Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Sonstiges

Stilllegung 2024 Agrardiesel-Debatte Bürokratieabbau

topplus Aus dem Heft

Siliermittel drin – alles gut?

Lesezeit: 6 Minuten

Vergangenes Jahr vertrocknete der Mais. Auch dieses Jahr kann Trockenstress zu Verlusten führen. Was lässt sich mit Siliermitteln retten?


Das Wichtigste zu den Themen Rind + Milch mittwochs per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Eigentlich alles richtig gemacht: Den Mais eingefahren, das Silo ordentlich festgefahren und direkt im Anschluss zugedeckt. Trotzdem verdarben im Juni bei hohen Temperaturen auch bis zum Öffnen hin aerob stabile Silagen in angeschnittenen Haufen.


Fakt ist, Siliermittel können das Futter nicht per se verbessern. Sie können aber helfen, Silagequalitäten zu sichern.


Gute Silage spart Zeit


Landwirte sollten sie als Werkzeuge ansehen, mit denen sie steuernd auf die Gärprozesse Einfluss nehmen können. Siliermittel können nicht nur Trockenmasseverluste verhindern. Bei einem intakten Silostock sparen sich Landwirte die Arbeit, verdorbenes Futter zu entfernen. Auch Leistungseinbußen im Stall, bedingt durch schlechtes Futter, lassen sich vermeiden.


Landwirte setzen Siliermittel vor allem ein, um die aerobe Stabilität der Maissilage zu verbessern. Sprich, die Silage soll sich, wenn sie nach dem Öffnen des Silostocks mit Sauerstoff in Kontakt kommt, nicht erwärmen. Grundsätzlich lässt sich Mais mit seinem hohen Anteil an Zuckerverbindungen und wenigen abpuffernden Inhaltsstoffen gut silieren. Nichtsdestotrotz kommt es in der Praxis nach der Öffnung des Silostocks immer wieder zu Problemen mit Futterverderb – vor allem in den weniger gut verdichteten Randbereichen. Die Lösung des Problems lässt sich nicht allein durch den Einsatz von Siliermitteln erzwingen. Zusätzlich zu Einflüssen, wie Trockenmasse (TM)-Gehalt, Häcksellänge und Verdichtung wirken Siliermittel aber steuernd auf Silierprozesse und damit auf die aerobe Stabilität des Futters.


Nur geprüfte Mittel


Die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) vergibt Prüfsiegel für Siliermittel und hilft Landwirten so bei der Auswahl geeigneter Präparate. Unabhängige Versuchsanstalten prüfen vor Siegelvergabe die Wirkung der Produkte.


Bei der Siegelvergabe wird zwischen verschiedenen Wirkungsrichtungen unterschieden. Für die meisten Wirkungsrichtungen gibt es chemische und biologische, aber auch kombinierte Präparate.


Wirkungsrichtung 1 kommt zum Einsatz, um die Gärqualität des Silos zu verbessern. Diese Mittel sind beim Mais wegen seiner guten Siliereigenschaften oft nicht erforderlich. Wichtig ist, dass sich Landwirte an die gute fachliche Praxis halten (siehe Kasten) und keine anderen ungünstigen Bedingungen reinspielen, zum Beispiel ein hoher natürlicher Sporenbesatz.


Die richtige WAHL TREFFEN


Siliermittel der Wirkungsrichtung 2 sollen die aerobe Stabilität verbessern. Besonders förderlich dafür sind, je nach TM-Bereich, heterofermentative Milchsäurebakterien oder spezielle Siliersäuren und -salze.


Die meisten biologischen Siliermittel der Wirkungsrichtung 2 enthalten sowohl heterofermentative als auch homofermentative Milchsäurebakterien. Oft sind sie in ihrer Zusammensetzung auf die Bedürfnisse des Siliervorgangs abgestimmt bzw. ergänzen sich.


Die homofermentative Milchsäurebildung senkt den pH-Wert im Siliergut direkt nach Verschluss der Silage rasch ab. Hefen lassen sich durch das reine Absenken des pH-Wertes allerdings kaum beeinflussen. Deshalb ist eine ausreichende Essigsäurebildung wichtig. Anzustreben sind 3% der Gesamttrockenmasse. Hier kommen die heterofermentativen Milchsäurebakterien ins Spiel: Sie verstoffwechseln vorhandene Zuckerverbindungen zusätzlich zu Milchsäure auch zu Essigsäure. Diese wirkt hemmend auf die Aktivität von Hefen, die in erster Linie für Nacherwärmungen verantwortlich sind. Einige Bakterienstämme wandeln im späteren Gärverlauf bereits gebildete Milchsäure zu Essigsäure um. Das ist häufig die Ursache dafür, wenn sich zwei bis drei Wochen nach dem Verschluss des Silos erneut eine Gashaube bildet.


Chemische Siliermittel


Bei chemischen Siliermitteln beeinflussen zwei Faktoren den Wirkungsgrad.


