. Diesen haben Bayern, Baden-Württemberg und Österreich entwickelt, um das „ökonomische Optimum mit leistungsfähigen, aber nicht höchstleistenden, dafür aber langlebigen Kühen“ zu erreichen.


Der ÖZW gilt für die Rassen Fleckvieh und Braunvieh. Die Milchleistung hat eine Gewichtung von 20 %, entscheidender ist aber die Fitness mit 65%. Der ÖZW schließt auch eine Zucht auf Persistenz und eine Leistungssteigerung über die Laktationen ein, so die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft.


Daneben ist das Grundfutter ein wichtiger Pfeiler für hohe Herdenleistung. „Viel Milch ist nur durch hohe Grundfutterleistungen möglich“, sagt Sören Binder, Milcherzeugerberater von Bioland. „Auch wenn der Anbau nicht ohne Risiken ist, spielt Silomais vor allem in den Ackerbauregionen eine große Rolle“, ergänzt sein Kollege Dr. Manusch.


Mindestens die Hälfte der Milch sollte bei hochleistenden Herden aus dem Grundfutter kommen, verdeutlicht Berater Dr. Volling. Seiner Erfahrung nach hat sich eine aufgewertete Grundfutterration für 27 kg Milch mit leistungsabhängiger Kraftfuttergabe bewährt.


Grund- statt Kraftfutter:

Der Einsatz von Kraftfutter sollte sparsam erfolgen, empfehlen die Berater. Denn das Kraftfutter ist im Verhältnis zur Milch teurer als in der konventionellen Landwirtschaft. „Die letzten Kilogramm Kraftfutter verdrängen Grobfutter und sind deshalb ineffizienter, sodass Landwirte genau rechnen sollten“, rät Dr. Manusch. Bei der Auswahl der Komponenten empfiehlt er hochwertige, pansenbeständige Inhaltsstoffe.


Um eine Futteraufnahme von über 21 kg TM/Tag zu erreichen, sollte der Futtertisch für die Kühe frei zugänglich sein. „Betriebe mit hochleistenden Herden füttern häufiger, schieben das Futter öfter nach oder verteilen noch Lockfutter. Sie reinigen den Futtertisch täglich, damit das Futter attraktiv bleibt“, sagt Dr. Manusch.


Für eine optimale Laktationsvorbereitung sollten die Betriebe die Trockensteher zweiphasig füttern. Für die Ration eignen sich kalium- und calciumarme Futtermittel, um Milchfieber vorzubeugen. Das sind Futtermittel wie Silomais oder junges, nicht mit Gülle gedüngtes Gras.


Die Transitration besteht häufig aus den Komponenten der Ration der melkenden Kühe. Positiv auf die Milchleistung und Tiergesundheit wirkt sich laut Volling ein Strohstall für die ersten Wochen nach Laktationsbeginn aus.


Kaum noch Vollweide:

Vollweidehaltung spielt auch bei Bio eine immer geringere Rolle. Ganz auf Weidehaltung verzichten dürfen die Verbands-Biomilcherzeuger aber nicht. „Weidehaltung führt zu gesunden, bewegungsfreudigen Tieren, das erhöht die Milchleistung. Eine Herausforderung ist allerdings, wenn – wie in diesem Dürresommer – die Niederschläge ausbleiben und das Gras nicht nachwächst“, sagt Binder.


Um hochleistende Kühe auf der Weide passend zu versorgen, sollte immer ausreichend Futter zur Verfügung stehen. Die Kühe dürften nicht zur Narbenpflege dienen, das koste Milchleistung. Dr. Volling empfiehlt deshalb im Sommer bei hohen Temperaturen eine Nachtweide und einen gekühlten Stall, damit die Tiere nicht unter Hitzestress leiden.


Krankheiten gezielt vorbeugen:

Daneben ist die Tiergesundheit entscheidend für hochleistende Kühe. Größte Bedeutung für Biomilcherzeuger hat dabei das Vorbeugen von Krankheiten. Deshalb empfehlen die Berater eine regelmäßige Parasitenkontrolle sowie Klauenpflege.


Um Eutererkrankungen zu vermeiden, sollten die Betriebsleiter viel Wert auf eine hohe Melk- und Stallhygiene legen. Denn Biomilchviehhalter dürfen ihre Tiere nicht prophylaktisch antibiotisch trockenstellen. Grundsätzlich dürfen Biokühe maximal drei Gaben chemisch-synthetischer Medikamente pro Jahr erhalten. Dabei müssen die Landwirte die doppelte Wartezeit einhalten.


Mit Bio vereinbar?

Auch wenn einzelne Biomilcherzeuger hohe Milchleistungen erreichen, sollten nicht alle auf diese Strategie setzen. „Denn hohe Leistungen und ökonomischer Erfolg sind nicht immer korreliert“, sagt Dr. Manusch. Zudem seien hohe Milchleistungen nicht immer mit den Zielen des Ökolandbaus vereinbar. Jeder Betrieb müsse prüfen, ob er zu den Werten des Ökolandbaus passe. Benedikt Fleige


Kontakt: patrick.liste@topagrar.com

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