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Die Mastprofis stocken weiter auf

Lesezeit: 6 Minuten

Als wir vor sechs Jahren in die Bullenmast investieren wollten, hat man uns ausgelacht, erinnert sich August Drexler. Jeder sagte uns, dass mit diesem Betriebszweig kein Geld mehr zu verdienen sei. Doch der Landwirt aus dem schwäbischen Steindorf bei Mering ließ sich davon nicht beirren und baute einen neuen Bullenstall mit 80 Aufzuchtund 160 Mastplätzen. Der Mäster war mit den betriebswirtschaftlichen Ergebnissen so zufrieden, dass er vor zwei Jahren noch einen Bullenstall dazu pachtete und seine Mastkapazitäten weiter aufstockte. Und im nächsten Jahr will Drexler seinen bestehenden Stall noch einmal um 80 Plätze erweitern. Auch Bullenmäster Reinhard Wiedenmann aus Neusäß bei Augsburg hat im letzten Jahr seine Kapazitäten aufgestockt. Er hat ein Altgebäude auf seiner Hofstelle umgebaut und dort 40 Aufzucht- und 40 Mastplätze eingerichtet. Der Landwirt mästet jetzt auf insgesamt 270 Plätzen Fresser und Bullen. Was unterscheidet diese Mäster von ihren Berufskollegen, die aus der Bullenmast aussteigen. Warum verdienen sie noch Geld mit der Bullenmast? Als Basis für ihren Erfolg sehen die beiden Landwirte ihr hohes Leistungsniveau. Drexlers Bullen erreichen 1375 g Tageszunahmen ab Kalb. Wiedenmanns Tiere liegen bei 1 365 g. Beide Betriebe mästen fast ausschließlich Fleckviehtiere. Wie wichtig die täglichen Zunahmen sind, bestätigen Auswertungen des Landeskuratoriums der Erzeugerringe für tierische Veredelung (LKV) in Bayern (siehe Übersicht 1). Während im Kontrolljahr 2002 Tiere in Betrieben mit Zunahmen von 1 150 bis 1200 g (ab Kalb) beim Deckungsbeitrag einen Verlust von 1 Cent pro Tier und Tag erwirtschafteten, lag dieser Wert im Bereich von 1350 bis 1400 g Zunahmen bei 22 Cent pro Tier und Tag. Wie die LKV-Ergebnisse der letzten drei Jahre belegen, verbessert sich der Deckungsbeitrag pro Futtertag mit jeder Steigerung der Tageszunahmen um 100 g jeweils um ca. 11 Cent. Bezogen auf ein Jahr erhöht sich der Deckungsbeitrag pro Mastplatz um jeweils 40 E . Hohe Zunahmen sind nur mit einem ausgeklügelten Fütterungs- und Haltungsmanagement möglich. Wiedenmann und Drexler orientieren sich in der Fresseraufzucht und in der Mast weitgehend an einem Futterplan für Fleckviehbullen, der vom Institut für Tierernährung der bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft entwickelt wurde (siehe Kasten). Das Besondere daran: Die Zusammensetzung der Ration aus Silomais, Getreide, Sojabzw. Rapsschrot und Heu ändert sich mit zunehmendem Lebendgewicht ständig. Wiedenmann passt die Rationen für die einzelnen Gruppen in der Aufzucht jede Woche an. Deshalb hat er sich im Frühjahr einen selbstfahrenden Mischwagen (4 m3) gekauft. Drexler verändert bei den Bullen die Fütterung jeweils nach einem Zuwachs von 100 kg Lebendgewicht. In der Fresseraufzucht passt er die Zusammensetzung jedoch auch wöchentlich an. Der Lohn dafür: Im Gewichtsbereich von 90 bis 230 kg nehmen Drexlers Tiere im Durchschnitt 1 300 g pro Tag zu. Der Mäster führt das hohe Leistungsniveau aber auch auf sein Stallsystem zurück. Er hält die Fresser auf Spaltenboden, dessen Oberfläche im hinteren Teil der Buchten mit Gummi belegt ist. Die Fresserabteile haben Zwangsbelüftung mit Unterflurabsaugung und sind im Winter beheizbar. Die Frischluft kommt über eine speziell isolierte Porendecke. Allein der neue Fresserstall bringt mir über die