Erstens: Je höher die Zahl der Kohlenstoffatome des gewählten Siliermittels, desto größer ist die hemmende Wirkung der Siliersalze auf Hefen und Schimmelpilze.


Zweitens: Niedrige pH-Werte verbessern die Effektivität der Siliersalze. Zu empfehlen sind die Salze der Benzoe- (7 C-Atome), der Sorbin- (6 C-Atome), der Propion- (3 C-Atome) und der Essigsäure (2 C-Atome). In der Praxis haben sich vor allem Produkte auf Basis von Natriumbenzoat und/oder Kaliumsorbat bewährt.


Ein Nachteil von chemischen Produkten sind die in der Regel deutlich höheren Kosten. Ein gängiger Kompromiss zwischen Kosten und Risikoabsicherung ist, lediglich die oberen Schichten eines Silostapels mit Siliermitteln zu beimpfen. Die Oberflächen und die Randbereiche neigen am ehesten zu Nacherwärmungen und Verderb. Eine Teilbehandlung kann ebenso mit biologischen Präparaten erfolgen.


Ernte richtig einschätzen


Die Voraussetzung für einen erfolgreichen Siliermitteleinsatz ist die Wahl des richtigen Präparats (siehe Übersicht S. R17). Im Dürrejahr 2018 wählten viele Landwirte das falsche Mittel. Grund dafür waren fehlerhafte Beurteilungen von dürregeschädigten Beständen.


Die Annahme war, kolbenbesetzte Pflanzen seien besser mit Wasser versorgt und enthielten entsprechend mehr Feuchte in der Restpflanze. Für normal entwickelte Silomaispflanzen gilt, sie im Optimalfall bei einem TM-Gehalt von 35% zu ernten.


Vergangenen Herbst zeigten augenscheinlich vollkommen vertrocknete, kolbenlose Bestände beim Häckseln oft TM-Gehalte von knapp über 30% oder sogar noch darunter. Andersherum wiesen Bestände mit ausgebildeten Kolben häufig hohe Trockenmassen von deutlich mehr als 40% aus. Der Grund dafür: Kolben verfügen in der Regel über 50 bis 60% TM. Bei normaler Entwicklung machen sie mehr als die Hälfte der Gesamtpflanze aus. Daher lassen sich kolbenlose, scheinbar sehr trockene Bestände oft besser verdichten als angenommen.


Landwirte können bereits während der Maisabreife die individuellen TM-Gehalte ihrer Bestände ermitteln. Die präzisesten Ergebnisse liefert die klassische Trockenschrankmethode. Allerdings kann es je nach Bearbeitungszeit zwei Tage in Anspruch nehmen bis das Ergebnis vorliegt.


Mobile mit Nah-Infrarot-Spektroskopie (NIRS) ausgestattete Messstationen hingegen können in Sekundenschnelle aktuelle TM- und Stärkegehalte ermitteln. Die Werte sollten Entscheidungsträger über Erntezeitpunkt und Siliermitteleinsatz sein. Wenn der Mais beispielsweise sehr trocken ist, zeigen biologische Präparate kaum noch Wirkung.


Teamarbeit zählt


Wenn Landwirte sich für den Einsatz von Siliermitteln entscheiden, ist die gleichmäßige Dosierung während der Ernte ausgesprochen wichtig.


Ein besonderes Augenmerk gilt niedrigdosierenden Siliermittelpumpen für geringe Aufwandmengen. Da Applikationsdüsen und Vorratsbehälter für die Maschinenführer meistens nicht direkt einsehbar sind, können kleine Einstellungsfehler große Auswirkungen haben. Daher empfiehlt es sich, die Dosiergenauigkeit der Applikationsgeräte regelmäßig zu kontrollieren. Gerade zu Beginn der Erntearbeiten ist das Verhältnis von Siliermittelverbrauch zur Erntemenge in kurzen Intervallen optisch zu prüfen.


Mit vergleichsweise geringen Aufwandmengen können die Landwirte biologische Siliermittel einsetzen. Die Aufwandmengen haben dabei häufig eine große Spannweite von beispielsweise 0,25 bis 2 l pro t Frischmasse (FM).


Chemische Silierpräparate setzen in der Regel höhere Aufwandmengen von zum Teil 6 l/t FM voraus. Daher stellen sie besondere Anforderungen an die Dosiertechnik. Bei einem Ertrag von 45 t FM/ha bedeutet das eine erforderliche Menge von 270 l/ha. Hier stoßen die Tankvolumina vieler Feldhäcksler an ihre Grenzen. Sonderlösungen, wie z.B. die Montage von externen Behältern, helfen im Praxiseinsatz das Präparat schnell einzudosieren.


kirsten.gierse-westermeier@topagrar.com


Unser Autor


Karsten Bommelmann, Arbeitsgemeinschaft Futtersaaten, Futterbau & Futterkonservierung

Die Redaktion empfiehlt

top + Letzte Chance: Nur noch bis zum 01.04.24

3 Monate top agrar Digital + 2 Wintermützen GRATIS

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.