Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Sonstiges

Stilllegung 2024 Agrardiesel-Debatte Bürokratieabbau

Aus dem Heft

Schwerpunkt-Thema - Herdenmanager – ein Traumjob?

Lesezeit: 6 Minuten

Viele junge Menschen träumen von einem Job als Herden­manager. Doch dort angekommen, halten nur wenige längere Zeit durch. Svenja Pein hat nach den Gründen gefragt.


Das Wichtigste zu den Themen Rind + Milch mittwochs per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Herdenmanager sind offenbar gefragte Leute. Denn in den landwirtschaftlichen Wochenzeitungen sind permanent Stellenangebote für Herdenmanager zu finden. Die Anzahl solcher Stellenangebote steigt langsam aber sicher, was daran liegt, dass es immer mehr „größere“ Betriebe gibt, die einen Herdenmanager suchen.


Fragt man Betriebsleiter, wie sie die Arbeitsorganisation nach ihrem nächsten Wachstumsschritt planen, lautet oft die Antwort: „Ein Herdenmanager soll das dann alles machen.“ Sie müssen sich jedoch oft eingestehen, dass die Planung mit ihrem Herdenmanager/ihrer Herdenmanagerin keinen langfristigen Bestand hatte. Denn diese wechseln nicht selten schon nach ein bis zwei Jahren den Betrieb.


Hohe Fluktuation:

Hermann Dorfmeyer, Berater des Personalvermittlers farmconnect, sieht in den schnellen Betriebswechseln kein allgemeines Problem der Milchviehhaltung: „Hohe Fluktuationen sind eher personen- oder betriebsabhängig zu betrachten. Sie sind in anderen Bereichen der Landwirtschaft genauso anzutreffen und ganz sicher auch in anderen Branchen wie beispielsweise in der Gastronomie oder im Handwerk.“


Ein Personalwechsel im Betrieb, ganz gleich auf welcher Ebene, kostet Zeit und Geld und bringt immer Unruhe mit sich. Denn die „Mannschaft“ muss sich neu finden und die Struktur angepasst werden.


Doch woran liegt es, wenn Herdenmanager schon nach kurzer Zeit wieder den Betrieb verlassen? In Gesprächen mit Insidern werden als häufigste „Abgangsursachen“ genannt:


  • Herdenmanager sind mit dem Job überfordert oder ungeeignet,
  • mangelhafter Führungsstil des Betriebsleiters,
  • zu geringe Wertschätzung des geleisteten Einsatzes,
  • ständiges Leisten von Überstunden, die nicht entgolten werden.


Das Hauptproblem liegt darin, dass viele Betriebsleiter Milch produzieren, aber mit den Leuten nichts zu tun haben wollen: „Ich bin schließlich kein Personaler“, lautet oft die Antwort, wenn Hermann Dorfmeyer mit seinen Kunden über Mitarbeiterführung diskutiert. „Doch, ein Betriebsleiter ist auch Personaler“, weiß er zu entgegnen. Personalleiter, die den Unternehmensführer komplett vom Personalmanagement entbinden, können sich nur große Unternehmen leisten, die es in der Landwirtschaft aber nicht gibt.


Selbst das Einstellen von Herdenmanagern, Produktions- oder Bereichsleitern befreit den Betriebsleiter nicht von der Personalführung.


Schlechte Kommunikation!

Hermann Dorfmeyer weiß aus Erfahrung, dass es in jedem Betrieb Personalprobleme gibt. Jedoch werden sie in den Betrieben unterschiedlich schnell gelöst und fallen deshalb in einigen Betrieben kaum auf.


Dabei ist die Kommunikationsfähigkeit der Beteiligten das A & O. Sie wird umso wichtiger, je größer die Mitarbeiterzahl ist. „Kommunikationsfähigkeit ist der Schlüssel zum Erfolg oder Misserfolg im Personalmanagement.“


Kommunikation heißt, sich auszutauschen, Zeit für Gespräche und vor allem fürs Zuhören zu nehmen, aber auch Konflikte und Unannehmlichkeiten rechtzeitig und offen anzusprechen. Der Experte von farmconnect schätzt, dass die meisten Herdenmanager-Wechsel auf Kommunikationsproblemen und Fehlauswahl beruhen.


Job unterschätzt:

Ein weiteres Problem: „Berufseinsteiger unterschätzen oft den Job des Herdenmanagers“, ist sich Jan-Holger Neumann sicher. Er ist Betriebsleiter einer „1300er-Anlage“ in Brandenburg und hat entsprechende Erfahrungen im Personalmanagement. „Berufseinsteiger sind oftmals überrascht, was ihnen diese Position an Koordinationsvermögen abverlangt und wie viel Verantwortungsbewusstsein gefordert wird.“


Nach seiner Erfahrung gibt es vor allem bei den stellvertretenden Herdenmanagern eine hohe Fluktuation. Nach zwei bis drei Jahren wechseln sie in der Regel den Betrieb. Das ist oft aber auch so gewollt und sollte auch offen angesprochen werden: „Diese Position ist bewusst dafür da, Erfahrungen im Herdenmanagement zu sammeln. Es ist quasi die Vorbereitung auf den Herdenmanager-Job“, erklärt Neumann weiter. Einige Male hat er seine stellvertretenden Herdenmanager bereits erfolgreich an Betriebe weitervermittelt. Herdenmanager sind junge Menschen, die mit ihren Aufgaben wachsen müssen. Das Studium ist die theoretische Grundlage, mehr aber nicht. Das restliche Know-how kann nur über Erfahrung gesammelt werden. Dafür eignet sich nach Neumanns Meinung die Position des stellvertretenden Herdenmanagers bestens.


