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Ein Hybridstall für jede Wetterlage

Lesezeit: 4 Minuten

Ein neues Stallkonzept aus den USA soll auch bei Extremtemperaturen von +40°C bis -30°C optimalen Kuhkomfort bieten. Wie funktioniert das?


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Die Außentemperaturen in Wisconsin (USA) sind für Milchviehhalter eine Herausforderung. Denn die Winter sind lang und mit bis zu -30°C sehr kalt. Dazu steigen die Temperaturen im Sommer in der Spitze auf fast 40°C.


Deshalb hat der amerikanische Tierarzt Dr. Gordon Jones einen Stall entwickelt, der verhindern soll, dass jegliche Außentemperaturen zu Stress bei Hochleistungskühen führen. Ziel war es, trotz des Temperaturbereichs von rund 70°C drei grundsätzliche Bedingungen für die Kühe zu schaffen: keine Hitze, gleichmäßig gute Luft in allen Stallbereichen und kein Frost.


Der erste sogenannte Hybridstall nach Jones System steht auf dem Betrieb von Hank Wagner in Wisconsin. Der Milchviehbetrieb mit 670 Kühen hat eine durchschnittliche Herdenleistung von 47 kg. Hank Wagner will im Hybridstall zukünftig 55 kg melken, denn er ist sich sicher: „Wir haben heute den besten Stall der Welt.“


Kombinierte Lüftung


In Wagners Hybridstall sind zwei Lüftungssysteme kombiniert: die natürliche Lüftung und eine Überdrucklüftung.


Die klassische, natürliche Lüftung funktioniert über offene Seitenwände und den First. Frische Luft strömt über die Seiten ein, erwärmt sich im Tierbereich und steigt durch Thermik zur Decke. Dort entweicht diese über den First.


Hat ein Stall allein dieses Lüftungssystem, sieht Jones einige Knackpunkte: Die Windgeschwindigkeit ist in den Sommermonaten oft geringer. Infolgedessen stockt die natürliche Belüftung über die Stallseiten und die Ställe heizen sich auf. Zusätzliche Lüfter und Sprühkühlungen würden nur eine punktuelle Luftbewegung und Kühlung an der Kuh erzeugen und keinen höheren Luftaustausch im gesamten Stall. Der ist laut Jones jedoch entscheidend, um Hitzestress vorzubeugen.


Daher kann Wagner im Hybridstall bei Bedarf das Lüftungssystem in eine Art Überdrucklüftung umwandeln. Dafür sind direkt unter der Traufe über die gesamte Stalllänge alle drei Meter Ventilatoren angebracht. Deren Größe hängt vom Volumen der Stallgebäude ab. Der vierreihige Stall von Wagner hat Platz für 258 Tiere. Hier haben die Traufventilatoren beispielsweise einen Durchmesser von einem Meter, 0,5 PS Leistungsaufnahme und sind mit einem Winkel von 22 Grad direkt auf die Liegeboxen ausgerichtet (Übersicht 1). Unter dem First sind alle 25 Meter große, langsame Horizontallüfter installiert. Das Dach ist isoliert und die offenen Seitenwände kann Wagner mit Curtains verschließen.


Thermostate steuern automatisch alle Lüfter. Zuerst ermittelt ein zentraler Temperaturregler, ob von der natürlichen Lüftung auf die Überdrucklüftung umgestellt werden muss. Die Schwelle liegt hier bei 18°C. Ist die Überdrucklüftung einmal aktiviert, regeln weitere Thermostate die Stärke der Ventilation für jede Stallseite unabhängig voneinander. Über 18°C laufen ein Drittel der Traufventilatoren, ab 20°C zwei Drittel und ab 22°C alle. Dabei können am Tier in der Liegebox Luftgeschwindigkeiten von elf bis 16 km/h entstehen.


Die Deckenventilatoren über dem Futtertisch verwirbeln die Luft im Sommer zusätzlich und die Curtains sind bei laufenden Traufventilatoren geschlossen. Das Lüftungssystem tauscht im Sommer so die gesamte Stallluft einmal pro Minute aus.


Im Winter stehen die Traufventilatoren still. Über die Curtains reduziert Wagner sukzessive die Luftwechsel, bis ab -10°C Außentemperatur nur vier Austausche pro Stunde verbleiben. Zusätzlich laufen dann die Horizontallüfter über dem Futtertisch und drücken die warme Luft, die sich an der Decke sammelt, in den Laufbereich herunter. Bei starker Kälte schließt Wagner auch den Sheddachfirst mit einem Curtain.


Wagner sieht in dem Hybridstall im Vergleich zu seinen konventionellen Ställen viele Vorteile. Standen die Kühe früher bei Hitze in Gruppen an den besser belüfteten, kühleren Stellen im Stall, sieht er das Verhalten heute nicht mehr. Alle Tiere sind gleichmäßig über den Stall verteilt und liegen unverändert in den Boxen. Auch die hohen Windgeschwindigkeiten vermindern die Liegezeiten nicht. Die Milchleistung ist innerhalb der letzten zwei Jahre seit dem Neubau um 10 kg gestiegen. Daran haben neben dem besseren Stallklima auch Sandliegeboxen und breite Laufgänge Anteil.


julia.hufelschulte@topagrar.com


Unsere Autorin


Christiane Brandes, InnovationsTeam, Heiddorf (Mecklenburg-Vorpommern)

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