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Neues zur Klauengesundheit

Auf dem diesjährigen Fortbildungsseminar für Klauenpfleger, ausgerichtet vom Verein geprüfter Klauenpfleger e.V., wurden im Rahmen von Vorträgen und praktischen Vorführungen wichtige Informationen an die Klauenpfleger weitergegeben. Die wertvollen Informationen dienen der Verbesserung der Klauengesundheit und sollten von Klauenpflegern und Landwirten gleichermaßen berücksichtigt werden.

Lesezeit: 9 Minuten

Auf dem diesjährigen Fortbildungsseminar für Klauenpfleger, ausgerichtet vom Verein geprüfter Klauenpfleger e.V., wurden im Rahmen von Vorträgen und praktischen Vorführungen wichtige Informationen an die Klauenpfleger weitergegeben. Die wertvollen Informationen dienen der Verbesserung der Klauengesundheit und sollten von Klauenpflegern und Landwirten gleichermaßen berücksichtigt werden.


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Sicher und gesund bei der Klauenpflege


Michael Miller, Landwirtschaftliche Berufsgenossenschaft Niederbayern/Oberpfalz und Schwaben, stellte die Ergebnisse seiner umfangreichen Dokumentation zum Thema „Sicherheit und Arbeitsschutz bei der Klauenpflege“ vor. Neben wirtschaftlichen Überlegungen, die konkret für die Auslagerung der Klauenpflege an professionelle Klauenpfleger sprechen, sind auch tierschützerische Aspekte zu berücksichtigen. Eine zeitgerechte und fachgerechte Klauenpflege mit technisch einwandfreiem Material erspart Schäden am Tier und im Geldbeutel. Zudem kann die Unfallgefahr für den Menschen durch sicherheitsbewusstes Arbeiten minimiert werden. Die Bereitstellung geeigneter Örtlichkeiten, von A wie Abmessungen rund um den Klauenstand, bis Z wie Zugang in den Stall mit dem Klauenstand können und müssen zukünftig noch optimiert werden. Hier sind Sicherheitsberater der Landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft die richtigen Ansprechpartner. Durch ihren intensiven Erfahrungsaustausch mit professionellen Klauenpflegern ergeben sich so wertvolle Hinweise für die landwirtschaftlichen Betriebe, wie die äußerst wichtige, regelmäßige Klauenpflege sicher und fachgerecht durchgeführt werden kann.


Sanierung von Laufoberflächen


Betonoberflächen werden aufgrund der intensiven Nutzung durch den Tierverkehr innerhalb weniger Jahre stark abgenutzt sowie durch Urinstein und Ablagerungen immer rutschiger.. Abhängig von der eingesetzten Betonqualität und einer optimalen Ver- und Bearbeitung der Oberfläche kann eine Betonoberfläche für etwa 3 bis 8 Jahre eine ausreichende Trittsicherheit für die Kuhklaue bieten, sowohl bei Spaltenböden als auch bei planbefestigten Böden. Dann beginnt die Oberfläche unweigerlich die Rutschfestigkeit zu verlieren. Meist fällt es kaum auf, dass sich die Tiere im Stall im Laufe der Jahre immer vorsichtiger bewegen, um nicht auszurutschen – mit fatalen Folgen. Die Kühe machen kleinere Schritte, müssen für die gleiche Wegstrecke oft doppelt so häufig auftreten und handeln sich so durch Überbelastung der Klauen schwerwiegende Klauenprobleme ein. Die Brunstbeobachtung wird deutlich erschwert, wirtschaftliche Schäden sind vorprogrammiert. Die Firma Schustereder bietet ein Verfahren an, bei dem mit Diamantscheiben unter Wasserkühlung ein flaches Rillenprofil (Rautenmuster) in die Laufflächen geschnitten wird. Dies wandte der Vortragende, Thomas Schustereder, vor einigen Jahren mit gutem Erfolg im eigenen Betrieb an und bietet die Dienstleistung nun auch für andere Betriebe. Die flachen Rillen bieten kaum ein Reservoir für Keime, verbessern die Trittsicherheit aber erheblich. Die Nachhaltigkeit kann Herr Schustereder durch die Erfahrungen im eigenen Betrieb bestätigen. Eine Informationsveranstaltung zu diesem Thema findet/fand am 24.05.2012 in der Nähe von Wasserburg am Inn statt (ggf. Folgebeitrag).


