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Kranke Tiere durch schlechte Wasserqualität?

Lesezeit: 8 Minuten

V iele Rinderhalter klagen immer wieder über Erkrankungen im Bestand,die sie einfach nicht in den Griff bekommen.Häufig handelt es sich dabei um Durchfalloder Atemwegsprobleme in der Aufzucht und Mast.Beim Milchvieh wird oft von massiven Fruchtbarkeitsproblemen berichtet,ohne zu wissen,was der Grund dafür ist. Schlechte Fruchtbarkeit durch hohe Nitrat-Werte Bei der Suche nach den möglichen Ursachen wird das Tränkwasser häufig nicht in Betracht gezogen.Das ist besonders oft der Fall,wenn der hofeigene Brunnen für die Wasserversorgung genutzt wird. Doch auch eine schlechte Wasserqualität kann die Ursache für Leistungseinbrüche und Gesundheitsprobleme sein (siehe auch Reportage im Kasten rechts). Eine Untersuchung der Iowa State Universität,USA,in 128 Milchviehbetrieben hat beispielsweise gezeigt,dass steigende Nitrat-Gehalte die Zwischenkalbezeiten verlängerten.Auch die Milchleistung wurde durch zunehmende Nitratgehalte gesenkt. Gesetzlich vorgeschriebene Grenzwerte gibt es für Tränkwasser nicht.Deshalb wird in der Regel von der Beratung empfohlen,die Grenzwerte für Trinkwasser als Maßstab für die Qualität anBei hartnäckigen Gesundheitsproblemen im Stall sollten Sie auch das Tränkwasser unter die Lupe nehmen.zusetzen.Dies ist besonders dann von Bedeutung,wenn der Betrieb einen eigenen Brunnen nutzt. Die Lufen in Oldenburg und Münster haben beispielsweise Schemata entwickelt,in denen Grenzbereiche für die Tränkwasserbeurteilung angegeben sind (siehe Übersicht Seite R 20).Wenn die empfohlenen Richtwerte überschritten werden,kann es zu Gesundheitsproblemen kommen.Hier einige Beispiele: Zu viel Eisen (mehr als 3 mg pro Liter)setzt die Wasserleitungen zu undkann durch den metallischen Geschmack die Wasseraufnahme behindern.Außerdem kann die Wirksamkeit von Medikamenten beeinträchtigt werden. Zu viel Nitrat (ab 100 bis 150 mg/l) kann zu Fruchtbarkeitsstörungen,Aufblähungen und Krampfzuständen führen. Zu viel Nitrit (ab 0,5 bis 1 mg/l)behindert die Sauerstoff-Transportfunktion des Blutes.Es kann zu Aborten,Unfruchtbarkeit,niedrigeren Tageszunahmen und zum Tod der Tiere durch Vergiftung kommen. Zu viel Ammonium (ab 1 bis 3 mg/l) deutet auf bakterielle Verschmutzungen hin. Sulfat kann in zu hohen Mengen (ab 250 mg/l)abführend wirken.Dasgleiche gilt für Magnesium (125 mg/l Wasser). Zudem kann es durch diese Stoffe zu einem erhöhten Bedarf an Selen und Vitamin E kommen. Sehr hartes Wasser (Härtegrad über 25)kann die Wirksamkeit von Medikamenten herabsetzen Ein pH-Wert unter 5,5 kann Azidosen sowie niedrigere Tageszunahmen verursachen und die Anfälligkeit gegen Stoffwechselstörungen sowie Infektionskrankheiten erhöhen. Ein zu hoher pH-Wert über 8,5 kann zu Aminosäuren-und Vitamin-B-Mangel führen. Hoher Keimgehalt durch schlechte Hygiene Ein Problem in landwirtschaftlichen Betrieben ist nach wie vor der Keimgehalt im Tränkwasser,z.B.die Belastung mit E.coli-Bakterien,wie Anne Werning von der Lufa in Münster berichtet.Die Belastung mit coliformen Keimen und Bakterien ist immer ein Zeichen für mangelnde Hygiene im Betrieb.Daher