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Milchproduktion bei - 50°C bis +40°C

Lesezeit: 5 Minuten

Deutsche Zuchtunternehmen fördern Rinderhalter in China. Die Demonstrationsbetriebe geben einen Einblick in die Strukturen und Herausforderungen in den Regionen.


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Die Winter in Heilongjiang sind hart. Bis zu sechs Monate und bis - 50°C fordern Menschen, Tiere und Technik. Dennoch will Chinas Regierung die Milchproduktion in der nordöstlichen Provinz ausbauen.


Das Militär hat die Region erst nach 1950 gerodet und urbar gemacht. Bis heute bildet das Militär die Basis der Staatsfarmen, die zum Teil mehrere hunderttausende Hektar groß sind und die Politik der Provinz bestimmen. Eine besondere Herausforderung sind die langen Winter. Als Ausgleich gibt es immerhin Sommer mit ausreichend Niederschlägen, die auf den tiefgründigen Böden hohe Erträge ermöglichen.


Das „Institut of Reclamation“ soll die Landwirtschaft wissenschaftlich weiterentwickeln und beraten. Dazu betreibt die Forschungsanstalt zwei Betriebe nördlich der Hauptstadt Harbin. Kleinbauern und Genossenschaften sollen z.B. die Vorteile der Doppelnutzungsrasse Fleckvieh kennenlernen. Die 140 Simmentalfärsen stammen aus Australien und das Sperma für Kreuzungsprogramme aus Deutschland.


In den vergangenen Jahren hat das Institut Staatsfarmen beim Einstieg in die Milchproduktion beraten. So hat das Unternehmen Bei An im Nordosten der Provinz 16 Betriebe mit je 2000 Kuhplätzen aufgebaut. Die Holsteinkühe kamen aus Australien und Chile.


Das von der ADT durchgeführte deutsch-chinesische Kooperationsprojekt unterstüzt diese Betriebe beim Management. Wichtig sind Kuhkomfort und Tierwohl mit dem Fokus auf höhere Leistungen. Aktuell produzieren die Betriebe rund 10000 kg Jahresleistungen mit teilweise 15 kg Kraftfutter und wenig Maissilage. Weil Subventionen zurückgefahren werden, geraten die Betriebe jetzt unter Druck. Trotzdem produzieren sie weiter, zum Teil mit privaten Investoren.


30000 Kühe, 8000 Mitarbeiter:

Die Provinz Xinjiang liegt im Nordwesten Chinas. Hier leben viele Muslime und 140 verschiedene Minderheiten. Geprägt wird die flächenmäßig größte Provinz von Wüsten und Gebirgen.


Auch hier hat das Militär zu Beginn der 1950iger Jahre die Landwirtschaft aufgebaut. Neben Großbetrieben gibt es viele kleine, traditionelle Landwirte. Kontinental kalte Winter und trockene Sommer mit Temperaturen weit über 40°C prägen die Landwirtschaft. Bei Jahresniederschlägen von nur 150 mm nutzen Landwirte das Schmelzwasser aus den Bergen in einem System mit Tröpfchenbewässerung. Dies ermöglicht ihnen hohe Erträge von 130 t/ha Silomais oder 150 t/ha Tomaten.


Am nördlichen Rand des Tian Shan Gebirges liegt die Stadt Hutubi mit dem gleichnamigen landwirtschaftlichen Betrieb. Dieser wurde von der Sowjetunion aufgebaut und bekam 1955 von dort die ersten Fleckviehrinder. Später folgten Importe aus Deutschland.


Heute ist Hutubi einer der führenden Fleckviehzüchter des Landes. In den letzten Jahren hat der Betrieb sechs weitere Holsteinbetriebe und einen Mutterkuhbetrieb mit 3000 importierten Angusrindern aufgebaut. Das Unternehmen besitzt über 30000 Rinder und betreibt einen eigenen Schlachthof, eine Molkerei sowie ein Kraftfutterwerk und beschäftigt über 8000 Mitarbeiter. Die Milchviehställe wurden mit moderner Technik und Know-How von ausländischen Unternehmen aufgebaut.


Mais und Luzerne produzieren zum Teil Kleinbauern, die dafür die Flächen des Betriebes pachten. Die Qualität des Grundfutters hat sich verbessert und Luzernesilage ersetzt seit zwei Jahren einen Teil des Heus. Das hat die Leistungen gesteigert. Alle sieben Milchviehbetriebe füttern eine Rezeptur, die das Kraftfutterwerk berechnet.


Die Ration besteht aus 14 kg Kraftfutter, 12 kg Maissilage und 3,75 kg Luzerneheu bzw. -silage. Die Futteraufnahme liegt bei ca. 21 kg Trockenmasse pro Tag. Die Holsteinbetriebe melken im Schnitt 34 kg pro Tag.


Ein großes Problem ist die Hitze im Sommer. Hohe Dächer, Sprühanlagen und Ventilatoren sollen die Ställe kühl halten. Im Juli und August werden so wenig Kühe wie möglich besamt. 2016 hat der Betrieb mit einer kontinuierlichen Klauenpflege begonnen. Das hat die Milchleistung um 6 kg je Kuh und Tag gesteigert. Jetzt stellt der Betrieb eine Anlage mit 1200 Kühen auf Fleckvieh um – mit Sperma aus Deutschland.


Zuchtziel ist „Überleben“.

Ebenfalls in der Provinz Xinjiang in den Tälern des Tian Shan Gebirges liegt der Betrieb Yili Xin He mit Zuchtstation. Kleinbauern bewirtschaften im Tal die Ackerflächen. An den Hängen und den Hochebenen halten sie Rinder, Schafe und Pferde auf 2000 m Höhe. Für die Bauern zählt nicht die Leistung, sondern das Überleben der Tiere unter den Bedingungen.


Um die Kleinbauern in der Region zu unterstützen, fördert der Staat die Zuchtstation. Diese schult die Bauern und stellt ihnen Genetik zur Verfügung, um die lokale Braunvieh-ähnliche Rasse besser an die klimatischen Bedingungen anzupassen. Die Station bietet kostenlos künstliche Besamungen an und verkauft pro Jahr 250 Zuchtbullen.


Der zur Station gehörende landwirtschaftliche Betrieb verfügt über 400 ha Grün- und 80 ha Ackerland, wo Mais und Luzerne angebaut werden, sowie 300 Milchkühe plus Jungvieh und Bullen von vier Rassen stehen: Xinjiang Niu, US-Brown Swiss, sowie Kanadisches und Deutsches Braunvieh. Die Zucht orientiert sich an den regionalen Bedürfnissen. Intensiv auf Milchleistung gezüchtete US-Genetik ist hier weniger gefragt.


Die Durchschnittsleistung liegt bei 3400 kg mit 240 Laktationstagen. Die Milchpreise bewegen sich um 0,38 €. Die Produktionskosten sind gering: Von Mai bis Anfang September sind die Tiere ohne Zufütterung auf den Weiden in den Bergen. Allerdings sind die Molkereien nicht verlässlich. In Phasen niedriger Preise schließen sie oft komplett. Die Landwirte sind deshalb gezwungen, auf Braunvieh mit Zweinutzung zu setzen. Diese Tiere kommen mit den schwierigen Bedingungen zu Recht und bieten eine alternative Einnahmequelle, wenn es für die Milch keine Nachfrage gibt.


Kontakt: anke.reimink@topagrar.com


Mehr zur chinesischen Landwirtschaft lesen Sie auf den Seiten 18 bis 23.

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