Tiefe Einblicke ins Innere der Klaue


Im Rahmen einer praktischen Demonstration konnten die zahlreich anwesenden Klauenpfleger einen interessanten Einblick ins Innere erkrankter Klauen gewinnen. Privatdozent Dr. Johann Maierl von der Tierärztlichen Fakultät München und Dr. Andrea Fiedler hatten eine eindrucksvolle Sammlung von Klauenschnittpräparaten vorbereitet. Die weitverbreitete Klauenrehe, eine Entzündung der hornbildenden Klauenlederhaut, kann bei der Klauenpflege anhand von sichtbaren Hornveränderungen und Farbabweichungen festgestellt werden. Dann liegt die Ursache für eine derartige Erkrankung aber bereits einige Wochen zurück, dies ist bedeutsam für die Bekämpfung. Die vorgestellten aufgesägten Klauen zeigten zum Teil dramatische Blutungen in die Lederhaut schon zu Beginn der Erkrankung und somit erklärt sich auch die häufig auftretende mittelgradige bis starke Lahmheit betroffener Tiere. Andere Klauen wiesen Wand- und Sohlengeschwüre auf, deren Ausdehnungen bei den Schichtpräparaten gut sichtbar waren. Für die Therapie konnten die Klauenpfleger so die Schnittführung zum Entlastungsschnitt beurteilen. Anhand der längs aufklappbaren, frischen Präparate wurde auch noch einmal die korrekte Klauenpflege besprochen. Insbesondere an der Klauenspitze und im vorderen Sohlenbereich liegt die Lederhaut und der Knochen direkt unter dem schützenden Horn. Hier muss bei der Klauenpflege besonders auf eine korrekte Länge und Sohlendicke geachtet werden. Anderenfalls spürt die Kuh zu dünn und kurz geschnittene Klaue mangels Überdeckung der Klauenlederhaut bei jedem Schritt sehr schmerzhaft – unter Umständen ergeben sich fatalen Folgen durch Spitzengeschwüre.


Optimale Pediküre


Verschiedene Firmen hatten sich zur Vorstellung ihrer Klauenpflegestände angekündigt. Ihnen sollte im Rahmen dieser Profi-Veranstaltung Gelegenheit zur Darstellung ihrer neuesten Entwicklungen gegeben werden. Letztendlich war die dänische Firma KVK mit insgesamt drei Ständen auf der Veranstaltung vertreten. Um eine optimale Klauenpflege in Verbindung mit reduzierter körperlicher Belastung zu gewährleisten, setzen die Klauenpfleger verstärkt auf hydraulischen Pflegeboxen. Über Zutreibgitter können die Tiere gut an den eigentlichen Stand herangeführt bzw. getrieben werden. Die Boxen öffnen und schließen sich durch Hebelwirkung, die verantwortliche Person kann so auch zögernde oder unruhige Tiere sicher im Stand fixieren und auf optimale Arbeitshöhe für den Klauenpfleger anheben. Die Aufhängungen der Gliedmaßen wurden in den vergangenen Jahren immer weiter verbessert, so dass die Befestigung insbesondere auch an den Vordergliedmaßen für Mensch und Tier ergonomisch erfolgt. Die KVK-Stände haben zudem mit sehr leisen

Hydraulikmotoren dem Ablauf der Klauenpflege in den Betrieben einen großen Dienst erwiesen. Jeder, der schon einmal den ganzen Tag bei der Klauenpflege mitgearbeitet hat, weiß, wie belastend dabei die Geräuschkulisse für Mensch und Tier sein kann. Von den ausgestellten Boxen gibt es neben den professionellen Modellen auch Versionen, die für den täglichen Gebrauch für die Landwirte im eigenen Betrieb geeignet sind. Hier können professionelle Klauenpfleger bei der Auswahl eine gute Hilfestellung geben.


Ausbildung zum professionellen Klauenpfleger


Nach Verabschiedung der staatlichen Prüfungsordnung für professionelle Klauenpfleger und für den Fachagrarwirt Klauenpflege im vergangenen Frühjahr war es nun an der Zeit, über den derzeitigen Ausbildungsstand in Bayern zu berichten. Herr Dr. Rudolf Seidl, Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft, Abteilung Berufliche Bildung, stand Rede und Antwort. Das Interesse der Anwesenden war groß, denn die Nachfrage nach gut ausgebildeten Klauenpflegern ist immens und jeder gewissenhaft arbeitende Klauenpfleger hat einen übervollen Terminkalender. Deshalb hat sich der die Veranstaltung ausrichtende Verein geprüfter Klauenpfleger bei seiner Gründung vor 11 Jahren eben dieses Ziel auf die Fahnen geschrieben – eine fundierte Weiterbildung zu etablieren, die auch von staatlicher Seite im Rahmen einer Prüfung anerkannt wird. Zum Zeitpunkt der Veranstaltung beschränkten sich die Möglichkeiten der Weiterbildung in Bayern auf die Teilnahme an Klauenpflegekursen in den verschiedenen Lehr-. Versuchs- und Fachzentren in diesem Bundesland. Die in den letzten Jahren vom Verein geprüfter Klauenpfleger durchgeführte Prüfung entspricht dem Standard der staatlichen Prüfungsordnung, ruht aber seit der Veröffentlichung dieser. Nun soll in den nächsten Monaten verstärkt dieser Weiterbildungsbereich gefördert werden, ein erster Jahrgang mit Prüflingen wird bereits in diesem Jahr angestrebt.


Ergebnisse von Untersuchungen „Rund um die Rinderklaue“


Im Rahmen der Veranstaltung wurden zahlreiche Studien „Rund um die Rinderklaue“ vorgestellt. Bei den in den letzten Jahren verstärkt organisierten fachbezogenen Untersuchungen arbeiteten aktive Klauenpfleger des „Vereins geprüfter Klauenpfleger“ und interessierte Studenten der Tiermedizin mit Frau Dr. Andrea Fiedler zusammen.


