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Wiederkau-Schläge verraten den Kalbetermin

Lesezeit: 4 Minuten

Wie genau lässt sich anhand von Aktivität und Wiederkauen der Kalbezeitpunkt vorhersagen? Das haben Wissenschaftler der Uni Gießen am DLR Westpfalz, Hofgut Neumühle, untersucht.


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Hier könnten Wiederkau- und Aktivitätssensoren helfen. Die automatischen Messsysteme sind in vielen Betrieben im Einsatz. In der Regel schlagen sie bei Brunst oder gesundheitlichen Problemen Alarm.


Kalbung dokumentiert:

Wie zuverlässig diese Sensoren eine beginnende Kalbung voraussagen können, haben Wissenschaftler der Universität Gießen zusammen mit dem DLR Westpfalz, Lehr- und Versuchsanstalt für Viehhaltung Hofgut Neumühle untersucht.


Die Wissenschaftler legten 58 Tieren mindestens 10 Tage vor dem errechneten Kalbetermin Halsbänder des Messsystems „Heatime HR“ (SCR) an. Das System misst in regelmäßigen Zeitabständen die Wiederkau- und Bewegungsaktivität der Tiere. Ein Mikrofon zeichnet die Wiederkaugeräusche auf und ein Beschleunigungssensor misst die Kopf-Hals-Bewegungen.


Unter dem Dach angebrachte Antennen empfingen die Daten der Sensoren und leiteten diese an eine Kontrollbox und einen PC im Stall weiter. Dort wurden die Daten in 2-Stunden-Intervallen dargestellt. Zusätzlich überwachten die Forscher die Abkalbeboxen per Kamera.


In die Analysen bezogen sie die 2-Stunden-Werte der Wiederkaudauer und der Bewegungsaktivität der 8 Tage vor und nach der Kalbung ein. 16 Erstkalbungen und 42 Kalbungen von Altkühen gingen in die Auswertung ein.


Den „regulären“ Tagesverlauf ermittelten die Forscher anhand der Daten an den Tagen vor der Kalbung. Im Durchschnitt kauten die Kühe 468 Min./Tag bzw. 39 Min./2 Std. wieder. Die mittlere Bewegungsaktivität lag bei 41 Einheiten/2 Std.


Wiederkaudauer sinkt:

Im Vergleich zu allen anderen Tagen war die Wiederkaudauer am Tag der Kalbung signifikant geringer (288 Min./Tag bzw. 24 Min./2 Std.). Die Bewegungsaktivität dagegen stieg am Tag der Kalbung auf 47 Einheiten/2 Std. an.


Diese Beobachtungen zeigen, dass die gesteigerte Unruhe der Kuh vor der Kalbung zu einer geringeren Futteraufnahme und zu einer deutlich reduzierten Wiederkaudauer führt.


An den Tagen nach der Kalbung stieg die Wiederkaudauer wieder an (516 Minuten/Tag bzw. 43 Minuten/2 Std.). Die Aktivität war am Tag nach der Kalbung am höchsten (53 Einheiten/2 Std.) und unterschied sich signifikant von den Tagen vor der Kalbung und dem Kalbetag.


Die Wiederkaudauer von Jungkühen war signifikant kürzer als bei Altkühen. In der Aktivität unterschieden sich Jung- und Altkühe nicht.


Individuelle Unterschiede:

Durchschnittlich acht Stunden vor der Kalbung ging die Wiederkauaktivität zurück (Übersicht).


Die Wiederkaudauer verringerte sich stetig, bis zwei Stunden nach der Kalbung schließlich der Tiefpunkt von 6 Min./2 Std. erreicht war. Ab vier Stunden nach der Kalbung begannen die Werte wieder anzusteigen.


Dabei gab es große Unterschiede zwischen den einzelnen Kühen: Bei sieben Kühen stieg die Wiederkaudauer in den Stunden nach der Kalbung direkt wieder an. Bei den übrigen 51 Kühen stagnierte die Wiederkaudauer für zwei bis maximal 14 Stunden auf einem sehr niedrigen Niveau, ging noch weiter zurück oder setzte sogar komplett aus.


Das ist zum Teil mit der Versorgung des Kalbes zu erklären. Stagniert der Wert über die Trennung vom Kalb hinaus, könnte das auf gesundheitliche Probleme oder Trennungsstress hindeuten.


Die Bewegungsaktivität stieg im Mittel ab 2 Stunden vor der Kalbung leicht an und erreichte 2 Stunden nach der Kalbung ein relativ gleichbleibendes Niveau von 52 Einheiten/2 Std.


Bei nur 50% der Kühe erhöhte sich die Bewegungsaktivität vor der Kalbung, welche zudem meistens erst kurz vor der Kalbung ersichtlich wurde. Ein Anstieg der Aktivität mehr als zwei Stunden vor der Kalbung ließ sich bei nur 17 % der Tiere beobachten.


Die Kalbung beeinflusst Futteraufnahme und Aktivität. Insbesondere die Wiederkaudauer eignet sich zur Prognose des Abkalbetermines.


Zur Unterstützung:

84% der Kalbungen ließen sich durch eine reduzierte Wiederkaudauer 4 bis 6 Stunden vorher feststellen. Allerdings gab es individuelle Unterschiede. Bei 16% der Kühe reduzierte sich die Wiederkaudauer sehr kurz vor der Kalbung oder gar nicht.


Die Wissenschaftler empfehlen daher, das System als Unterstützung im Geburtsmanagement zu nutzen. Allerdings sollte dies die visuelle Kontrolle nicht vollständig ersetzen.


Kathrin Halli, Prof. Steffen Hoy, Uni Gießen; Dr. Christian Koch, DLR Westpfalz

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