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Bullenmäster bekommen Platzprobleme

Lesezeit: 6 Minuten

Steigende Erlöse und sinkende Kosten machen die Bullenmast aktuell rentabel. Doch künftige Auflagen könnten die Belegdichte stark einschränken. top agrar sprach mit Praktikern und Beratern aus dem Emsland.


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Wir sind froh, dass wir die Bullen haben“, freut sich Hans Diekmann. Der Milchviehhalter aus Meppen (Emsland) mästet mit seinem Sohn Stefan rund 300 Bullen im Jahr (siehe Reportage auf Seite R24). „Das zweite Standbein sichert uns die Liquidität bei den fallenden Milchpreisen“, erklärt er.


Neue Auflagen drohen:

Wie Diekmann freuen sich zurzeit auch andere Bullenmäster im westlichen Niedersachsen über Preise von über 3,60 €/kg für O- und 3,80 €/kg für R-Bullen. Dazu hat u.a. die gestiegene Nachfrage nach Rindfleisch in Deutschland geführt, die heute 40% höher ist als zur Zeit der BSE-Krise vor 16 Jahren.


„Die Bullenmast steht zwar heute gut da, ist aber keinesfalls sicher“, bemerkt Christian de Joung, Bullenmastspezialist beim Beratungsring Osnabrück. Denn was andere Betriebszweige bereits hinter sich haben, steht der Bullenmast noch bevor.


So sind neue Auflagen in der Diskussion, die auch bei der Bullenmast zu mehr „Tierwohl“ führen sollen. „Im Gespräch ist z.B. ein Platzangebot von 3 m2 und mehr pro Tier in der Endmast“, erklärt de Joung. Das würde viele treffen: 30% der 141 ausgewerteten Betriebe in Niedersachsen haben heute weniger als 2,5 m2/Endmastbulle. Wenn sie das ausgleichen sollen, müssten sie neu bauen oder die Tierzahl reduzieren – beides wäre sehr teuer für die Betriebe.


Weitere Investitionen könnten auf sie zukommen, wenn sie Liegeflächen mit Gummiauflage ausstatten sollen. „Bei 2 m2 Liegefläche würde das zu Mehrkosten von ca. 160 € pro Platz führen“, hat de Joung ausgerechnet.


Die Diskussion führt dazu, dass einige Betriebe über Tretmistställe nachdenken. Diese sind häufig 9 bis 11 m tief und haben eine zum Fressgitter leicht abfallende Liegefläche. Der hintere Bereich wird dabei regelmäßig mit 1,5 bis 3 kg Stroh pro Tier und Tag nachgestreut, weil die Tiere dort liegen. Der Mist ist sehr gefragt bei Biogasanlagen.


Ställe dieser Art lassen sich für 1000 bis 1500 € je Stallplatz bauen, während konventionelle Stallgebäude um die 2000 €/Platz kosten. „Wenn allerdings noch eine Strohhalle dazu gebaut werden muss, ist der Preisvorteil schnell weg“, schränkt Gerd Borcherding, Bullenmastberater aus dem Beratungsring Freren, ein.


Ohnehin ist ein Stallbau in der Veredelungsregion im Moment nicht möglich. Denn der Landkreis Emsland lässt seit über einem Jahr kaum noch Stallneubauten zu. Limitierend sind Emissionsgrenzwerte v.a. beim Ammoniak.


Zudem ist die Gülleausbringfläche knapp, die Flächenpacht übersteigt nicht selten 1000 €/ha. Und für den Gülleexport müssen die Betriebe ab 8 €/m3 an Lohnunternehmer bzw. Güllebörsen zahlen. „Aber wenn kleinere Milchvieh- oder Bullenmastbetriebe aufgeben, werden die Ställe zur Bullenmast weitergenutzt“, beobachtet der Berater.


Hohe Erlöse:

Das liegt daran, dass das Jahr 2015 für die meisten Mäster sehr gut war, wie eine Auswertung der Landwirtschaftkammer Niedersachsen zeigt. Die Direktkostenfreie Leistung lag im Schnitt bei 265 € pro Mastplatz und damit 50 € über dem Ergebnis aus dem Jahr 2014. Im Schnitt hielten die Betriebe 200 Bullen, es gibt aber auch Spezialisten mit 500 bis 1000 Tieren. Bullenmast passt arbeitswirtschaftlich gut bei wachsenden Betrieben – noch ein Grund für das kontinuierliche Wachstum.


