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Jungrinder: Die goldene Mitte finden

Lesezeit: 5 Minuten

Früh zuchtreif, aber nicht zu fett – wie Sie intensiv aufgezogene Kälber als Jungrinder managen sollten, zeigen Untersuchungen der Hochschule Neubrandenburg in Praxisbetrieben.


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Überkonditionierte Färsen werden zwar früher zuchtreif, haben aber vermehrt Schwer- und Totgeburten. Ähnlich ist es bei unterkonditionierten Färsen. Diese Tiere machen weiter Probleme, häufig folgen Stoffwechsel- oder Fruchtbarkeitsstörungen und die Tiere müssen den Betrieb früher verlassen.


Um zu verhindern, dass Jungrinder verfetten, müssen Sie sie rechtzeitig auf eine restiktive Fütterung umstellen. Wann Sie damit starten sollten, hängt nicht nur vom Alter, sondern auch von der Kondition ab.


Die Untersuchung:

An der Hochschule Neubrandenburg wird seit 2009 zusammen mit 27 landwirtschaftlichen Unternehmen in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg die Kondition weiblicher Kälber und Jungrinder bei unterschiedlicher Aufzuchtintensität erhoben. Gleichzeitig erfassen sie Daten zu Fruchtbarkeit, Gesundheit und Milchleistungen der Tiere. Daraus leiten sie Empfehlungen für eine optimale Kondition in der Aufzucht ab.


Um die Körperkondition (Body Condition Score, BCS) der Tiere zu ermitteln, vergeben die Bewerter für Körperpartien jeweils eine Konditionsnote von mager (BCS 1,0) bis fett (BCS 5,0). Anschließend fassen sie diese zu einem Mittelwert zusammen.


Aus den Beziehungen zwischen der Kondition in der Aufzucht und den Leistungen der Kühe bis zum Abgang aus den Beständen konnten drei Konditionsklassen für Jungrinder ab der Geschlechtsreife abgeleitet werden:


  • niedrig: BCS < 3,0;
  • mittel: BCS 3,1 – 3,4;
  • hoch: BCS ≥ 3,5


Aufzucht bestimmt Gesundheit:

Die Erhebungen zeigen einen deutlichen Zusammenhang zwischen der Kondition der Rinder während der Aufzucht und der Lebensleistung.


  • Färsen mit hoher Kondition werden signifikant früher zuchtreif und im Mittel mit 14,8 Monaten das erste Mal belegt. Bei den mittel und niedrig konditionierten Jungrindern liegt das Erstbesamungsalter im Schnitt bei 15,2 und 15,7 Monaten. Dadurch kalben die hoch konditionierten mit 25,0 Monaten im Mittel früher ab als Färsen mit mittlerer und niedriger Kondition (25,2 bzw. 25,7 Monate). Jedoch nicht so viel früher, wie es zu erwarten wäre, da die Trächtigkeitsrate aus Erstbelegung bei diesen Färsen um 10% geringer ist (Übers. 1).


Der Kalbeverlauf ist bei hoch konditionierten Färsen schlechter als bei denen mit geringerer Kondition. Der Anteil leicht verlaufender Kalbungen liegt bei ihnen lediglich bei 46%, während er bei Tieren mit mittlerer und niedriger Kondition bei 63 bzw. 65% liegt. Auch die Totgeburtenrate ist um 2 bis 5%-Punkte höher. Die niedrigste Totgeburtenrate haben Färsen, die mit mittlerer Kondition abkalben. Die Auswirkungen einer hohen Kondition in der Aufzucht auf die Fruchtbarkeit zeigen sich bis zur siebten Kalbung. Die Rastzeiten sind bei diesen Tieren im Mittel zehn bis elf Tage länger. Das ist ein Hinweis auf eine signifikant schlechtere Fruchtbarkeit im Vergleich zu Kühen der mittleren und niedrigen Konditionsklassen.


