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Melktechnik: Darüber diskutiert die Branche

Melktechnik: Darüber diskutiert die Branche! Europaweit forschen Experten an neuen Techniken für Melkroboter und Melkstand. Rund 100 Berater und Wissenschaftler tauschten sich auf der Tänikoner Melktechniktagung in der Schweiz aus. Einen Überblick gibt Dr. Michael Hubal, Landwirtschaftskammer Niedersachsen.

Lesezeit: 8 Minuten

Europaweit forschen Experten an neuen Techniken für Melkroboter und Melkstand. Rund 100 Berater und Wissenschaftler tauschten sich auf der Tänikoner Melktechniktagung in der Schweiz aus. Einen Überblick gibt Dr. Michael Hubal, Landwirtschaftskammer Niedersachsen.


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Messtechnik beim Melken

Den Nutzen aktueller Messtechnik beim Melken stellte Odd Ronningen von der norwegischen Erzeugergemeinschaft TINE dar. Hierbei betonte er, dass die Messtechnik, die während des Melkens eingesetzt wird, weder Kuh noch Melker beeinträchtigen darf. Nur so können echte Erkenntnisse gewonnen werden. Dies sind insbesondere die Vakuumverhältnisse nahe der Zitze, Passgenauigkeit der Zitzengummi, Abnahmezeitpunkt und Güte der Melkroutinen. In norwegischen Betrieben wurden in 25 % der untersuchten Fälle Fehler in einem oder mehreren der o.g. Belange festgestellt.

 

Sicherheit automatischer Melksysteme

Das Problem der Verschleppung bei der Probengewinnung  in automatischen Melksystemen stellte Peter Lovendahl von der Universität Aarhus in Dänemark dar. Laut dänischen Untersuchungen kommt es bei der Milchprobengewinnung in automatischen Melksystemen zur Verschleppung von Milch von bis zu 20% der Menge. Das kann eine Fehleinschätzung der nachfolgenden Probe z.B. bei der Zellzahl um mehrere hunderttausend Zellen/ml bedeuten. Damit wird in der Folge unter Umständen auf eine klinische Mastitis bei einer eutergesunden Kuh geschlossen. Ebenso können Inhaltsstoffe wie Fett und Eiweiß falsch bewertet werden. Bei der Weiterverarbeitung der Daten in der Zuchtwertschätzung kommt es dann zu Verschiebungen bzw. Ungenauigkeiten. Vermeiden lassen sich solche Effekte durch gut eingestellte AMS, angepasstes Design der Bauteile, verbesserte Software sowie ausreichende Wartung der Anlagen.

 

Bewertung von AMS nach gültigen DIN/ISO Normen

Die Bewertung von automatischen Melksystemen nach DIN/ISO Normen brachte in der Vergangenheit immer wieder Schwierigkeiten mit sich, da es noch keine angepassten Normen für diese Systeme gibt. Wolfgang Spörer vom LKV Sachsen Anhalt hat sich im Rahmen einer Arbeitsgruppe der Wissenschaftlichen Gesellschaft der Milcherzeugerberater (WGM) über mehrere Jahre dem Thema angenommen und in Abstimmung mit verschiedenen Herstellern Verfahren entwickelt, die die Prüfung von AMS beschreiben. Die Ergebnisse hierzu wurden in einem Handbuch festgehalten und auf der Tagung vorgestellt. Das Handbuch ist nun über die WGM zu beziehen und steht somit Beratern und Servicetechnikern ab sofort zur Verfügung.

 

Mastitisprävention

Die Grundlagen und Komponenten der Mastitisprävention stellte Ute Müller von der Universität Bonn dar. Hierbei kommt es, so Frau Müller, vor allem auf die Beachtung der drei Faktoren Tier, Mastitiserreger und Umwelt/Melken an. Beim Tier spielen vor allem die Immunlage, das Stoffwechselgeschehen sowie Euter-/Zitzenform und die Zitzenkondition eine Rolle. Bei den Erregern gilt es, diese zu bestimmen und entsprechend zu handeln. Hier unterscheidet man zwischen kuh- und umweltassoziierten Erregern sowie Hautbesiedlern. Bei der Umwelt kommt der Liegeflächenhygiene sowie der Stall- und Melkhygiene eine bedeutende Rolle zu. Ziel muss es immer sein, den Erregerdruck so gering wie möglich zu halten. Da die Melktechnik einen großen Einfluss auf die Zitzenkondition hat, ist hier die Wahl der richtigen Zitzengummi und deren regelmäßiger Austausch von großer Bedeutung. Hinzu kommt die angepasste Einstellung von Pulsation und Vakuumhöhe sowie der passende Abnahmezeitpunkt. Dies alles kann natürlich nicht eine adäquate Melkarbeit kompensieren, die nach wie vor die physiologischen Abläufe bei der Kuh berücksichtigen muss, so dass der Milchentzug erst nach eingestellter Melkbereitschaft beginnen sollte.