Der Unternehmer selber zählt Mitarbeiterführung und Personalmanagement zu seinen Stärken und hat Spaß an diesem Arbeitsbereich. Es ist einer der Gründe, warum er einen zusätzlichen Betrieb eröffnet hat.


Ist die Mitarbeiterführung nicht Stärke seines Herdenmanagers, ist es für Neumann selbstverständlich, ihn darin zu unterstützen und den Rücken zu stärken. Gehört die Mitarbeiterführung hingegen nicht zur Stärke des Betriebsleiters, soll-te er den nächsten Wachstumsschritt nicht tätigen, denn der zieht auch immer eine Aufstockung im Personalbereich nach sich.


Herdenmanager oder Herdsman:

Der Beruf Herdenmanager ist bisher nicht definiert und auch kein Ausbildungsberuf. Das führt dazu, dass Herdenmanager und Betriebsleiter unterschiedliche Vorstellungen vom Aufgabenbereich des Herdenmanagers haben.


„Auf dem einen Betrieb nennt sich bereits ein Melker mit Besamungsschein Herdenmanager, auf dem anderen Betrieb gehören Fütterungscontrolling und Personalmanagement zum Aufgabenbereich des Herdenmanagers“, erklärt Matthias Westerfeld von der Ruhe Agrar GmbH die Differenzen in der Berufsdefinition. „Bereits bei der Stellenausschreibung sollte deutlich zwischen Herdenmanager und dem so genannten „Herdsman“, der nur am Tier arbeitet und keinerlei Führungsaufgaben hat, unterschieden werden. Das erspart später Enttäuschungen auf beiden Seiten.“


Ein Herdenmanager übernimmt einen wesentlichen Teil der Verantwortung für die Herde. Außerdem ist er je nach Betriebsgröße Ansprechpartner für alle Mitarbeiter oder zumindest für ein Team von Mitarbeitern. Mit anderen Worten: Er muss nicht nur seinen eigenen Arbeitsbereich im Blick haben, sondern auch den seiner Mitarbeiter – und vorausschauend denken.


Er stellt das Bindeglied zwischen Chef und Mitarbeiter dar. Nicht selten sitzt er gefühlt „zwischen den Stühlen“, er hat die so genannte „Sandwich-Position“ inne. Das ist eine Menge „Holz“ für einen meist noch recht jungen Menschen, der im Durchschnitt nicht nur 20 Jahre weniger Berufserfahrung hat, sondern auch weniger Erfahrung in der Menschenführung als der Chef.


Die Gehaltsfrage:

Auch eine zu geringe Entlohnung ist vereinzelt der Grund zum Betriebswechsel.


Matthias Westerfeld war selbst einmal Herdenmanager von 1 000 Kühen, bevor er in die obere Führungsebene der Ruhe Agrar GmbH wechselte. Er kennt das Metier ganz genau: „Das Einstiegsgehalt eines Herdenmanagers mit den beschriebenen Verantwortungsbereichen sollte mindestens 30 000 bis 35 000 € brutto im Jahr betragen. Außerdem sollten Prämienzahlungen gewährt werden, die an den Betriebsgewinn gekoppelt sind.“


Hermann Dorfmeyer rät, das Gehalt am Aufgaben- und Verantwortungsbereich festzumachen: „Es muss nach dem Prinzip – Was gebe ich und was bekomme ich dafür? – verhandelt werden.“


Einarbeitung fehlt oft.

In der fehlenden Einarbeitung sehen Matthias Westerfeld und Ralph Werfelmann, der bei der Landwirtschaftskammer Niedersachsen Arbeitnehmer berät, auch einen Frustrationsgrund von Herdenmanagern: „Die Einarbeitung wird häufig vergessen, weil erwartet wird, dass der Herdenmanager alles kann.“


Eine gründliche Einarbeitung ist jedoch wichtig für die Entwicklung des Herdenmanagers vor allem in der Rolle der Personalführung. „Er braucht die Rückendeckung des Betriebsleiters. Entscheidungsbefugnisse müssen klar abgegrenzt werden und allen Mitarbeitern mitgeteilt werden“, weiß Werfelmann. Ansonsten besteht die Gefahr, dass die Mitarbeiter den Herdenmanager und den Betriebsleiter gegeneinander ausspielen.j

Die Redaktion empfiehlt

top + Letzte Chance: Nur noch bis zum 01.04.24

3 Monate top agrar Digital + 2 Wintermützen GRATIS

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.