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Was plant Lactalis im Süden?

Lesezeit: 4 Minuten

Die französische Privatmolkerei Lactalis will die Genossenschaft Omira in Ravensburg übernehmen. Bringt das bessere Preise?


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Wenn mit Lactalis eine der weltgrößten Molkereien eine der größten deutschen Genossenschaftsmolkereien übernimmt, horcht die Branche auf. Was haben die Franzosen mit Omira (750 Mio. kg Milch, Standorte in Ravensburg und Neuburg a.d. Donau) in Oberschwaben vor? Welche Strategie verfolgen sie in Süddeutschland? Und welche Folgen hat das für die Molkereistruktur, für den Wettbewerb und für die Milcherzeuger?


Bisher äußert sich die Privatmolkerei aus dem westfranzösischen Laval recht sparsam zu ihren Plänen. „Die Strategie von Lactalis ist für uns nicht deutlich erkennbar“, sagt Ernst Herzog, der als Mitglied des Aufsichtsrats für den Notverkauf der Omira gestimmt hat.


Offiziell heißt es, man wolle einen besseren Zugang zum größten Markt Europas bekommen. Die eigenen Produkte könnten sich durch Synergien am deutschen Markt besser entwickeln. Außerdem wolle man den Trend zu regionalen Produkten bedienen und die Marke MinusL international aufstellen.


Lactalis betont, dass man langfristig eng mit den deutschen Landwirten zusammenarbeiten wolle und bietet ihnen Verträge mit einer Laufzeit von zehn Jahren und einer Preisbindung an den AMI-Durchschnittspreis für Bayern plus Mengen- und GVO-frei-Zuschläge an.


Alle Verwertungen im Portfolio:

Die wenigen Zahlen, die Lactalis öffentlich macht, sind beeindruckend: Rund 75000 Mitarbeiter weltweit generierten 2016 einen Umsatz von 17,3 Mrd.€, die Umsatzrendite lag bei 7%. Dabei macht der französische Heimatmarkt ein Drittel des Umsatzes aus. Der zweitgrößte Anteil wird im übrigen Europa erwirtschaftet. Dahinter folgen USA, Asien und Afrika (Übersicht 2).


Lactalis deckt mit seinen mehr als 18Mrd. kg Milch so gut wie alle Verwertungen ab. Dabei sind Käse und Trinkmilch mit Abstand die Wichtigsten (Übersicht 1). Die vier stärksten Käsemarken Le Président, Galbani, Salvakis und Parmalat sind weltweit ein Begriff.


Schon in den 80er Jahren, als viele deutsche Molkereien im Export noch keine Notwendigkeit sahen, begann Lactalis damit, sich international aufzustellen und legte dabei ein beachtliches Tempo vor. Heute produziert die Gruppe in über 43 Ländern und unterhält in 76 Ländern einen Vertriebsstandort. Die Bekanntgabe der Übernahme von Omira für 27Mio.€ und der amerikanischen Danone-Tochter Stonyfield für 320Mio.€ nur wenige Tage hintereinander zeigt, wie finanzstark der Konzern ist.


Auch der deutsche Markt war durch die 1986 gegründete Vertriebsniederlassung in Kehl und das Joint-Venture mit Nestlé für Lactalis längst kein weißer Fleck mehr. Aus der Suche nach einem Produktionsstandort in Deutschland machte man jahrelang keinen Hehl.


Warum gerade Omira?

Bei den bisherigen Übernahmen legte Lactalis Wert auf starke Marken, besondere Produktqualitäten oder hochwertige Spezialitäten im Portfolio. Da Omira in allen drei Kategorien nicht unbedingt punktet, rätseln selbst Milchmarkt-Analysten aus Frankreich über die Beweggründe für den Kauf. Will man von Ravensburg aus die italienische Tochter Parmalat besser mit Milch und Galbani-Käse bedienen?


Der süddeutsche Markt mit kaufkräftigen Kunden scheint für die großen Player attraktiv zu sein. Lactalis lässt sich wie Campina und Arla offenbar nicht vom harten Wettbewerb im Lebensmitteleinzelhandel mit niedrigen Margen und vergleichsweise hohen Erzeugerpreisen abschrecken. Erklärtes Ziel: 1€ Umsatz pro Kilogramm Milch.


Milchpreis-Rückstand aufholen:

Fakt ist aber, dass in Deutschland erstmal investiert werden muss: „Das Unternehmen muss Geld mitbringen, denn der Rückstand beim Milchpreis von 3 bis 5ct ist nicht so schnell wieder herein gewirtschaftet“, sagt ein Omira-Lieferant. Überhaupt wird die Sicherung des Rohstoffes kein Selbstläufer. Denn Milch ist in der Region gesucht und Lactalis zahlt bisher trotz der starken Verwertungen keine Spitzenmilchpreise. 2016 waren es im Schnitt 29,3ct/kg (4,2% Fett; 3,4% Eiweiß). „Lactalis zahlt seit Jahren genau den Milchpreis, den der Wettbewerber Sodiaal bezahlt. Obwohl die Gruppe durch ihre hohe Wertschöpfung sicher mehr bezahlen könnte“, meint Jean Vocoret, Chefredakteur der französischen Fachzeitschrift für Milcherzeuger „l‘eleveur laitier“ gegenüber top agrar.


Ob sich der Konzern ein solches Verhalten auch in Oberschwaben leisten kann, haben die Bauern letztlich ein Stück weit selbst in der Hand.


Silvia Lehnert

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