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Kreuzungszucht: Geliebt oder belächelt

Lesezeit: 5 Minuten

Seit mehr als zwei Jahrzehnten halten Jack und Kurt Hoekstra Kreuzungskühe in den USA. Sie sprechen über Chancen und Herausforderungen einer Zucht mit drei Rassen.


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Die Herde von Milchviehhalter Jack Hoekstra in Oakdale (Kalifornien) ist bunt gemischt. Sein Vater Bill startete schon 1988 den ersten Versuch mit der Kreuzung verschiedener Rassen. Für Jack Hoekstra hat sich dieser Versuch gelohnt: „Damals ließ die Gesundheit der reinrassigen Holsteins zu wünschen übrig. Durch die Rassenkreuzung hat sich das deutlich verbessert und die Kühe nehmen besser auf.“


Seit dem Jahr 2000 nutzt der Betrieb das sogenannte Procross-Zuchtprogramm, bei dem drei Rassen für die Anpaarung im Wechsel festgelegt sind: Holstein, Montbéliard und skandinavisches Rotvieh (siehe „Kreuzungszucht in Deutschland“; Seite R26). In der gleichen Zeit hat Hoekstra auch die Kreuzungsherde von 500 auf 1400 Kühe aufgestockt.


Vor sechs Jahren kaufte die Familie Hoekstra außerdem eine weitere Farm, die Jacks Bruder Kurt Hoekstra leitet. Auch dort stehen 1600 Kreuzungskühe. Die Brüder kooperieren in der Jungviehaufzucht, dem Futtereinkauf und der Vermarktung von Jungvieh und Kühen zur Mast.


Beide Herden sind hochleistend: Jack Hoekstra melkt auf der elterlichen Farm 12880 kg Energie-korrigierte Milch (ECM) mit einer Zellzahl von 170000 und Kurt 12260 kg ECM mit 150000 Zellen.


Wir wollen die gesündere Kuh


Jack beobachtet, dass vor allem die Milchkurve der Färsen nach der ersten Kalbung nicht steil ansteigt. „Deshalb verlieren sie kaum Körperkondition nach der Kalbung und sind sehr persistent“, so der Landwirt. Die Färsen erreichen ihren Milchleistungspeak von 40 kg mit 78 Tagen nach der Kalbung. Die zweitlaktierenden Kühe haben ihr Leistungspeak mit 52 Tagen bei 49 kg und die Drittlaktierenden mit 56 Tagen bei 53 kg Milch.


Ein weiterer Pluspunkt der Kreuzungszucht ist laut Jack Hoekstra die gute Klauengesundheit: „Einige der Gruppen laufen dreimal am Tag 280 m zum Melkstand und zurück – und das ohne Klauenprobleme. Das liegt an der Rotviehgenetik.“ Jährlich zum Trockenstellen und nach Bedarf führt der Betrieb Klauenpflege durch.


Jack Hoekstra melkt die frischlaktierenden Kühe sowie Färsen und hochleistende zweitlaktierende Kühe dreimal täglich in einem 25er-Fischgrätenmelkstand. Die gesamte Herde dreimal täglich zu melken, gibt der Melkstand nicht her.


Mäster lieben Kreuzungen


Die Vermarktung der Bullenkälber und Färsen managt Jack Hoekstra für beide Betriebe. Der hohe Ertrag für Bullenkälber und Färsen ist für ihn aktuell der größte Vorteil der Kreuzungszucht. Denn der Preis für Holsteinrinder zur Mast ist schlecht. Ein Bullenkalb erlöst 5 bis 35 € (Stand: 3.6.2019: 1 $ = 1,12 €), der Schlachtpreis für Holsteinkühe liegt bei 1,14 €/kg Lebendgewicht.


