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Zoff um kaputte Spalten

Lesezeit: 5 Minuten

Der neue Spaltenboden von Johannes Volmering hat bereits nach drei Monaten grobe ­Abplatzungen. Die Begründung des Herstellers hält er für abstrus. top agrar hat nachgehakt.


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Kopfschüttelnd kniet Johannes Volmering vor seinem Melkstand. „Gucken Sie sich das an: Nach nur drei Monaten hat dieser neue Spaltenboden riesige Ausbruchstellen und Abplatzungen an den Kanten der Schlitze. Das darf doch nicht sein, aber der Hersteller will nichts davon hören“, schimpft der Landwirt, der zusammen mit seiner Frau Claudia in Bocholt (NRW) einen Gemischtbetrieb führt.


Die Konsequenzen der Schäden sind fatal: „Damit kein Risiko für die Klauengesundheit der Tiere entsteht, müssen die Spalten heraus und neue hinein“, sagt Julia Glatz von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen.


Was ist passiert?

Seine 35 Kühe (10 000 kg Milch pro Kuh und Jahr) hält Volmering im Boxenlaufstall von 1988. Die alten Spalten waren nicht befahrbar, zudem lösten sie sich allmählich von unten auf. Deshalb bestellte er Ende Februar 2014 neue. Er entschied sich für Flächenspaltenboden (Vierlingsroste) der Fa. Greten aus Essen. Die Elemente sind zwischen 1,50 m und 3,00 m lang und haben eine Achslast von 3 t.


Bestellt hat Volmering die Spalten bei der Raiffeisen Westmünsterland. Diese hat mit der Fa. Agravis eine Einkaufsgemeinschaft bei der Fa. Greten, um günstigere Konditionen anbieten zu können. Für die ca. 160 m2 Spaltenboden zahlte der Landwirt 8 500 € brutto.


Ende März 2014 lieferte der Hersteller die Elemente. „Die Spalten waren augenscheinlich in Ordnung. Nur bei einem Element fielen uns abgebrochene Kanten auf, wir haben uns aber nichts dabei gedacht“, sagt Volmering. Im Mai 2014 verlegte er die Spalten in Eigenleistung.


Nur drei Monate später, im August 2014, nahm das Drama seinen Lauf: Eher zufällig entdeckte Volmering beim Säubern Abplatzungen an den Kanten der Spaltenschlitze. Zum Teil waren diese mehrere Zentimeter lang und mehrere Millimeter tief. Sofort informierte er seinen Händler vor Ort, bei dem er die Spalten bestellt hatte.


Dieser kam noch am selben Tag vorbei. Er fotografierte die Schäden und schickte die Bilder zu Fa. Greten. „Diese wollte es als Kosmetik-Fehler abstempeln und gar nichts unternehmen“, sagt der Händler. Weil es für ihn allerdings viel mehr als ein Schönheitsfehler war, bohrte er nach und erreichte, dass Ende August 2014 ein Mitarbeiter der Fa. Greten den Betrieb Volmering besuchte.


Harte Klauen durch Weide?

Allerdings löste das einen Streit zwischen Milcherzeuger und Hersteller aus. „Der Mann fuhr vor, stieg aus und hatte direkt eine Erklärung: Durch den Weidegang der Kühe seien die Klauen so hart, dass sie den Spaltenboden schädigen“, sagt Vol-mering. Erst danach habe sich der Firmenmitarbeiter den Boden angeguckt.


Ein Ergebnis gab es an dem Tag nicht. Denn die Begründung, dass Weidegang die Klauen der Kühe so hart machen würde, dass Beton abplatzt, akzeptierte Volmering nicht. Zustimmung erhält er von Beraterin Glatz: „Die Haltung und Fütterung der Rinder des Betriebes lässt keine Veränderung des Klauenhorns hin zu sehr harten Klauen erwarten.“


Sie vermutet die Schadensursache deshalb eher in der Fertigung der Spalten-elemente: „An dem neuen, noch nicht eingebauten Spaltenbodenelement sind an der Abrisskante Farb- und Sruktur-änderungen zu erkennen. Diese könnten auf Änderungen der Materialstruktur hindeuten.“ Glatz empfiehlt deshalb ein betontechnologisches Gutachten.


Das ist bisher nicht geschehen. Allerdings besuchten im Oktober zwei weitere Greten-Mitarbeiter den Betrieb.


Nicht entgratete Spalten:

Für sie war die Ursache schnell klar: Der Landwirt hat unentgratete Spalten bestellt. In Kombination mit den harten Klauen durch den Weidegang sei das Risiko für Abplatzungen höher. „Der Landwirt hätte die teureren, bereits entgrateten Spalten bestellen müssen oder diese Spalten selbst entgraten müssen. So steht es auch in den Verlegehinweisen“, sagt Klaus Kroker von Fa. Greten.


Darin steht wörtlich: „Sofern im Zusammenhang mit dem Verlegen scharfkantige Grate der Spaltenböden festgestellt werden, die eine Verletztungsgefahr der Tierklauen zur Folge haben können, sind die Grate mittels geeigneten Werkzeugs zu entfernen.“ Volmering hält dagegen: „Es steht nirgendwo, dass wir die Spalten hätten entgraten müssen, damit sie nicht kaputt gehen. Und das hat mir auch niemand gesagt – weder der Hersteller noch der Händler.“


Jetzt sind die Fronten verhärtet und der Rechtsstreit ist eröffnet. Fa. Greten hat dem Milcherzeuger aus Kulanz eine Entschädigung von 1 700 € angeboten. Das hat Volmering abgelehnt. Er befürchtet eine massive Schädigung der Klauen der Tiere.


Deshalb fordert er, dass Fa. Greten die Spalten komplett austauscht. Denn er ist überzeugt, dass im Fertigungsprozess der Spalten Schäden entstanden sind, die jetzt zu den Abplatzungen führen. Beispielsweise könnten die frisch gegossenen Elemente zu schnell ausgehärtet sein.


Wie der Streit ausgeht, ist völlig offen. Auf Nachfrage von top agrar konnte die Überwachungsstelle „Güteschutz Beton- und Fertigteilewerk Nord“ nicht einschätzen, ob die Abplatzungen im normalen Bereich sind oder ob es sich um einen Schaden handelt und welche Ursache dieser gegebenenfalls hätte.


Klaus Kroker gibt sich aber zuversichtlich: „Wir sind fremdüberwacht, unsere Qualität ist besser als zugesagt.“ Vor ein paar Jahren hat Fa. Greten nach eigener Aussage einen ähnlichen Fall bei Schweine-Spalten gewonnen. P. Liste

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