„Der Wind hat sich gedreht“, mit diesen Worten beschreibt Peter Guhl, Vorstandvorsitzender der MEG Milch Board die aktuelle Situation am Milchmarkt.
Vieles deute daraufhin dass die Wende vollzogen sei und die Preise für Standardmilchprodukte steigen werden. Wann und wie stark sich dies auf die Milchpreise auswirken wird, kann Guhl unterdessen kaum abschätzen. Eines steht für ihn aber bereits heute fest: Gestärkt werden die Milcherzeuger aus dieser Krise nicht hervorgehen – von nachhaltigen Lösungsansätzen sei keine Spur. Für Guhl gilt deshalb die Devise: „Nach der Krise ist vor der Krise.“
Ein moderater Mengenrückgang führe aktuell zu Panikkäufen an den Spotmärkten, schreibt Guhl in einer Mitteilung. Er stellt sich die Frage: War ein so starker Milchpreiseinbruch wie wir ihn in den vergangenen zwölf Monaten erlebt haben überhaupt gerechtfertigt? Fest steht für ihn: Die Milcherzeuger hatten kein wirksames Instrument in der Hand, um ihn zu verhindern.
Zum Zeitpunkt des Quotenendes hätte es keine verbindlichen Mengen- und Preisvereinbarungen in die Zukunft hinein gegeben. Eine unkontrollierte Mengenausdehnung hätte das Fass zum Überlaufen gebracht und das Preisniveau zerstört. Guhl ist davon überzeugt: „Hätte jeder Milcherzeuger am 1. April 2015 einen Milchkaufvertrag mit einer Preis-Mengen-Regelung in den Händen gehalten, es wäre nicht so schlimm gekommen."
Damit sich dieses Szenario nicht wiederholt, sind für Guhl Reformen unumgänglich. Der Schlüssel zu einem funktionierenden Wettbewerb ist für Guhl die Abschaffung der Andienungspflicht. Ersetzt werden müsse diese durch schuldrechtliche Verträge zwischen Erzeugern und Molkereien. In diesen Verträgen müssten die Laufzeit, die Liefermenge und der Preis klar definiert sein.
Die Politik sieht Guhl dabei nach wie vor in der Verantwortung. „Die Position der Milcherzeuger ist zu schwach, um eine Reform der Lieferbeziehungen einzuleiten. Die Politik muss Standards in der Milchvermarktung formulieren und deren Rechtsverbindlichkeit sicherstellen.“