Ein Routine-Check der Stoffwechselgesundheit im Labor gibt häufig zusätzlich Hinweise auf Wassermangel. Wir haben nach den Hintergründen gefragt.
Sie beurteilen täglich Stoffwechseluntersuchungen in Milchviehherden – wo sehen Sie Hinweise auf Wassermangel?
Wolf: Wie bei jedem anderen Tier kommt es auch bei der Kuh bei einer geringen Wasseraufnahme zu einer Konzentrierung des Urins. Die Nieren versuchen, Wasser ‚zu sparen‘ und damit der geringen Verfügbarkeit von Wasser entgegen zu steuern.
Und das können Sie aus Laborbefunden ablesen?
Humann-Ziehank: Tatsächlich geben die Laborergebnisse häufig Hinweise auf eine erhöhte Konzentrierung des Urins. Wenn es sich um eine Einzeltieruntersuchung handelt, liegt das möglicherweise an einer akuten Erkrankung des Tieres – dann passt der Befund ins Gesamtbild. Bemerkenswert erscheint uns aber, dass wir ziemlich oft nebenbei solche Zustände vorfinden, also beim Routine-Check der Stoffwechselgesundheit.
Warum halten Sie das für besonders bemerkenswert?
Humann-Ziehank: Die Bestandsbetreuung professionell gemanagter Herden bemüht sich heutzutage intensiv, bereits subklinische, also noch nicht offensichtliche, Stoffwechselentgleisungen zu entdecken. Das gibt mehr Zeit für Gegenmaßnahmen. An sich stehen dabei aber Fragen nach dem Energie-, Fett- oder Calcium-Stoffwechsel im Vordergrund. Hierfür werden in jedem Produktionsstadium der Herde Blut- und Urinproben von fünf bis zehn unauffälligen, gesunden Tieren genommen. Die Befunde zeigen dabei erstaunlich oft auch eine erhöhte Konzentrierung des Urins an, obwohl die Fragestellung des Landwirts oder des Tierarztes hierauf erstmal nicht abzielte.
Welche Ursache vermuten Sie dahinter?
Wolf: Das Gesamtbild der Laborergebnisse gibt sehr häufig Hinweise darauf, dass die Kühe nicht genügend Futter aufnehmen. Wenn wir zusätzlich eine erhöhte Konzentrierung des Urins finden, könnte das gleichzeitig bedeuten, dass die Tiere zu wenig saufen. Und es ist bekannt, dass Wassermangel wiederum zu einer geringeren Futteraufnahme führt. Pro kg Trockensubstanzaufnahme benötigt die Kuh ca. 4 bis 5 l Wasser. Möglichweise spielt in diesem Gefüge die Wasseraufnahme eine viel wichtigere Rolle als häufig vermutet.
Finden Sie den Hinweis auf Wassermangel in allen Produktionsstadien gleich häufig?
Wolf: Nach unseren Daten können zwar grundsätzlich alle Phasen betroffen sein, besonders häufig haben wir aber bei Trockenstehern einen Verdacht auf Wassermangel.
Haben Sie dafür eine Erklärung?
Humann-Ziehank: Dazu muss man vom Labor auf die Bestandsebene zurück. Wir haben mit den Bestandstierärzten, die das Q-Check Programm des Labors nutzen, diese Befunde schon öfter telefonisch diskutiert. Recht häufig können die Tierärzte einen Verdacht auf suboptimales Wasserangebot im Betrieb bestätigen. Meistens ist es bautechnisch bedingt. Es liegt also zum Beispiel an der Anzahl, der Anordnung oder der Durchflussgeschwindigkeit der Tränken. Und die trockenstehenden Kühe scheinen davon besonders betroffen zu sein. Vielleicht liegt es daran, dass sie häufiger vorübergehend in Stallbereichen mit weniger komfortablen Möglichkeiten der Wasseraufnahme untergebracht sind. Letztlich sollten der Tierarzt und der Landwirt gemeinsam nach den Ursachen suchen – wir als Labor können aber dazu den Anstoß geben. Sonst werden mögliche Mängel in der Wasserversorgung eventuell gar nicht zum Thema im Betrieb.