gesamte Mast 100 g Tageszunahmen mehr als der frühere Stall mit Stroheinstreu, ist der Landwirt überzeugt. Die Bullen schwer machen! Hohe Tageszunahmen allein sind aber noch keine Garantie für hohe Deckungsbeiträge, betont LKV-Berater Michael Ried vom Fleischerzeugerring Wertingen, der Drexler und Wiedenmann betreut. Erfolgreiche Mäster zeichnen sich wegen der hohen Einkaufspreise für Kälber zusätzlich dadurch aus, dass sie das optimale Schlachtgewicht ihrer Bullen ausreizen. Die Kunst besteht dabei darin, die Tiere bis knapp an die Gewichtsgrenze zu mästen, bis zu der entsprechende Boni gezahlt werden. Drexler und Wiedenmann gelingt dies. Ihre Bullen werden jeweils im Durchschnitt mit 410 kg SG geschlachtet. Ab 420 kg SG fallen die Zuschläge weg. Dahinter steckt allerdings ein hoher Arbeitsaufwand. Beide Mäster haben eine Waage auf dem Hof, mit denen sie die Gruppen mit verkaufsfertigen Bullen regelmäßig wiegen. Denn die Zunahmen innerhalb einer Einstallgruppe streuen stark. Tiere, die das gewünschte Gewicht erreicht haben, werden verkauft, während untergewichtige Bullen auf dem Betrieb bleiben und weiter gemästet werden. Die schweren Bullen bringen nicht nur wegen des höheren Schlachtgewichtes mehr Erlös. Sie werden in der Regel auch besser klassifiziert. In beiden Betrieben erreichen 90 % der Tiere Handelsklasse U und E. Zum Vergleich: Im Jahr 2002 betrug der Anteil dieser Handelsklassen aller in Bayern geschlachteten Jungbullen knapp 60%. Verluste minimieren! Entscheidenden Einfluss auf den Deckungsbeitrag haben auch die Verluste in der Aufzucht und Mast. Die Totalverluste in der Bullenmast ab Kalb liegen im bayerischen Durchschnitt bei etwa 2,5 bis 3 %, die Verluste aufgrund vorzeitiger Verkäufe bei 2,5 %. Der Betrieb Drexler liegt dieses Jahr mit einer Verlustrate von insgesamt 4,5% besser als der Durchschnitt. Sehr gut schneidet in diesem Punkt Reinhard Wiedenmann ab. Er hat bisher insgesamt nur 2,6% Gesamtverluste zu beklagen, davon die Hälfte Totalverluste. Beide Mäster achten bereits beim Einkauf der Kälber nicht nur auf Länge und Rahmen und somit auf die Masteignung, sondern auch auf mögliche Gesundheitsprobleme. Wichtige Kriterien sind dabei gute Fundamente und klare Augen. Der Kälbereinkauf ist ein wichtiger Faktor für eine erfolgreiche Mast, betont Drexler, der die Tiere zum Teil selbst aussucht. Um unabhängig zu bleiben, beziehen Wiedenmann und Drexler ihre Kälber von mehreren Lieferanten. Das Ziel sind 1400 g Tageszunahmen Zum Gesundheitsmanagement gehört auch die Einstallprophylaxe. Beide Mäster belegen ihre Abteile im Rein-Raus- Verfahren und reinigen sie nach jedem Ausstallen mit dem Hochdruckreiniger. Außerdem impfen sie alle Kälber jeweils zweimal gegen IBR und BRSV und führen eine Kombi-Behandlung gegen Würmer und Ektoparasiten durch. Drexler und Wiedenmann sehen bei den Tageszunahmen das Ende der Fahnenstange noch nicht errreicht. Unser Ziel sind 1400 g Zunahmen in der Mast ab Kalb, erklären beide. Wiedenmann will vor allem in der Fresseraufzucht noch deutlich zulegen. Hier hält er ein Niveau von 1300 g pro Tag für machbar. Trotz der drohenden Entkopplung der Prämien sehen die Mastprofis nicht pessimistisch in die Zukunft. August Drexler setzt dabei vor allem auf die Kräfte des Marktes: Sollte die Bullenmast noch weiter zurückgehen, wird das Angebot irgendwann knapp. Dann werden auch die Preise wieder steigen. Klaus Dorsch

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