 

Verhalten von Kühen bei verschiedenen Melkplatzdimensionen

Das Verhalten von Kühen bei verschiedenen Melkplatzdimensionen, meistens bedingt durch die Bauart (Tandem, Fischgräte, Side by side), wurde in einer Studie untersucht und die Ergebnisse von Michael Zähner, Agroscope, Tänikon, vorgestellt. Hiernach koteten/harnten die Kühe umso öfter, je weniger Platz ihnen zur Verfügung stand. Die war am häufigsten beim Side by Side Melkstand, weniger häufig beim Fischgräten Melkstand und am wenigsten häufig beim Tandem Melkstand der Fall. Das Betreten des Melkplatzes dauerte am längsten beim Side by side, weniger lang bei der Fischgräte und benötigte die geringste Zeit beim Tandem Melkstand.

 

Auswirkungen der A-Phase der Pulsation auf das Nachgemelk

In einer Studie der Universität Hohenheim und dem Agroscope in Tänikon wurde der Einfluss einer verlängerten A-Phase auf das Nachgemelk von Kühen untersucht. Die Ergebnisse wurden von Silke Hermann vorgestellt. Da am Ende des Melkvorgangs beim sogenannten „Klettern“ der Melkbecher das Gewebe der Zitzenbasis in den Melkbecher eingesaugt wird, kommt es zur Verengung oder sogar zum Verschluss der Euter-/Zitzenpassage. Durch eine verlängerte A-Phase soll dieser Effekt verzögert werden, was wiederum in einem höheren Ausmelkgrad resultiert. Der Versuch wurde mit kleinen, mittleren und großen Zitzen durchgeführt. Eine verlängerte A-Phase führte bei kleinen und großen Zitzen kaum zu messbaren Unterschieden. Bei mittleren Zitzengrößen konnte ein geringeres Nachgemelk und eine geringfügig höhere Milchmenge festgestellt werden. Die besten Ergebnisse ließen sich erzielen, wenn die Zitzengummimaße optimal zu den Zitzen passten. Dies sollte Anlass für die Praxis geben, die Zitzenmaße der Herde regelmäßig zu überprüfen und passende Zitzengummi auszuwählen.

 

Möglichkeiten und Grenzen von Messungen unter Melkbedingungen

Martin Spohr vom Eutergesundheitsdienst Baden-Württemberg sieht Messungen unter Melkbedingungen als eine wertvolle Ergänzung der Prüfung von Melkanlagen nach DIN/ISO Normen an. Nach seiner Einschätzung bieten diese Messungen Möglichkeiten, den Gründen für Probleme mit der Zitzenkondition, aversivem Verhalten der Kühe sowie mangelnder Arbeitseffizienz auf die Spur zu kommen. Die Zusammenhänge von Messergebnissen zu den auftretenden Problemen sind bisher noch nicht ausreichend bekannt und werden in der Praxis oft ohne fundierte wissenschaftliche Validierung interpretiert. Dabei wird es in der Beratungspraxis häufig versäumt, weitere Informationen wie Zitzenkondition, Melkroutine, Tierverhalten, Ausmelkgrad etc. mit zu erfassen und diese in Beziehung zu den gemessenen Werten zu setzen. Hierbei ist es wichtig, die betriebsspezifischen Probleme zu kennen und zielgerichtete, dem Problem angepasste Beobachtungen und Messungen durchzuführen. Es ist für die Zukunft unerlässlich, anhand von Untersuchungen Richtwerte für Messergebnisse herauszufiltern, die wissenschaftlich fundiert und in der Beratungspraxis reproduzierbar sind.