Hinweis:
Bitte aktivieren Sie Javascipt in Ihrem Browser, um diese Seite optimal nutzen zu können
Zum Lesen dieses Artikels benötigen Sie ein top agrar Abonnement
Ein Routine-Check der Stoffwechselgesundheit im Labor gibt häufig zusätzlich Hinweise auf Wassermangel. Wir haben nach den Hintergründen gefragt.
Sie beurteilen täglich Stoffwechseluntersuchungen in Milchviehherden – wo sehen Sie Hinweise auf Wassermangel?
Wolf: Wie bei jedem anderen Tier kommt es auch bei der Kuh bei einer geringen Wasseraufnahme zu einer Konzentrierung des Urins. Die Nieren versuchen, Wasser ‚zu sparen‘ und damit der geringen Verfügbarkeit von Wasser entgegen zu steuern.
Und das können Sie aus Laborbefunden ablesen?
Humann-Ziehank: Tatsächlich geben die Laborergebnisse häufig Hinweise auf eine erhöhte Konzentrierung des Urins. Wenn es sich um eine Einzeltieruntersuchung handelt, liegt das möglicherweise an einer akuten Erkrankung des Tieres – dann passt der Befund ins Gesamtbild. Bemerkenswert erscheint uns aber, dass wir ziemlich oft nebenbei solche Zustände vorfinden, also beim Routine-Check der Stoffwechselgesundheit.
Warum halten Sie das für besonders bemerkenswert?
Humann-Ziehank: Die Bestandsbetreuung professionell gemanagter Herden bemüht sich heutzutage intensiv, bereits subklinische, also noch nicht offensichtliche, Stoffwechselentgleisungen zu entdecken. Das gibt mehr Zeit für Gegenmaßnahmen. An sich stehen dabei aber Fragen nach dem Energie-, Fett- oder Calcium-Stoffwechsel im Vordergrund. Hierfür werden in jedem Produktionsstadium der Herde Blut- und Urinproben von fünf bis zehn unauffälligen, gesunden Tieren genommen. Die Befunde zeigen dabei erstaunlich oft auch eine erhöhte Konzentrierung des Urins an, obwohl die Fragestellung des Landwirts oder des Tierarztes hierauf erstmal nicht abzielte.
Welche Ursache vermuten Sie dahinter?
Wolf: Das Gesamtbild der Laborergebnisse gibt sehr häufig Hinweise darauf, dass die Kühe nicht genügend Futter aufnehmen. Wenn wir zusätzlich eine erhöhte Konzentrierung des Urins finden, könnte das gleichzeitig bedeuten, dass die Tiere zu wenig saufen. Und es ist bekannt, dass Wassermangel wiederum zu einer geringeren Futteraufnahme führt. Pro kg Trockensubstanzaufnahme benötigt die Kuh ca. 4 bis 5 l Wasser. Möglichweise spielt in diesem Gefüge die Wasseraufnahme eine viel wichtigere Rolle als häufig vermutet.
Finden Sie den Hinweis auf Wassermangel in allen Produktionsstadien gleich häufig?
Wolf: Nach unseren Daten können zwar grundsätzlich alle Phasen betroffen sein, besonders häufig haben wir aber bei Trockenstehern einen Verdacht auf Wassermangel.
Haben Sie dafür eine Erklärung?
Humann-Ziehank: Dazu muss man vom Labor auf die Bestandsebene zurück. Wir haben mit den Bestandstierärzten, die das Q-Check Programm des Labors nutzen, diese Befunde schon öfter telefonisch diskutiert. Recht häufig können die Tierärzte einen Verdacht auf suboptimales Wasserangebot im Betrieb bestätigen. Meistens ist es bautechnisch bedingt. Es liegt also zum Beispiel an der Anzahl, der Anordnung oder der Durchflussgeschwindigkeit der Tränken. Und die trockenstehenden Kühe scheinen davon besonders betroffen zu sein. Vielleicht liegt es daran, dass sie häufiger vorübergehend in Stallbereichen mit weniger komfortablen Möglichkeiten der Wasseraufnahme untergebracht sind. Letztlich sollten der Tierarzt und der Landwirt gemeinsam nach den Ursachen suchen – wir als Labor können aber dazu den Anstoß geben. Sonst werden mögliche Mängel in der Wasserversorgung eventuell gar nicht zum Thema im Betrieb.