können hohe Keimgehalte nicht nur bei Wasser aus dem eigenen Brunnen auftreten,sondern auch,wenn der Betrieb mit Stadtwasser versorgt wird.Die Bakterien gelangen im Betrieb nachträglich über verdreckte Rohrleitungen,verschmutzte Tränken oder eine schlechte Stallhygiene ins Wasser. Bereits bei über 100 E.coli-Keimen je ml Wasser kann es zu Erkrankungen von Dünn-und Dickdarm,zu Durchfall und dadurch bedingt zum Austrocknen der Tiere kommen.Für Kälber ist oft schon eine geringe Menge E.coli-Bakterien gefährlich,insbesondere wenn andere Probleme,wie z.B.ein schlechtes Stallklima, das Immunsystem zusätzlich belasten. Richtig Proben nehmen! Aufschluss über die Wasserqualität gibt nur die Untersuchung von Wasserproben in einem Labor.Bei der Versorgung aus dem hofeigenen Brunnen ist eine Untersuchung einmal im Jahr vorgeschrieben,wenn auch das Trinkwasser im Haus daraus entnommen wird.Dient der Brunnen aber nur zur Versorgung der Stallungen mit Tränkwasser,ist eine Untersuchung nicht vorgeschrieben.In dem Fall muss der Rinderhalter die Untersuchung selbst in die Wege leiten.Ein großes Problem ist häufig die unsaubere Probennahme ,erklärt Anne Werning von der Lufa in Münster.Dadurch wird die Aussagekraft der Untersuchungsergebnisse erheblich beeinflusst. Landwirte müssen sich zudem vor der Probennahme überlegen,worüber sie Aufschluss haben möchten. Soll die Qualität des Brunnens überprüft werden,muss die Probe direkt an der Pumpe genommen werden.Will manHinweise auf nachträgliche Verschmutzungen in den Leitungen oder im Stall bekommen,bietet sich eine Wasserentnahme direkt an der Tränkestelle an.Optimal sind zwei Proben. Die Vorgehensweise ist aber in beiden Fällen die gleiche: Saubere Wasserflaschen aus Glas verwenden (0,7 oder 1 Liter).Mit sauberen Händen arbeiten. Flaschen und Deckel sollten ausge-kocht werden:Flasche und Deckel in Topf mit kaltem Wasser legen,dann aufund auskochen. Wasserhahn oder Entnahmestutzen am Brunnen sterilisieren,z.B.durch Abflammen (nur bei Metall möglich). Bei Entnahme an der Tränke,diese vorher gründlich abspülen; Wasser zehn Minuten laufen lassen, damit die Leitung freigespült wird,d.h. das Standwasser beseitigt wird. Flasche dann möglichst schnell vollständig befüllen. Nicht in die Flaschenöffnung atmen oder diese anfassen (Keimbelastung). Flasche sofort fest verschließen und umgehend gekühlt (Kühlakku)in einem lichtgeschützten Karton oder einer Tasche an das Labor schicken. Um eine sichere Aussage über die Qualität des Wassers machen zu können, sollte dieses sowohl mikrobiologisch auf E.coli u.a.untersucht werden,als auch chemisch-physikalisch (pH-Wert,Eisen, Nitrat u.a.).Die Untersuchungskosten liegen je nach Lufa zwischen 30 bis 40 E . Was tun bei schlechter Wasserqualität? Stellt sich bei der chemisch-physikalischen Untersuchung heraus,dass ein oder mehrere Richtwerte überschritten werden,sollte man Abhilfe schaffen.Dabei gibt es verschiedene Möglichkeiten: Brunnen tiefer oder an einem anderen Standort bohren; Einbau einer Wasseraufbereitungsanlage; Umstellung auf Stadtwasser. Wenn die Kosten nicht zu hoch sind,sollte man darüber nachdenken,ob man den Brunnen noch tiefer oder einen neuen Brunnen an