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Lesezeit: 7 Minuten

Die Timm KG in Elmlohe hält die Klauen der Kühe mit trockenen Liege- und Laufflächen und einem regelmäßigen Klauenbad gesund. Die Pflege übernimmt ein Profi.


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Hier stehen die Kühe im Mittelpunkt: Die Timm KG in Elmlohe legt viel Wert auf eine gute Klauengesundheit. Dank sorgfältiger Hygiene, professioneller Klauenpflege und einer umfangreichen Dokumentation sind Klauenkrankheiten selten.


Die beiden Brüder Jörg und Hans-Uwe Timm betreiben zusammen mit ihren Familien und KG-Partner Christian Pape die Timm KG etwa 15 km östlich von Bremerhaven (Niedersachsen). Der Betrieb ist Stück für Stück gewachsen. Heute stehen hier 500 Milchkühe plus der weiblichen Nachzucht. Zusätzlich mästen die Betriebsleiter 100 Bullen im Jahr.


Jörg Timm ist für die Milchviehherde und die weibliche Nachzucht verantwortlich. 2006 entstand ein neuer Boxenlaufstall für 300 Kühe mit dem Fokus auf hohen Komfort in den Tief-Liegeboxen, breite Laufgänge und gute Hygiene für die Klauen. Die Herde ist in fünf Gruppen unterteilt: Frischmelker, Hochlaktierende und Altmelker sowie zwei Trockensteher-Gruppen.


Die Klauenpflege haben die Betriebsleiter komplett ausgelagert: Der Klauenpfleger Johann Steinberg kümmert sich um die Klauen der Kühe und Jungrinder. Steinberg dokumentiert jede Behandlung. Die Informationen fließen in das Betriebsmanagement ein.


Dokumentation: Klauenpflege gibt Hinweise für Haltung und Fütterung


Bei der Dokumentation verwendet Klauenpfleger Johann Steinberg die Software der Firma DSP-Agrosoft. Mit dem Programm dokumentiert er die Befunde und Maßnahmen jeder einzelnen Klaue eines Tieres. „Mit den Daten lassen sich Schwachstellen im Betriebsmanagement schnell aufdecken“, berichtet Steinberg.


Außerdem lassen sich die Ergebnisse in das Herdenmanagement-Programm des Betriebes einflechten. So steht dem Betriebsleiter ein zusätzliches Kontrollinstrument zur Verfügung.


Bei den erstellten Diagnosen des Bestandsschnittes (194 Tiere und 630 Diagnosen) im Mai diesen Jahres war erkennbar, dass drei Erkrankungen auf dem Betrieb Probleme machten: Klauenrehe (35 % der Diagnosen), Ballenhornfäule (24 %) und die Mortellaro’sche Erkrankung (13 %).


Ursache der Klauenrehe ist in erster Linie eine Übersäuerung des Pansens durch Rohfasermangel bzw. Kohlenhydratüberschuss (Pansenazidose). Ein hoher Anteil der gering ausgeprägten Rehe (77 von 194 Tieren) zeigte, dass die Ration etwas „scharf“ mit geringem Rohfaseranteil gefahren wurde. Eine Pansenazidose kann sich auch negativ auf das Immunsystem auswirken. Daher sind auch hier Zunahmen infektiöser Erkrankungen zu erwarten, was sich in der vermehrten Zahl von Mortellaro-Erkrankungen bestätigte.


Klauenpflege: Der Profi kommt einmal im Monat


Der selbstständige Klauenpfleger Johann Steinberg kümmert sich seit vier Jahren um die Tiere der Timm KG. Zuvor hatte Timm ausschließlich zweimal im Jahr den kompletten Bestand geschnitten. Das reichte dem Betriebsleiter zufolge aber „hinten bis vorne“ nicht. Für die Nachsorge der behan­delten Tiere und die Versorgung von Neuerkrankungen war kein zusätzlicher Mitarbeiter verfügbar.


Das heutige Konzept sieht einen kompletten Bestandsschnitt einmal pro Jahr vor. Zusätzlich schneidet der Klauenpfleger aber monatlich alle Kühe, die trocken gestellt werden, frisch abgekalbte Färsen und auffällige Tiere. Als auffällig gelten Kühe, die er mit einem Locomotion Score ab Note 2 (leicht lahm) bewertet. Gehen Tiere lahm, merken die Mitarbeiter oder Betriebsleiter diese für die Klauenpflege vor.


Für den Betriebsleiter ist dies der richtige Weg. Vor allem, weil Problemtiere jetzt zeitnah und professionell behandelt werden. Zudem kann Steinberg durch die intensive Betreuung der Tiere und mit Hilfe der eingesetzten Dokumentation den Erfolg seiner Behandlungen nachverfolgen. Im Gegensatz zu Klauenpflegern, die die Tiere nur alle sechs Monate sehen und ihre Arbeit nicht dokumentieren, kann Steinberg seine eigene Arbeit immer wieder optimieren.


