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„Kühe müssen sich langweilen“

Lesezeit: 4 Minuten

Die Arbeitsprozesse auf erfolgreichen Milchviehbetrieben sind einfach, effizient und kuhfreundlich.


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King Hickman betreut mit seiner Beratungsorganisation Milchviehbetriebe im Mittleren Westen der USA. Viele der Spitzenbetriebe melken 45 kg im Herdendurchschnitt.


In seinem Vortrag machte er deutlich: Der wichtigste Erfolgsfaktor für hohe Leistungen ist die Kontinuität in allen Betriebsabläufen. Alles sollte jeden Tag in gleicher Weise ablaufen, sodass der Tagesablauf für die Kühe möglichst langweilig ist.


Eine der wichtigsten Grundlagen für gesunde, leistungsstarke Kühe ist laut Hickman das Grundfutter. Landwirte sollten jedes Grundfutter so ernten, konservieren und aus dem Silo entnehmen, dass eine möglichst hohe Qualität erhalten bleibt. Mit der Aussage „wir haben eine Nulltoleranz für Hefen und Pilze“ stellte Hickman klar: In der Ration darf nur völlig einwandfreies Futter landen. Dafür ist wichtig, die Folie am Silo nie weit zu öffnen, an der Anschnittfläche muss sie beschwert werden, damit kein Sauerstoff darunterziehen kann. Bei der Entnahme darf die Anschnittfläche nicht aufgelockert werden und die Oberfläche sollte so klein wie möglich bleiben, damit kein Sauerstoff in den Silostock einziehen kann, der das Wachstum von Hefen fördert. Um zu verdeutlichen, dass er bei der Futterhygiene keine Ausreden akzeptiert, verglich Hickman eine unsaubere Anschnittfläche mit einem sehr verschmutzten Kühlschrank für die Mitarbeiter: „Kühe sind genauso empfindlich wie wir. Aus diesem Kühlschrank will auch niemand essen.“


Zeitbudget der Kühe im Kopf:

Bei der Verbesserung der Haltung der Kühe oder der Abläufe im Stall sollten Landwirte immer das Zeitbudget der Kühe im Kopf haben. Hohe Leistungen sind nur möglich, wenn die Kühe möglichst viel Zeit zum Fressen, Saufen und Liegen haben. Sie sollten mindestens zwölf Stunden am Tag liegen und ständig freien Zugang zu frischem Futter und Wasser haben. Das beinhaltet, dass über den gesamten Futtertisch ständig die gleiche Ration vorliegt, die gut gemischt ist und regelmäßig nachgeschoben wird, damit alle Kühe sie auch erreichen können (vgl. top agrar 10/2018, Seite R10).


Zudem muss der Zugang zu den Tränken und Trögen jederzeit frei möglich sein. Enge Gänge, Überbelegung, zu we-nige Fressplätze und rutschige Böden schränken die Futter- und Wasseraufnahme der Kühe ein.


Die Liegezeit der Kühe ist nur dann hoch, wenn sie sich leicht ablegen können: Es müssen ausreichend Liegeplätze vorhanden sein. Eine schlecht gefüllte Tiefbox, Klauenprobleme oder Hitzestress verkürzen die Liegezeit ebenfalls, weil die Kuh zögert, bevor sie sich in die Liegebox legt.


Regelmäßige Arbeiten im Stall wie das Melken oder Tierarztbesuche sollten einen möglichst geringen Anteil am Zeitbudget der Kühe ausmachen. Um z.B. den Melkprozess möglichst effizient zu gestalten, muss der Melkstand regelmäßig gewartet werden, die Mitarbeiter gut geschult und die Abläufe beim Melken klar stukturiert sein. Dazu gehört auch, dass Material vor Melkbeginn aufgefüllt wird. Außerdem sollten die Treibwege der Kühe zum Melkstand so gestaltet sein, dass die Kühe schnell zum Melkstand und wieder zurück laufen. Kleine Tiergruppen, langsam melkende Einzeltiere oder das Nachtreiben von Kühen in den Melkstand verringern ebenfalls die Effizienz.


Früh tragend bringt Milch:

Hohe Milchleistung gibt es nur mit guten Reproduktionszahlen. Um Leistungen von 45 kg Milch zu melken, ist laut Hickman eines besonders wichtig: Die Kühe sollten im Schnitt nach 155 bis 160 Laktationstagen tragend sein, 65% der Herde sogar schon nach 120 Tagen. Die freiwillige Wartezeit liegt auf Spitzenbetrieben ohne Programm zur Brunstsynchronisation bei 50 Laktationstagen und mit Synchronisation bei 70 Tagen. Sehr gute Herden haben eine Pregnancyrate von mehr als 25%, der Durchschnitt liegt in den USA etwa bei 20%.


Benchmarks eignen sich für den Vergleich mit anderen Betrieben. King Hickman setzt jedoch lieber auf betriebseigene Zielsetzungen. Wichtig für den Erfolg sei, dass der Betrieb sich ein konkretes, erreichbares Ziel setzt und festlegt, wie er das erreichen will. Wenn z.B. das Erstkalbealter der Herde sinken soll, reicht es nicht aus, das Erstbesamungsalter anzupassen. Auch die Aufzucht der Jungtiere muss angepasst werden. Es müssen konkrete Zunahmen in der Aufzucht und Maßnahmen, um diese zu erreichen, festgelegt werden. Hickman stellte klar: Verbesserungen im Großen sind nur durch die Umstellung und konsequente Umsetzung vieler kleiner Dinge möglich. Umgekehrt summieren sich kleine Fehler langsam auf und Ziele werden schwer erreichbar. Es zahlt sich also aus, Wert auf die Details zu legen. Kontakt:


katharina.luetke-holz@topagrar.com

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