  • Färsen mit niedriger Kondition erreichen später die Zuchtreife und haben zur ersten Kalbung längere Verzögerungszeiten. Das führt zu einem höheren Erstkalbealter. Diese Färsen haben zwar den gleichen Kalbeverlauf wie mittel konditionierte Färsen, jedoch mehr Totgeburten.
  • Färsen mit mittlerer Kondition in der Aufzucht erkranken bis zur 5. Laktation im Schnitt drei Mal und damit seltener als Kühe, die als Färsen in niedriger oder hoher Kondition standen. Diese waren im Mittel 3,5-mal krank.


Die Erkrankungsrate von Kühen der Konditionsklasse hoch liegt in der 1. und 2. Laktation bei 80 und 84% und sinkt in der 3. Laktation auf 77%. Ab der 2. Laktation erkranken Kühe, die in der Aufzucht niedrig konditioniert waren, ebenso häufig wie Kühe, die hoch konditioniert waren. Die Erkrankungsrate von Kühen der mittleren Klasse liegt in der 2. und 3. Laktation bis zu 16% darunter. In der 1. Laktation schieden 20% der Rinder aus dem gesamten Bestand aus. Von den hoch konditionierten Färsen sind 44% vor dem 60. Tag abgegangen, aus der mittleren Konditionsklasse 35%.


Mittlere Kondition ist optimal:

Diese hohen Abgangsraten waren der ursprüngliche Anlass für die Untersuchungen auf den Milchviehbetrieben.


Doch die mittel konditionierten Jungrinder sind nicht nur in Bezug auf die Tiergesundheit sondern auch in der Milchleistung in der 1. Laktation überlegen. Tendenziell sind Kühe, die in der Aufzucht hoch konditioniert waren, bezogen auf die gesamte Lebens- und Nutzungsdauer nicht effektiv.


Ab einer Leistung von 30 kg Milch pro Melktag beziehungsweise 25 kg pro Nutzungstag oder 15 kg pro Lebenstag gilt eine Kuh als effektiv. Kühe, die in der Aufzucht eine hohe Körperkondition hatten, haben 1,3 kg weniger Milch je Melktag sowie 0,3 kg je Nutzungstag als Kühe mit mittlerer Kondition.


Diese Unterschiede sind auf die längere Nutzungsdauer von mittel konditionierten Tieren zurückzuführen. Denn Kühe der mittleren Konditionsklasse erreichen nach dem jetzigen Stand der Auswertung im Schnitt eine um 0,3 bis 0,4 Jahre längere Nutzungsdauer als Kühe der niedrigen oder hohen Klassen.


Früh genug korrigieren:

Im Projekt zur Konditionsentwicklung von Aufzuchtrindern wurden 142 Tiere vom Absetzen bis zur Erstbesamung mehrfach beurteilt und dann nach der Kondition zum Erstbesamungsalter eingeteilt. Dabei zeigten sich deutliche Zusammenhänge zwischen der Kondition im Alter von fünf bis sechs Monaten beziehungsweise von neun bis dreizehn Monaten und der Kondition zur Erstbesamung (Übersicht 2): Färsen mit optimaler, also mittlerer, Kondition zur Erstbesamung wurden auch zur Geschlechtsreife überwiegend mit mittleren und hohen Noten bewertet. Alle Färsen mit zu hoher Kondition im Erstbesamungsalter, standen bis zum Alter von 6 bis 8 Lebensmonaten in optimaler Kondition. Zu Beginn der Geschlechtsreife (ab 5. bis 6. Monat) kann die weitere Konditionsentwicklung noch korrigiert werden. Werden hoch konditionierte Jungrinder jedoch nicht rechtzeitig umgestellt, ist später keine Korrektur mehr möglich. Die besten Kälber werden dann fette Färsen mit den bekannten Folgen für Abkalbung und Leistung.


Kontakt:


katharina.luetke-holz@topagrar.com


katharina.luetke-holz@topagrar.com


Wie Sie Kälber intensiv aufziehen, lesen Sie in top agrar 5/2018 ab Seite R16.

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