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Gesunde Kühe züchten

Lesezeit: 4 Minuten

Ab April 2019 veröffentlicht das Rechenzentrum vit Gesundheitszuchtwerte für Schwarz- und Rotbunte Holstein. Was steckt dahinter und was bringt das?


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Einfach und effizient Mortellaro oder Mastitis aus der Herde züchten: Das ist wohl der Traum jedes Milchviehhalters. Die neuen Gesundheitszuchtwerte sollen genau das ermöglichen. Statt indirekt über Hilfsmerkmale, wie Zellzahl oder Töchterfruchtbarkeit, sollen sich 13 Gesundheitsmerkmale direkt bearbeiten lassen.


Das Rechenzentrum vit in Verden veröffentlicht die neuen Zuchtwerte erstmals mit der Zuchtwertschätzung im April 2019. Die Zuchtverbände wollen damit ihren Mitgliedern ein wirtschaftlich bedeutendes Managementwerkzeug bieten und gesellschaftlichen Diskussionen, um eine einseitige Zucht auf hohe Leistungen, entgegenwirken.


Die neuen Gesundheitszuchtwerte basieren auf Daten aus dem Projekt KuhVision, bei dem über 600 Betriebe Gesundheitsdaten erfassen und alle weiblichen Tiere genotypisieren lassen (siehe Reportage Seite R24).


Dazu fließen die Abgangsursachen aus der Milchleistungsprüfung in die Zuchtwertschätzung ein. Diese werden für alle MLP-Kühe seit über 20 Jahren nach einem einheitlichen Schlüssel erfasst. „Die umfangreiche Datenerfassung der deutschen Holstein-Population ist international einzigartig. Das ermöglicht Gesundheitszuchtwerte für alle Bereiche“, betont Dr. Egbert Feddersen, Bundesverband Rind und Schwein (BRS).


Merkmale direkt züchten


Im Gesamtzuchtwert für Gesundheit (RZGesund) sind vier Komplexzuchtwerte zusammengefasst. Diese sind entsprechend ihrer wirtschaftlichen Bedeutung gewichtet (Übersicht).


RZEuterfit (40%): Der Zuchtwert für Eutergesundheit beschreibt die Resistenz gegen Mastitis. Hierfür liegen verlässliche Daten vor: Die Definition von Mastitis ist eindeutig und der Anteil der Kühe, die im Laufe ihres Lebens mindestens einmal erkranken, relativ hoch. Die Daten der Abgangsursache „Eutererkrankung“ unterstützen die genomische Zuchtwertschätzung.


Der bisher verwendete Zuchtwert für Zellzahl (RZS) ist nur ein Indikator und kein direktes Merkmal für Mastitis. Zwar stimmen die Aussagen von RZEuterfit und RZS gut überein (Korrelation 0,6). Es gibt aber Bullen, die dabei unterschiedlich abschneiden.


RZKlaue (30%): Die Klauengesundheit ließ sich bisher nicht direkt züchterisch bearbeiten, sondern nur indirekt mit dem Merkmal Bewegung aus der linearen Beschreibung und mit dem Zuchtwert für Nutzungsdauer (RZN).


Erst durch das Erfassen der Klauendaten in den KuhVision-Betrieben ist ein genomischer Zuchtwert für Klauengesundheit schätzbar. Zusätzlich fließen die Daten zu Abgangsursachen wegen „Gliedmaßen und Klauen“ ein. Der RZKlaue unterscheidet sechs Einzelmerkmale, die nach ihrer Bedeutung gewichtet sind (Übersicht).


Darin eingeschlossen ist auch der Mortellaro-Zuchtwert „DDcontrol“. Dieser hat jetzt eine höhere Sicherheit und wird als Relativzuchtwert dargestellt. Bisher waren nur die besten Bullen mit einem Label gekennzeichnet.


RZRepro (20%): Auch Fruchtbarkeitsstörungen, die früh in der Laktation auftreten, ließen sich bisher züchterisch nur indirekt bearbeiten. Der neue Zuchtwert RZRepro beschreibt jetzt konkret Nachgeburtsverhalten oder Gebärmutterentzündungen. Darüber hinaus berschreibt der Zuchtwert auch die später in der Laktation auftretenden Zyklusprobleme bzw. Sterilität, wie Zysten. Diese lassen sich gut unterscheiden, denn sie haben eine enge genetische Beziehung zur Töchterfruchtbarkeit (RZR) und den Abgängen wegen „Unfruchtbarkeit“.


RZMetabol (10%): Der genomische Zuchtwert für metabolische Stabilität umfasst Milchfieber, Ketose und Labmagenverlagerung. Für diese Stoffwechselstörungen gab es bisher keine sinnvollen Hilfsmerkmale, sodass damit jetzt die Zucht auf gesunde Hochleistungskühe möglich wird.


Allerdings treten diese Krankheiten vor allem bei älteren Kühen auf, während die meisten typisierten Kühe in den KuhVision-Betrieben in der ersten oder zweiten Laktation sind. Innerhalb der nächsten Jahre soll der Datenbestand steigen und damit auch die Sicherheit des RZMetabol. Zusätzlich fließen die Daten der Abgangsursache „Stoffwechselkrankheit“ in die Schätzung ein. ▶


Die Gesundheitszuchtwerte werden auf einer Relativskala mit einem Mittel von 100 und einer genetischen Streuung von 12 dargestellt. Hohe Zuchtwerte bedeuten also weniger kranke Töchter.


Zuchtwerte als Ergänzung


Die neuen Zuchtwerte sollen die vorhandenen nicht ersetzen. So bleiben Zellzahl, Töchterfruchtbarkeit oder Nutzungsdauer als Indikatoren für Gesundheit bestehen. Betriebe sollen aber bestimmte Krankheiten wie Mortellaro zielgenauer bearbeiten können. Grundsätzlich ist aber zu berücksichtigen, dass eine gesunde Herde das Ergebnis eines Gesamtkonzeptes ist. Das besteht neben der Genetik aus Haltung, Fütterung und Management.


Wie der RZGesund in das Zuchtziel und den Gesamtzuchtwert (RZG) integriert wird, steht noch nicht fest. Ein Konzept will der Bundesverband im Laufe des Jahres erarbeiten.


anke.reimink@topagrar.com

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