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Straffe Herdenführung steigert die Erlöse

Lesezeit: 8 Minuten

Die Produktion eines gesunden Absetzers pro Kuh und Jahr bestimmt den wirtschaftlichen Erfolg der Mutterkuhhaltung. Dafür ist ein strukturiertes Herdenmanagement nötig.


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Das Ziel aller Fleischrinderhalter ist die Produktion eines guten Absetzers pro Kuh und Jahr. Für eine wirtschaftlich möglichst erfolgreiche Fleischrinderhaltung ist daher das Herdenmanagement unverzichtbar.


Im Vergleich mit der Milchrinderhaltung ist die Fleischrinderhaltung aber längst nicht so standardisiert. Auch das Herdenmanagement gestalten die Betriebe daher sehr unterschiedlich. Die folgenden Managementbereiche gelten weitestgehend unabhängig von der Betriebsform für alle Fleischrinderhalter.


Rasseauswahl:

In der Praxis bestimmt oft der persönliche Geschmack des Betriebsleiters die Auswahl der Fleischrinderrasse. Vielmehr sollte aber eine genaue Analyse der betrieblichen Voraussetzungen und Vermarktungsmöglichkeiten das Hauptkriterium bei der Rassewahl sein.


Dazu zählt der Standort beziehungsweise der Boden. Da die Fleischrinderhaltung weitestgehend grünlandbasiert ist, sollte die Produktivität des vorhandenen Grünlandes zur Rasse passen. Es gilt: Je besser der Boden, desto einfacher ist auch die Futterbasis für die großrahmigen und schweren Rassen gewährleistet. Bei schlechteren Standorten ist die Auswahl einer weniger intensiven bis extensiven Rasse ratsam, um guten Erfolg zu haben.


Eine weitere betriebliche Voraussetzung für die Rassewahl ist die Verfügbarkeit eines Stalles für die Wintermonate. Nicht alle Rassen eignen sich gleichermaßen gut für die ganzjährige Freilandhaltung. So sind extensive Rassen aufgrund ihres leichten Gewichtes und ihrer Robustheit besser für eine ganzjährige Freilandhaltung geeignet als die schwereren Rassen. Diese beanspruchen und zerstören die Winterweide mit ihrem Gewicht stärker.


Abkalbezeitraum:

Zu den wichtigsten Managementbereichen bei Fleischrinderherden zählt die Abkalbung. Ein zentraler Punkt für die meisten Betriebe ist die Wahl des Abkalbezeitraumes. Dieser sollte möglichst gut zu den innerbetrieblichen Strukturen passen. Es gibt drei verschiedene Möglichkeiten:


  • ganzjährige Abkalbung,
  • Herbst-/Winterabkalbung,
  • Frühjahrsabkalbung.


  • Mit der ganzjährigen Abkalbung lassen sich nur schwer Gruppen von Absetzern erzeugen, die in Alters- und Gewichtsstruktur zueinanderpassen. Dies erschwert, gute Preise mit dem Verkauf der Tiere in die Weitermast zu erzielen. Für Betriebe mit eigener Ausmast und Direktvermarktung ist die ganzjährige Abkalbung hingegen von Vorteil. Damit lassen sich kontinuierlich schlachtreife Tiere erzeugen. Herdbuchzüchter können mit dem System ganzjährig Zuchttiere vermarkten.12


  • Die Herbst-/Winterabkalbung finden wir vermehrt in Fleischrinderbetrieben mit Herdbuchzucht. Ein Grund hierfür ist das für Deckbullen und Jungrinder passende Vermarktungsalter mit 12 bis 16 Monaten zur Deckperiode im Folgejahr. Hinzu kommen Vorteile dieser Abkalbeperiode bei der Produktion von Absetzern: Die Winterabkalbung ermöglicht eine bessere Kontrolle der Kühe und insbesondere Färsen während der Abkalbung, da diese im Stall stattfindet. Auch die Deckperiode im Stall hat Vorteile. Zum einen kann dort die künstliche Besamung einfach durchgeführt werden. Das spielt vor allem in Herdbuchbetrieben eine Rolle. Außerdem sind die Kälber aus der Herbst-/Winterkalbung beim Weideauftrieb alt genug, um selbst Grünlandaufwüchse optimal zu verwerten (Übersicht 1, Seite R38).13