Management: Waschanlage sorgt für gesunde Klauen


Eine Klauenwaschanlage sorgt für saubere Klauen und ein dahinter aufgestelltes Klauenbad soll Erkrankungen vorbeugen. Alle zwei Wochen gehen die Tiere drei aufeinanderfolgende Tage durch die Waschanlage. Die Anlage wird ausschließlich mit Wasser betrieben, weil sie die Klauen nur Reinigen soll. „An den sauber gespülten Klauen wirkt das Klauenbad mit dem Biozid besser“, sagt Timm.


Am ersten Tag werden die Klauen nur gewaschen, am zweiten und dritten Tag steht hinter der Klauenwaschanlage zusätzlich ein Klauenbad mit einer 3 %igen Formalinlösung als Biozid.


Wie häufig die Kühe durch Waschanlage und Klauenbad laufen, passt der Betriebsleiter nach Bedarf an. Wenn es zum Beispiel witterungsbedingt nötig ist, wie bei warmfeuchter Witterung, oder wenn der Druck von infektiösen Erkrankungen im Bestand größer wird, erhöht er die Häufigkeit.


Dann laufen die Kühe durchaus auch wöchentlich durch die Waschanlage und das Bad. Auch hier ist also die ­Tiergesundheit ausschlaggebend für die Maßnahme.


Haltung: Der Schieber hält die Laufgänge trocken


Beim Neubau des Boxenlaufstalles waren den Betriebsleitern der Timm KG zwei Bereiche besonders wichtig: breite Laufgänge und Tief-Liegeboxen.


Dank der 4 Meter breiten Laufgänge gibt es kaum Rangkämpfe am Futtertisch. Die Laufgänge sind planbefestigt mit einem Besenstrich im Beton.


Der Faltschieber läuft zehn Mal täglich über die Laufgänge. Acht Mal täglich reinigt ein Schieber die Übergänge. Sind die Flächen nicht trocken genug, erhöht Timm die Frequenz. Die Hygiene auf den Laufgängen ist dem Milch-erzeuger wichtig, um infektiösen Erkrankungen der Klauen vorzubeugen.


Bei den Liegeboxen legten Timm viel Wert auf ausreichend Platz. Die Boxen sind 1,20 m breit und das Nackenrohr ist soweit kopfständig angebracht, wie es die Statik der seitlichen Abtrennungen zulässt.


Doch einige Kühe stehen beim Aufsuchen der Liegebox mit den Hinterbeinen im Laufgang. Dies ist häufig der Grund für das Auftreten von infektiösen Klauenerkrankungen an den Hintergliedmaßen. Bei den Färsen hat Timm ein wellenförmiges Nackenrohr eingebaut. Weil sich dieses bewährt hat, wollen die Betriebsleiter das gewellte Rohr für die Milchviehherde nachrüsten.


Die Liegeboxen befüllen die Mitarbeiter mit einem Kalk-Sägemehl-Gemisch wöchentlich neu. Die Reinigung der Boxen erfolgt zweimal täglich beim Treiben der Tiere zum Melkstand. Die Boxen der Färsengruppe streuen sie mit Sägespäne ein. Trockene Laufgänge und saubere Liegeboxen sind für Timm der Schlüssel zu erfolgreichem Klauenmanagement.


Fütterung: Mehr Rohfaser in der Ration reduziert Klauenrehe


Bei der Fütterung steht für Timm eine wiederkäuergerechte Ration im Vordergrund. Das Grobfutter besteht zu 60 % aus Grassilage und 40 % aus Maissilage. Zusätzlich kommt noch Sojaextraktionsschrot, Weizenmehl, Melasse und eine Mineralstoffmischung in die Ration.


Für eine optimale Versorgung hat der Betriebsleiter die Tiere in Milch in drei Fütterungsgruppen unterteilt: Frisch-melker, Hochlaktierende und Altmelker. Die Trockensteher füttert er zweiphasig.


Das Futter der Milchviehherde schiebt ein Roboter regelmäßig nach, das erhöht die Futteraufnahme. Mit der Dokumentation der Diagnosen der Klauenpflege sucht der Betriebsleiter zusammen mit Steinberg gezielt nach den Ursachen in der Fütterung und Haltung.


Nach der Analyse des letzten Bestandsschnittes berechnete Timm die Ration seiner hochlaktierenden Gruppe neu. Unter anderem erhöhte er den Rohfasergehalt über einen höheren Anteil Grobfutter in der Ration, um die Zahl der Klauenrehe-Diagnosen zu reduzieren und so auch Krankheiten wie Mortellaro vorzubeugen.


Gleichzeitig erhöhte er die Abschiebehäufigkeit, um die Laufgänge möglichst trocken zu halten und den Erregerdruck zu senken.


Zucht: Klauen, Fundament und Euter im Fokus


Im Bereich der Genetik achtet der Betrieb auf drei Punkte: Fundamente, Klauen und Euter. „Die Leistung der Tiere kommt dann von alleine“, ist sich Timm sicher. Seine Herde mit einer durchschnittlichen Milchleistung von 10 000 kg bestätigt diesen Ansatz.


Zurzeit setzt Timm unter anderem diese Bullen ein: Snow, Mulino, Impression, Endure, Nummer Uno, ED Red und Allico Red. Die Besamungen übernimmt ein Techniker der Zuchtorganisation Masterrind.

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