einem anderen Standort bohrt.Denn es besteht die Möglichkeit, dass die Wasserqualität dann tatsächlich besser ist.Aufschluss darüber gibt wiederum die Untersuchung einer Wasserprobe. Bringt diese Maßnahme keine Besserung,können Sie über den Einbau einer Wasseraufbereitungsanlage nachdenken.Bevor Sie sich dazu entschließen,sollten Sie sich aber unbedingt an neutraler Stelle über deren Wirksamkeit beraten lassen,z.B.bei den Landwirtschaftskammern,Wasserversorgern u.a. Wichtig ist dabei,dass Sie sich über die technischen Grenzen der Wasseraufbereitung informieren.Denn bei bestimmten Stoffkonzentrationen kann eine ausreichende Aufbereitung unter Umständen nicht mehr möglich sein.Wasser mit einem sehr niedrigen pH-Wert und gleichzeitig einer niedrigen Wasserhärte ist aggressiv und kann beispielsweise die Wasseraufbereitung stark beeinträchtigen. Bei Wasser mit hohen Ammoniumwerten über 5 bis 7 mg kann die Technikhäufig ebenfalls an Grenzen stoßen.Dadurch kann es möglicherweise passieren, dass das Ammonium nicht wie gewünscht zu Nitrat umgewandelt wird,sondern nur zu dem sehr giftigen Nitrit.Auch zu hohe Eisengehalte können den Ablauf der Wasseraufbereitung stören oder scheitern lassen. Die Kosten für den Einbau einer Wasseraufbereitungsanlage hängen stark von der verbrauchten Wassermenge,von der Stoffkonzentration und der Art der Aufbereitung ab.Daher müssen die Kosten betriebsindividuell kalkuliert werden. Der Umstieg auf Stadtwasser bietet sich dann an,wenn die Entfernung zum Versorgungswerk nicht zu groß ist.Die Vorteile sind klar:Bei Anlieferung ist Trinkwasserqualität garantiert.Viele Betriebe schrecken aber vor den Kosten zurück,die je nach Region bei 1,30 bis 1,40 E pro Kubikmeter Wasser liegen können (ohne Entsorgung).Auch dieser Schritt muss daher betriebsindividuell kalkuliert werden. Wird bei der Untersuchung im Labor eine zu hohe Keimbelastung festgestellt, muss die Tränkehygiene im Betrieb verbessert werden.Das gilt für die Nutzung von Stadtwasser genauso wie für die Versorgung mit Brunnenwasser.Folgende Bereiche sollten kontrolliert werden: Tränken saubermachen; Leitungen regelmäßig durchspülen; sehr alte Metallleitungen nach Möglichkeit durch neue Kunststoffleitungen ersetzen; bei Rein-Raus in der Aufzucht und Mast das Standwasser vor jeder Neubelegung ablassen; Trogtränken mit Ablaufstutzen regelmäßig säubern; Tränkebecken mit Zunge regelmäßig auf Funktion und Sauberkeit überprüfen; Nippeltränken regelmäßig durch kurzen Druck auf Funktion überprüfen; Durchflussmengen der Tränken mit einem Litermaß und einer Stoppuhr überprüfen (bei Kuhtränken mindestens 6 8 l//min). Tränken so anbringen,dass die Tiere nicht hineinkoten können. Ringleitungen bevorzugen,keine langen Stichleitungen. Mit diesen einfachen Maßnahmen lässt sich die Keimbelastung oft senken. Fazit Tränkwasser ist ein Grundnahrungsmittel für Rinder.Deshalb muss die Qualität regelmäßig überprüft werden.Eine schlechte Wasserqualität kann zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen.Bei Problemen sollte deshalb auch immer das Tränkwasser als mögliche Ursache in Betracht gezogen werden. Ramona Stracke

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