Welcher Klotz zu welcher Kuh?


Eine der ersten Studien beschäftigte sich mit der Suche nach dem „idealen Klotz“. Hinsichtlich der Form war dies ein keilförmiger Klotz der Größe XL (Länge 190 mm, vorne 15 mm, hinten 23 mm hoch), er entlastete die Kühe am besten. Die ebenfalls eingesetzten geraden XL-Klötze schnitten ebenfalls mit guten Ergebnissen ab. Höhere Klötze sollten Einzelfällen, bei denen eine starke Entlastung nötig ist, vorbehalten bleiben, sehr hohe keilförmige Klötze behindern eher das Laufverhalten der so „erhöhten“ Kühe. Bei Versuchen zur Handhabung und Haltbarkeit diverser Produkte schnitten zum Zeitpunkt der Untersuchung der Kleber zum Easybloc (Demotec) und Bovibond am besten ab. Einige für die Klauenpfleger und Landwirte bedeutsame Erkenntnisse konnten quasi nebenbei gewonnen werden. Durch die intensive Betreuung der in der Studie verwendeten Kühe konnte beobachtet werden, dass auch eine sorgfältig geschnittene Hohlkehlung nach 3-5 Wochen nahezu vollständig nachgewachsen ist. Diese für die Biomechanik und damit für die Bekämpfung von Sohlengeschwüren so wichtige Hohlkehlung muss also möglichst frühzeitig wieder nachgeschnitten werden. Dies spricht für eine dreimalige Klauenpflege im Jahr. Zudem wurden bei der gezielten Entfernung der geklebten Klötze nach 5 Wochen zahlreiche Hornveränderungen gefunden, die Klötze waren zum Teil extrem ungünstig abgelaufen. Somit ergab sich eine Empfehlung, Klötze nie länger als 3-4 Wochen an der Klaue zu belassen. Lieber nimmt man den Klotz ab, pflegt nach und klebt einen neuen, um eine optimale Entlastung zu gewährleiten.


Klauenreinigung auf dem Prüfstand


Die Hygiene an den Klauen war ein weiterer Untersuchungsaspekt. Diverse Klauenwaschanlagen wurden in umfangreichen Untersuchungen getestet, insbesondere ihre Reinigungswirkung und der Einfluss auf die Mortellarosche Krankheit. Wichtig ist jedoch, dass auch im Rahmen derartiger Studien stets alle Tier zunächst an den Klauen gepflegt und Krankheiten gezielt behandelt wurden, erst dann darf von einer Waschanlage die Aufrechterhaltung einer erreichten Klauengesundheit erwartet werden. Selbstverständlich lief stets eine „ungewaschene“ Kontrollgruppe mit.




Die Tiere wurden zu Beginn einer Studie, zu mehreren Zeitpunkten während der Laufzeit und am Ende im Klauenstand eingehend untersucht und die Befunde der Klauenerkrankungen dokumentiert.

Die Anlage der Firma ClawCare wurde im Milchviehstall des Lehr -, Versuchs- und Fachzentrums für Milchvieh- und Rinderhaltung in Achselschwang (Fleckvieh und Braunvieh) eingesetzt. Dort ergaben die Ergebnisse einer Doktorarbeit aus der Tiermedizin keinerlei Einfluss der Anlage auf infektiöse Klauenerkrankungen.




Die Klauenreinigungsanlage der Firma Devio wurde im Milchviehstall der LfL Grub (Fleckvieh) und in einem Praxisbetrieb mit etwa 120 Milchkühe (Holstein Friesian und Braunvieh) eingesetzt. Hier ergaben die Untersuchungen im Praxisbetrieb einen Rückgang der Mortellaroschen Krankheit in der Versuchsgruppe im Vergleich zur Kontrollgruppe. Sichtbar wurde aber auch, wie sehr die Befallsrate dieser Erkrankung sowohl in der Versuchs-, als auch in der Kontrollgruppe durch äußere Umstände, auch durch die Witterung, auf und ab schwankt. Eine dritte Hygieneanlage (SprayCareBox, Fa. Delaval) wird ebenfalls in einem großen Laufstallbetrieb in Baden- Württemberg (Holstein Friesian) getestet. Ergebnisse werden in Kürze veröffentlicht werden.




Weitere Untersuchungen befassen sich momentan mit der Wirkung von diversen Klauenbad-Lösungen (u.a. 4Hooves, Fa. Delaval; T-Hexx Dragonhyde, Fa. Hydromer) auf die Klauengesundheit. Registrierte Biozide sollten nach einer erfolgten Klauenpflege und –behandlung in der Lage sein, die Klauengesundheit aufrecht zu erhalten. Diese Forderung wird in Langzeitstudien in Milchviehanlagen in Thüringen überprüft. Durch die Gruppengrößen wird eine ausreichende Anzahl an Kontroll- und Versuchstieren gewährleistet.

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