 

Verwendung von viertelindividuellen Milchflussdaten

Die viertelindividuelle Messung des Milchflusses lässt eine Vielzahl von Diagnosemöglichkeiten und die Ansteuerung von Prozessen in der Melktechnik zu. Bisher wird diese Technik nur selten angewandt, meistens in automatischen Melksystemen. Ulrich Ströbel vom ATB in Potsdam hat mit einer Forschungsgruppe ein Standard-Milchmengenmessgerät weiterentwickelt, so dass jetzt ein Gerät zur Verfügung steht, welches mit ausreichender Genauigkeit die Milchflüsse einzelner Viertel des Euters erfasst. Die Entwicklung des Gerätes wird noch fortgesetzt, so dass am Ende ein marktreifes System den konventionell melkenden Betrieb zur Verfügung stehen soll.

 

Der Einfluss von Vakuumschwankungen auf das Melken und die Zitzenkondition

Die neuesten Forschungsergebnisse zu diesem Themenkomplex wurden von Rupert M. Bruckmaier von der Universität Bern vorgestellt. Unregelmäßige Vakuumschwankungen, verursacht durch abrutschende Melkzeuge, unsachgemäßes Ansetzen und abfallende Melkzeuge können das Risiko für Euterentzündungen erhöhen. Da das Systemvakuum während des gesamten Melkvorgangs gleich hoch, das Vakuum im Melkzeug jedoch vom Milchfluss der Kuh abhängig ist, kommt es während des Melkvorgangs zu unterschiedlichen Vakuumhöhen im Melkzeug. Das Melksystem sollte so gestaltet sein, dass der Vakuumabfall während des höchsten Milchflusses nur moderat ausfällt. Dabei sollte das Vakuum im Melkzeug bei Milchfluss im Bereich von 25-30 kPa bleiben und möglichst weder unter- noch überschritten werden, weil bei Unterschreitung die Melkgeschwindigkeit und bei Überschreitung die Zitzenkondition leidet. Der Abnahmezeitpunkt sollte zu Gunsten der Zitzenkondition eher früh gewählt werden, weil ein geringes Nachgemelk nach der Einschätzung von Bruckmaier keine negativen Auswirkungen hat.

 

Kriterien für die Bewertung des Melkvorgangs und der Melkanlage

Angelika Häussermann von der Universität Kiel stellte das europäische Innovationsprojekt zum Melken (InnoMelk) vor. Hier werden in Zusammenarbeit von Wissenschaft und Praxis Bewertungsschemen für den Melkvorgang sowie vor- und nachgelagerte Bereiche erstellt und auf ihre Praxistauglichkeit untersucht. Am Ende soll ein Tool auf elektronischer Basis entwickelt werden, welches die Beratung vor Ort erleichtert und standardisiert.

 

Die Milchkuh der Zukunft

Einen interessanten Ausblick auf die Zukunft der Milcherzeugung gab Anke Römer von der Landesforschungsanstalt in Dummerstorf, Mecklenburg-Vorpommern. Die Rentabilität der Milcherzeugung in Deutschland ist die zwingende Voraussetzung für ihren Fortbestand. Leistungssteigerung und vor allem die Steigerung der Lebensleistung sind die Ziele der Zukunft. Die Prognose für die Nutzungsdauer gibt sie für das Jahr 2020 mit 44 Monaten an. Nach ihrer Einschätzung wird sich die Zwischenkalbezeit zu Gunsten der Tiergesundheit und der Lebensdauer in Zukunft verlängern. Dies reduziert die Anzahl der Kalbungen und somit auch die risikoreichen Perioden der Frühlaktation. In der Exterieurbewertung sieht Frau Römer die Tendenz zu weniger „scharfen“ Milchtypen mit mehr Gewichtung auf die Eutermerkmale. Die Betriebe werden weiter wachsen, müssen jedoch für ein besseres Image in der Gesellschaft sorgen. Die Anforderungen der Gesellschaft an die Tierhaltung werden weiter steigen und müssen ernst genommen werden, wenn die Bereitschaft für eine Wertschätzung der Produkte verbessert werden soll.

 

Das komplette Tagungsband der Tänikoner Melktechniktagung finden Sie

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