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CETA: Fluch oder Segen für die Milch?

In gut zwei Wochen will die EU das umstrittene Handelsabkommen mit Kanada unterzeichnen. top agrar hat bei Ludwig Börger vom Deutschen Bauernverband und Dr. Björn Börgermann vom Milchindustrie-Verband nachgefragt, wie sie CETA für die Milchwirtsschaft einschätzen.

Lesezeit: 4 Minuten

In gut zwei Wochen will die EU das umstrittene Handelsabkommen mit Kanada unterzeichnen. Das wollen die Gegner noch verhindern. Das Verfassungsgericht entscheidet heute über einen CETA-Stopp. top agrar hat bei Ludwig Börger vom Deutschen Bauernverband und Dr. Björn Börgermann vom Milchindustrie-Verband nachgefragt, wie sie CETA für die Milchwirtsschaft einschätzen.


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Wie beurteilen Sie das Freihandelsabkommen CETA?


Börger:Die Ergebnisse der CETA-Verhandlungen sind für den deutschen und europäischen Milchsektor grundsätzlich als positiv zu beurteilen. Die erreichten Marktöffnungen für Exporte nach Kanada gehen über das erwartbare Maß hinaus.


Börgermann: Der MIV begrüßt das Freihandelsabkommen, wenn auch nicht alle Punkte durchgesetzt werden konnten. Kanada ist kein großer Exporteur von Milcherzeugnissen, hat aber eine einkommensstarke Käuferschicht im Inland. Freihandelsabkommen können nützen oder schaden.


Sind Details – insbesondere zur Milchwirtschaft – bekannt?


Börger: Für Kanada gehören Milchprodukte im Handel mit der EU zu den sensiblen Produkten, weshalb keine vollständige Marktöffnung für EU-Exporte von Milchprodukten erfolgte. Eine vollständige Liberalisierung war nie im Rahmen des Möglichen. Nichtsdestotrotz sind die Zugeständnisse Kanadas im Milchbereich substanziell.


Börgermann: Alle. Es werden Einfuhrquoten beidseitig eingerichtet und Regeln z.B. für Ursprungskäse erlassen. Jeder hat bei den jahrelangen Verhandlung nachgeben müssen. Wichtig waren uns vernünftige Ursprungsregelungen im Zollrecht, sodass tatsächlich nur kanadische Produkte betroffen sind.


Kanadas Milchmarkt ist bisher stark geschützt. Ändert sich das mit CETA?


Börger:Kanada senkt die Zölle auf Milchprodukte grundsätzlich nicht, Ausnahmen bilden Käse und Eiweißkonzentrate; für Käse erhalten EU-Exporteure ein vergleichsweise großes  Einfuhrkontingent (Tariff Rate Quota) von 18,5 Tsd. Tonnen; dieses wird über ein Lizenzverfahren vergeben mit einem hohen Anteil für sogenannte Newcomer, das ist positiv zu bewerten. Die Gewinne materialisieren sich nicht sofort, es erfolgt ein Phasing-in der Einfuhrkontingente über 5 Jahre. Kanada wird den Schutz von 143 geogrphischen Angaben der EU übernehmen, darunter auch viele Käsesorten aus Südeuropa.


Börgermann: Ja, das ändert sich u.a. zu unseren Gunsten. Gerade im Käsesektor wird sich Kanada zum ersten Mal öffnen müssen. Wir sind etwas besorgt über die großen Eiweißüberschüsse der Kollegen aber auch in der EU lagert ja mittlerweile viel Milchpulver.


Welche Chancen für die deutsche/europäische Milchwirtschaft entstehen?


Börger:Die Chancen für die dt. Milchwirtschaft entstehen im Bereich der Exporte der o.g. Produkte, Käse und Eiweißkonzentrate. Außerdem wird der EU-Milchmarkt durch die Exportmöglichkeiten südeuropäischer Länder  im Bereich der Produkte mit geographisch geschützten Angaben stimuliert. EU-Rindfleischexporte werden durch die simultan im Zuge der CETA-Verhandlungen erreichte Aufhebung des BSE-Embargos Kanadas für 19 EU-Mitgliedstaaten erleichtert; in näherer Zukunft wird Kanada die EU veterinärrechtlich als Einheit anerkennen, was Exporte noch einmal erleichtert.


Börgermann:Wie oben bereits ausgeführt, werden wir uns auf den Käseexport fokussieren. Die Kanadier müssen noch nacharbeiten beim Verbot des Einsatzes von Milcheiweiß bei der Käseproduktion. Kleine technische Taschentricks sollen den Eiweißexport der EU nach Kanada verhindern.


Welche „Gefahren“ gibt es aus Sicht der Milchwirtschaft mit CETA?


Börger:Gefahren im Milchbereich sind mittelfristig nicht zu erwarten. Kanadas Exporte von Milchprodukten in die EU sind zu vernachlässigen, da Kanada nicht wettbewerbsfähig ist. Die EU räumt Kanada eine Rindfleischimportquote von 45 Tsd. Tonnen ein. Kanada wird hier aber vor allem hochwertige Teilstücke exportieren und den Markt für Schlachtkühe nicht nachhaltig stören.


Börgermann: Jedes Abkommen birgt Chancen und Risiken. Kanada hat relativ hohe Milchpreise sowie eine teure Milchquote, das wird uns schützen. Unberechenbar ist aber z.B. die Währungsentwicklung gegenüber dem Euro. Wenn die europäische Zentralbank aber so weitermacht, bleibt der Euro schwach und wir damit im Export stark. Verglichen mit der EU ist Kanada ein kleiner Milchmarkt. Die Auswirkungen dürften überschaubar sein.

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