  • Ein großer Vorteil der Frühjahrsabkalbung ist, dass tragende Kühe vor der Abkalbung im Winter sehr einfach gefüttert und gehalten werden können. Insbesondere die ganzjährige Freilandhaltung kombinieren Landwirte deswegen oft mit der Frühjahrsabkalbung. Nach der Kalbung können die Kühe die qualitativ guten und hochwertigen Grasaufwüchse im Frühjahr in eine gute Milchleistung umsetzen.14


Nachteilig ist, dass die Kälber aus der Frühjahrsabkalbung im Herbst oft zu jung abgesetzt werden müssen. Dies nutzt die Milchleistung der Kühe nicht optimal aus und die Absetzer sind zum Vermarktungszeitpunkt in der Tendenz noch sehr leicht (Übersicht 2, S. R38).


Herdenführung:

Bei Herden, deren Abkalbezeitraum im Herbst-/Winter liegt, sollten die Kühe bei Weideaustrieb schon wieder trächtig sein. Betriebe, die dies durch eine Trächtigkeitsuntersuchung kontrollieren, können ihre Herden optimal sortieren und Problemkühe im Bereich der Fruchtbarkeit frühzeitig identifizieren. Die Herde sollten Sie getrenntgeschlechtlich austreiben. Dies ist zur Vermeidung von ungewollten Trächtigkeiten der weiblichen Absetzer von Vorteil. Hierbei sind der Deckbulle als auch die männlichen Kälber gleichermaßen problematisch.


Bei der Frühjahrsabkalbung kann man hingegen auf eine Herdentrennung aufgrund des Alters weitestgehend verzichten. Dennoch ist eine Trächtigkeitsuntersuchung der Kühe zum Zeitpunkt des Absetzens dringend anzuraten. Kühe, die bei dieser Untersuchung nicht trächtig sind, sollten anschließend ausselektiert und geschlachtet werden.


Gesundheit:

Neben den jährlich durchzuführenden Blutproben sind besonders die Parasitenbehandlung, Impfungen und Klauenbehandlung hervorzuheben. Denn hier entstehen die wirtschaftlich größten Verluste. Oftmals ist es sinnvoll, die verschiedenen Behandlungen zeitlich zu kombinieren.


Parasiten mindern die Zunahmen von Fleischrindern. Je nach Standort und Weideführung hat daher bei den Kälbern die Parasitenbehandlung eine zentrale Bedeutung, damit sie weder von Würmern und Egeln noch von Haarlingen und Läusen befallen werden. Als einfachste Behandlungsform hat sich der Aufguss von Pour-on-Medikamenten bewährt. Zur Vermeidung von Resistenzen sollten Sie den Wirkstoff der Medikamente in Absprache mit dem Tierarzt regelmäßig wechseln.


Impfungen handhaben Fleischrinder haltende Betriebe abhängig vom Abkalbezeitraum unterschiedlich. In der Regel ist die Winterabkalbung problematischer, da der Infektionsdruck bei Abkalbung im Stall höher ist als auf der Weide. Insbesondere Mutterschutzimpfungen gegen Rota- und Coronaviren sowie E. coli zur Vorbeugung von Durchfallerkrankungen der Kälber und Impfungen gegen Rindergrippe sind unabhängig von der Bestandsgröße sinnvoll. In größeren Beständen gehört beides zum Standardprogramm.


Umgang:

Die Fleischrinder haben verglichen mit Milchkühen oft deutlich weniger Kontakt zum Menschen. Der tägliche Umgang mit den Tieren ist weitestgehend auf die Herdenkontrolle beschränkt. Gleichzeitig spielen Rassemerkmale beim Handling der Tiere eine Rolle. Maßnahmen in der Herde wie Weideumtriebe, Verladen, Gesundheitsbehandlungen, Trächtigkeitsuntersuchungen und Absetzen sollten einfach und verletzungsfrei möglich sein.


Um die Tiere zu fangen, sind Fangwagen oder fest installierte Fangeinrichtungen nötig. Das Einfangen der Herde funktioniert am besten, wenn diese die Bezugspersonen und ein Lockfutter kennt. Entsprechend ist auch das mehrmalige Anfüttern in der Fangeinrichtung hilfreich. Vorteilhaft ist auch ein ruhiger Umgang mit den Tieren und keine wilde Fangaktion mit mehr Menschen, als die Herde gewohnt ist.