Doch während das obere Viertel der Betriebe bei der Fleckviehmast eine Direktkostenfreie Leistung von 355 € je Mastplatz erwirtschaftete, erreichte das untere Viertel nur 162 € (Übersicht).


Die Erfolgsrezepte:

Was machen die oberen 25% der Betriebe besser? „Sie kaufen gut ein und haben ein besseres Management“, fasst Borcherding die Erfolgsfaktoren zusammen. Die meisten Mäster in Niedersachsen kaufen Fresser zu, wobei das Einstallen der kleinen Starterkälber zurückgeht. Denn Starterkälber sind arbeitsintensiver. Wer sich nicht intensiv um sie kümmern kann, muss höhere Verluste in Kauf nehmen. „Hat der Landwirt neben der Bullenmast noch weitere Betriebszweige, sollte er eher Fresser mit etwa 180 kg Lebendgewicht einstallen“, erklärt der Berater.


Erfolgreiche Betriebe setzen dabei auf hochwertige Tiere zu angemessenen Preisen. Auch sind die Gruppen homogen mit geringen Altersunterschieden. Gut ist auch, wenn die Fresser aus möglichst einem Aufzuchtbetrieb stammen. Denn das reduziert das Krankheitsrisiko – gerade im Emsland ein großes Problem, wo viele Betriebe u.a. mit BHV1, BRSV, Influenza und anderen Krankheiten zu kämpfen haben.


Fleckvieh dominiert:

In Niedersachsen mästen 43% der ausgewerteten Betriebe Fleckvieh, 33% haben Braunvieh im Stall und 22% Kälber anderer Herkunft. Darunter sind auch schwarzbunte Kälber. Fleckvieh hat im Schnitt 100 g höhere Nettozunahmen pro Tag als Braunvieh. Dafür sind die Kälber im Schnitt 200 bis 250 € teurer. „Daher ist die Wirtschaftlichkeit mit Braunvieh unterm Strich höher“, haben Borcherding und seine Kollegen ausgerechnet.


Ein zweiter Erfolgsfaktor ist das eingekaufte Futter. „Gute Betriebe lassen ihre Mais- und Grassilagen untersuchen und rechnen nicht mit Standardwerten“, erklärt er. Basierend auf der Futter-untersuchung ergänzen sie gezielt Kraftfutter bzw. Eiweißkomponenten. „Diese Betriebe setzen in der Vor- und Mittelmast bis 350 kg Lebendgewicht höherwertiges Kraftfutter ein und machen dann eher in der Endmast Abstriche“, sagt Borcherding. Auch sorgen sie mit Komponenten wie Pülpe oder Treber dafür, dass das Futter schmackhafter ist und die Aufnahme steigt.


Der Futtermischwagen ist heute Standard bei den Mästern in Niedersachsen. Die Mischration hat den Vorteil, dass ranghöhere Tiere das Kraftfutter nicht absuchen können. Auch lassen sich pro Tier und Tag rund 200 g klein geschnittenes oder gehäckseltes Stroh untermischen, was sich als wichtige Strukturergänzung herausgestellt hat. Vorteil: Die Passagegeschwindigkeit verlangsamt sich, die Tiere schließen mehr von dem Futter auf und sind insgesamt ruhiger.


Erfolgreich ist, wer täglich neue Rationen mischt und füttert, mehrmals am Tag das Futter an die Fressgitter schiebt, auf eine korrekte Wasserversorgung achtet sowie schnell auf Veränderungen wie Krankheiten oder Verletzungen der Tiere reagiert. Abzulesen ist das an den Verlusten: Das obere Viertel der Mäster kommt im Schnitt auf 3,5% Verluste, das untere Viertel dagegen auf 8,75%.


Zum Erfolg gehört auch das richtige Schlachtgewicht. „Der Trend geht zu schwereren Tieren mit über 400 kg“, erklärt Borcherding. Fleckvieh hat das Gewicht nach ca. 18 Monaten erreicht, Braunvieh nach 20 Monaten, Schwarzbunte nach ca. 21 Monaten.


Heute steht die Bullenmast also noch sehr gut da. Allerdings könnten in den nächsten Jahren große Veränderungen auf die Mäster zukommen.


Hinrich Neumann

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