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Länger liegen – mehr Milch

Lesezeit: 5 Minuten

Neue Sensoren erfassen das Liegeverhalten von Kühen. Wie genau die Systeme sind und welche zusätzlichen Infos die Liegedauer bietet, zeigt Prof. Steffen Hoy von der Uni Gießen.


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Das größte Einsatzgebiet der Digitalisierung bei Kühen ist die Brunsterkennung. Mit einer Trefferquote von 93 bis 97% erkennen die meisten Systeme brünstige Kühe. Besonders wirksam ist das Messen der Wiederkaudauer, die typische Veränderungen während der Brunst und bei einigen Erkrankungen anzeigt. Insgesamt sind Gesundheitsmonitoring und Kalbeprognosen aber noch nicht so sicher.


Neue Systeme erfassen auch die Liegedauer. Doch wie genau sind die Ergebnisse? Und welchen zusätzlichen Nutzen für das Management bekommt der Landwirt?


Einfluss auf Milchleistung


Die tägliche Liegedauer haben wir mit dem System „BayernWatch“ erfasst (siehe Zusatzinfo „Liegedauer“ Seite R31). Die Pedometer messen Aktivität und Liegedauer.


Unbestritten ist: Lange Liegephasen in entspannter Körperhaltung fördern die Milchbildung. Wie stark dieser Effekt tatsächlich ist, haben wir mit verschiedenen Untersuchungen überprüft. In die Auswertung gingen 7635 Datensätze (Tageswerte) der Milchviehherde unserer Lehr- und Forschungsstation Oberer Hardthof ein. Die Daten haben wir in vier etwa gleich große Kategorien für die tägliche Liegedauer aufgeteilt:


  • unter 9,7 Stunden (Mittel 8,4),
  • 9,71 bis 11,09 Stunden (Mittel 10,5),
  • 11,1 bis 12,1 Stunden (Mittel 11,6),
  • über 12,11 Stunden (Mittel 13,0).


Zum Zeitpunkt der Auswertung lag der mittlere Laktationstag der Herde bei 168,5. Die durchschnittliche Milchleistung der Jungkühe lag bei 28,8 kg je Tag. Dagegen erreichten die älteren Kühe in der zweiten bis fünften Laktation eine signifikant höhere Tagesmilchleistung von 33,4 kg. Auch die Jahreszeit hatte Einfluss auf die Milchleistung: Im Mittel der Monate März bis Mai war die Milchleistung mit 32,9 kg je Kuh und Tag am höchsten und von September bis November mit 29,4 kg am geringsten. Die Auswertungen beziehen sich auf das Jahr 2017 und nicht auf den heißen Sommer 2018.


Die Effekte von Laktationsnummer und -tag sowie Jahreszeit haben wir in unseren Berechnungen berücksichtigt und bereinigt, um den „wahren“ Einfluss der Liegedauer auf die Milchleistung zu ermitteln (Übersicht 1).


Erhöhte sich die Liegedauer von durchschnittlich 8,4 auf 11,6 Stunden, stieg die Milchleistung im Mittel um 1,4 kg auf 31,5 kg. Lediglich in der Kategorie mit der längsten Liegezeit war die Milchleistung mit 31,2 kg wieder etwas geringer, aber immer noch deutlich höher als bei den Kühen bzw. an Tagen mit der kürzesten Liegedauer.


Dieser Effekt gilt unter Beachtung des Alters der Kühe. Damit bestätigen unsere Ergebnisse die Erfahrungen in der Praxis und unterstützen die Empfehlung, in Liegeboxen für hohen Komfort zu sorgen. Neben einer großzügig dimensionierten Liegeboxen (für Holstein-Kühe: Länge über 240 cm, Breite über 110 cm) sollen sie eine weiche und trockene Liegefläche haben und möglichst in der Nähe zu großen zugluftfreien Stallöffnungen angeordnet sein.


Wann Liegen Kühe Länger?


Um weitere Einflussfaktoren auf die Liegedauer und damit die Milchleistung zu ermitteln, haben wir über 57000 Datensätze (2 Stunden-Werte; März 2017 bis Februar 2018) ausgewertet.


Im Mittel lagen die Kühe 656 Minuten pro Tag, also fast 11 Stunden. Das Liegeverhalten folgte einem typischen Tagesrhythmus: Die kürzeste Liegedauer pro 2 Stunden trat zu den Melk- und Fresszeiten am Morgen und Nachmittag auf. Dann lagen die Kühe im Mittel nur 22 bzw. 28 bis 30 Minuten pro 2 Stunden. In den Nacht- und frühen Morgenstunden war die Liegedauer am längsten mit bis zu 98 Minuten pro 2 Stunden. Von 10 bis 14 Uhr gab es einen zweiten Peak der Liegedauer.


Das Alter der Kühe hatte keinen eindeutigen Einfluss auf die Dauer des Liegens. Tendenziell lagen ältere Kühe länger, wobei Erstkalbinnen mit 658 Minu-ten etwa so lange lagen, wie Kühe in der vierten Laktation (643 Minuten/Tag). Die kürzeste tägliche Liegedauer hatten die Kühe in der zweiten Laktation (10 Stunden 14 Minuten), die längste die Altkühe in der 5. Laktation (11,5 Stunden) (Übersicht 2).


Während der Brunst sind Kühe unruhiger und aktiver. Wir haben analysiert, ob sich die Liegedauer als Messwert zur Brunsterkennung eignet (Übers. 3). Außerhalb der Brunst lagen die Kühe im Durchschnitt 659 Minuten pro Tag. Am Tag vor der Besamung sank die tägliche Liegedauer um fast 90 Minuten auf 576 Minuten und stieg am Tag nach der Besamung wieder an. Der brunstbedingte Rückgang der Liegedauer betrug etwa 12%. Eine Veränderung ist somit zwar messbar, aber nicht so eindeutig wie der Anstieg der Aktivität. Die Aktivitätssteigerung kann bis über 100% betragen und liegt im Mittel bei 30 bis 50%. Für die automatische Brunsterkennung eignet sich dieser Messwert viel besser als die Liegedauer.


Auch den Einfluss der Jahreszeit auf das Liegeverhalten der Kühe haben wir untersucht. Im Winter (Dezember bis Februar) lagen die Kühe am längsten mit 680 Minuten pro Tag (Übersicht 4). Der Unterschied zu den kürzesten Liegedauern im Sommer war mit einem Unterschied von fast einer Stunde signifikant (Juni bis August 630 Minuten/Tag). Allerdings wurde im Sommer der Außenauslauf am Stall genutzt, den die Pedometer nicht erfassen konnten.


Um einen Zusammenhang zwischen Liegedauer und Gesundheit zu untersuchen, gab es in der ausgewerteten Zeit zu wenige kranke Kühe. Es ist aber wahrscheinlich, dass kranke Kühe länger liegen und somit automatisch erkannt werden können. Insbesondere für größere Betriebe mit Melkrobotern ist diese Funktion von Bedeutung.


anke.reimink@topagrar.com

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