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Kaufen Molkereien insolvente Milchviehbetriebe?

Immer größere Molkereien beherrschen den Milchmarkt. Erste Molkereiunternehmer investieren auch direkt in Milchviehbetriebe. Die Milcherzeuger könnten dadurch immer mehr im Wettbewerb geschwächt werden. Das berichtet tagesschau.de und bezieht sich dabei auf Informationen des Norddeutschen Rundfunks (NDR).

Lesezeit: 4 Minuten

Immer größere Molkereien beherrschen den Milchmarkt. Erste Molkereiunternehmer investieren auch direkt in Milchviehbetriebe. Die Milcherzeuger könnten dadurch immer mehr im Wettbewerb geschwächt werden. Das berichtet tagesschau.de und bezieht sich dabei auf Informationen des Norddeutschen Rundfunks (NDR).



Der Beitrag beginnt mit einem Beispiel: Mehr als tausend Milchkühe stehen im Stall eines Milchhofs östlich von Parchim in Mecklenburg-Vorpommern. Doch der große Betrieb gehört nach NDR-Informationen nicht wie branchenüblich einem Landwirt, sondern den beiden Molkereiunternehmern Michael Fude und Andreas Serrahn. Die beiden Mitgesellschafter und Geschäftsführer bei der Hamburger Molkerei Fude und Serrahn hätten den großen Landwirtschaftsbetrieb vor einigen Jahren übernommen, kurz nachdem er Insolvenz angemeldet hatte. Fude und Serrahn ist ein Tochterunternehmen der größten Molkerei Deutschlands, der Genossenschaft Deutsches Milchkontor (DMK) in Zeven.


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Martin Hofstetter von der Umweltschutzorganisation Greenpeace sieht darin eine neue Entwicklung in der Milchwirtschaft. Das Verhältnis zwischen Landwirt und nachgelagerter Verarbeitungswirtschaft verändere sich dadurch vollständig, so Hofstetter auf tagesschau.de. Bisher sei die Milchviehhaltung noch weitgehend in bäuerlicher Hand und durch eigenständige Familienbetriebe gekennzeichnet. Es bestehe die Gefahr, dass Milcherzeuger stückchenweise "zu Lohnabhängigen" der Molkereiwirtschaft würden, erklärt Hofstetter.


Die beiden Molkereiunternehmer Fude und Serrahn wollten sich dem NDR gegenüber nicht äußern. Der Milchindustrie-Verband in Berlin möchte Entscheidungen einzelner Unternehmen nicht kommentieren. Grundsätzlich würden Investitionen in die Milchproduktion aber zeigen, dass man an den wirtschaftlichen Erfolg dieses Zweiges trotz schwankender Märkte glaube, so Verbandssprecher Björn Börgermann gegenüber dem NDR. Die Milchproduktion würde dadurch in ländlichen Gebieten gehalten und Arbeitsplätze würden gesichert.


In anderen Bereichen der Agrarbranche gäbe es das bereits, dass verarbeitende Betriebe in die Landwirtschaft einstiegen - zum Beispiel in der Geflügel- oder Schweinemast, erklärt Agrarwissenschaftler Achim Spiller von der Universität Göttingen. Geflügelmäster seien dann zum Beispiel nur noch pro forma selbstständig, ihr Entscheidungsspielraum eingeschränkt, die Prozesse stark standardisiert. Futter und die Art der Küken würden zum Beispiel vorgeschrieben, so Spiller gegenüber dem NDR. In der Milchwirtschaft sehe er diesen Trend aber bislang nicht.



Der Vorsitzende des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter (BDM), Romuald Schaber, dagegen sagt, er kenne auch andere Fälle, bei denen Molkereien in die Landwirtschaft investiert hätten. Dabei hätten sie Kredite an Landwirte vergeben und die Raten im Anschluss vom Milchgeld abgezogen. Dadurch hätten die Bauern ihre Milch dann länger an die Molkerei liefern müssen. Der Verbandschef sieht die Selbständigkeit von Landwirten dadurch bedroht. Dem NDR erzählten Landwirte vertraulich, dass ihnen große Molkereien Darlehen oder die Finanzierung eines Milchtanks angeboten hätten.


Der Deutsche Bauernverband betont auf tagesschau.de, dass die unternehmerische Freiheit für jeden Landwirt sehr wichtig sei. Sollten Molkereiunternehmer die Notlage von Bauern ausnutzen, sehe man das kritisch, erklärt Verbandssprecher Michael Lohse. Für Modelle, bei denen der Landwirt zum Arbeitnehmer werde, sei der Bauernverband nicht zu haben.



Generell nimmt die Konzentration in der Milchwirtschaft seit Jahren zu und die Zahl der Molkereien ab. Wenn sich das so fortsetze, könnten Landwirte in Zukunft preislich unter Druck geraten, so Agrarwissenschaftler Spiller. Nämlich dann, wenn ein Landwirt nicht mehr die Wahl zwischen mehreren Molkereien in seiner Region hätte und nur noch ein Unternehmen die Milch abholen könnte.


In Norddeutschland bestimmen im Vergleich zum Süden weniger und größere Molkereien den Markt. Im Schnitt wird in Süddeutschland derzeit ein höherer Milchpreis an die Landwirte ausgezahlt als im Norden. Der Milchindustrie-Verband erklärt, der Auszahlungspreis sei nicht allein eine Frage der Größe. Historisch hätten sich im Süden mehr private Molkereien entwickelt, die viel Geld in die Bildung starker Marken gesteckt hätten. Der Norden sei exportorientierter gewesen und habe sich damit stärker schwankenden Preisen ausgesetzt, erklärt Verbandssprecher Börgermann.



Das Bundeskartellamt hat jedenfalls Zweifel daran, dass die Landwirte genügend unternehmerischen Spielraum haben. Erst im April hatte die Behörde ein Verfahren eingeleitet, um die Lieferbedingungen der Molkereien zu überprüfen. Landwirte unterschreiben oft Lieferverträge mit langen Laufzeiten oder verpflichten sich, immer ihre gesamte Milch an eine Molkerei abzuliefern. Das Kartellamt geht dem Verdacht nach, dass solche Verträge die Bauern im Wettbewerb zu sehr schwächen.

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