Große Mastanlagen, sogenannte Feedlots, in Kalifornien kaufen Kreuzungstiere im Vergleich zu Holsteins hingegen gerne. Diese wachsen schneller und ihre Ausschlachtung ist besser als bei Holsteinrindern, erklärt Jack Hoekstra. Die meisten Tiere verkauft er an die Harris Ranch. Diese Mastanlage mit etwa 115000 Rindern ist Kaliforniens größter Fleischproduzent. „Nicht nur für die Bullenkälber bekommen wir dort gutes Geld. Auch Färsen, mit denen wir nicht züchten wollen, verkaufen wir mit rund 400 kg für aktuell 1475 €“, sagt der Milchviehhalter. Außerdem besitzt Jack selbst Anteil an einer Mastanlage, die für ihn jährlich 400 bis 500 Rinder mästet.


Aufgrund des guten Schlachtviehpreises für Kreuzungskühe ist die Remontierungsrate auf beiden Betrieben hoch: Während der Herdenaufstockung lag die Remontierungsrate bei 28%. Inzwischen ersetzen die Brüder auf beiden Betrieben jährlich 42% der Herde. „30 bis 40% der Färsen und Erstkalbskühe besamen wir mit gesextem Sperma. Die Kühe selektieren wir sehr streng, um von der besseren Genetik der Färsen zu profitieren“, so Jack Hoekstra. Die Abgangsgründe haben sie klar definiert – mehr als 1 Mio. somatische Zellen in drei aufeinander folgenden Monaten ist einer davon. Kühe, die sich nicht für die Zucht eignen, lassen die Brüder neuerdings mit Fleischbullensperma besamen.


Doch Jack und Kurt kooperieren nicht nur bei der Vermarktung, sondern auch bei der Jungviehaufzucht: Zur Besamung gehen alle Färsen zu dem Betrieb von Kurt.


Aufzucht auf der Weide


Dort laufen die tragenden Rinder im Sommer auf der Weide. Diese muss der Landwirt dafür bewässern, denn ab April fällt in Kalifornien kaum noch Regen. Doch die Brüder sind überzeugt: „Gerade die Kreuzungstiere eignen sich sehr gut für die Aufzucht auf der Weide“, sagt Kurt Hoekstra. Das Erstkalbealter liegt bei 23 bis 24 Monaten.


Die größte Herausforderung ist laut Jack die Selektion der Nachzucht: „Es gibt keinen genomischen Zuchtwert für Kreuzungen. Ich entscheide nach anderen Kriterien, welche Rinder ich nicht belegen will.“ Eine geringe Milchmenge der Mutter oder ein nach unten korrigierter genomischer Zuchtwert des Vaters sind Ausschlusskriterien für die Zucht. Auch das Exterieur ist ein wichtiges Kriterium: Zu große Kühe mit Holstein-Exterieur machen z.B. mehr Probleme, erklärt der Landwirt. Trotzdem sind die Brüder von den Vorteilen der Dreirassenkreuzung überzeugt: „Durch die Kreuzung haben wir bessere Kühe bekommen.“ katharina.luetke-holz@topagrar.com


Die größte Herausforderung ist laut Jack die Selektion der Nachzucht: „Es gibt keinen genomischen Zuchtwert für Kreuzungen. Ich entscheide nach anderen Kriterien, welche Rinder ich nicht belegen will.“ Eine geringe Milchmenge der Mutter oder ein nach unten korrigierter genomischer Zuchtwert des Vaters sind Ausschlusskriterien für die Zucht. Auch das Exterieur ist ein wichtiges Kriterium: Zu große Kühe mit Holstein-Exterieur machen z.B. mehr Probleme, erklärt der Landwirt. Trotzdem sind die Brüder von den Vorteilen der Dreirassenkreuzung überzeugt: „Durch die Kreuzung haben wir bessere Kühe bekommen.“ katharina.luetke-holz@topagrar.com


Mehr zur Milchproduktion in Kalifornien lesen Sie in top agrar 6/2019, ab Seite R16.

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