Für Behandlungen ist entweder ein Fressgitter oder ein Behandlungsstand hilfreich. Diese gewährleisten schnelles und sicheres Arbeiten.


Wiegen:

Das Wiegen der Kälber ist die einzig sinnvolle Leistungsprüfung für Fleischrinder. Für die Herdbuchzüchter der als Wiegerassen eingestuften Fleischrinder gehört das Wiegen ihrer Tiere zur normalen Arbeit.


Auch unabhängig von der Herdbuchzucht und der Rasse sollte Wiegen für Fleischrinderzüchter zum Management gehören. Zum einen ist das Gewicht der Kälber die einzige Möglichkeit, Rückschlüsse auf die Leistungsfähigkeit der Muttertiere zu ziehen. Es lässt sich konsequent als Selektionskriterium in der Herde einsetzen.


Zum anderen bietet die Wiegung eine wichtige Kontrollfunktion: Das Gewicht sollte den Einstieg in die Beifütterung der Kälber sowie den optimalen Vermarktungszeitpunkt bestimmen. Das ist besonders in Jahren mit schwierigen Witterungsverhältnissen wichtig.


Genetik:

„Der Bulle ist die halbe Herde“ lautet eine bekannte Weisheit in der Rinderzucht. Das heißt: Der Bulle beeinflusst das Exterieur und die Bemuskelung sowie die täglichen Zunahmen der Absetzer maßgebend. Bezüglich der Vererbungssicherheit in den genannten Merkmalen bieten gekörte, also vorselektierte Bullen aus der Herdbuchzucht eine größtmögliche Sicherheit.


Die Kühe sind bezogen auf die angestrebte Nutzungsdauer der wichtigere Elternteil einer Herde. Eine einheitliche und reinrassige Muttergrundlage wird für die Produktion von Absetzern zur Weitermast immer wichtiger. Für die Selektion der Kühe sind das Exterieur, Gesundheitsmerkmale wie zum Beispiel Klauen sowie die Leistungsinformationen aus der Wiegung der Kälber die wichtigsten Anhaltspunkte. Bei konsequenter Selektion liegt hier eines der größten Potenziale der Fleischrinderzucht.


Vermarktung:

Je nach Rasse ergeben sich verschiedene Wege der Vermarktung. Wenn der Betrieb die Tiere selbst vermarktet, verbleiben die Absetzer im Betrieb und werden hier bis zur Schlachtung gemästet. In diesem Fall hat die Rasse keinen großen Einfluss auf die Wirtschaftlichkeit. Bei einer der Rasse angepassten Vermarktung kann der Mutterkuhhalter mit dem gesamten Rassespektrum erfolgreich sein.


Der Verkauf von Absetzern zur Zucht ist ebenfalls für alle Rassen möglich. Gerade für größere Betriebe ist das jedoch in der Regel nur ein Teilbereich der erfolgreichen Vermarktung.


Der Hauptvermarktungsweg ist der Verkauf der Absetzer zur Weitermast. Hier eigenen sich besonders die Absetzer der großrahmigen und intensiven Fleischrassen. Zur Vermarktung gibt es die Möglichkeit der Absetzerauktion und den Verkauf an Händler oder direkt an Mäster.


Das Gewicht und das Aussehen der Tiere sind dabei von zentraler Bedeutung für die Preisfindung. Zwischen guten und weniger guten Absetzern kann sich leicht eine Preisdifferenz von 0,50 € bis 0,75 € pro kg, mit steigender Tendenz, entwickeln. Ein strukturiertes Herdenmanagement ist daher nötig, um mit dem eigenen Produkt in der qualitativ und preislich besseren Hälfte zu liegen.


Für das gesamt Herdenmanagement gilt: Nicht alle Maßnahmen, die in einem Betrieb gut funktionieren, sind auf einen anderen Betrieb übertragbar. Denn neben den genannten Managementfaktoren, bestimmen betriebsindividuelle Faktoren den Erfolg. Diese muss jeder Mutterkuhhalter für sich erkennen. Kontakt: katharina.luetke-holz@topagrar.com

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