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Tierwohl bei der Milch: Wo geht die Reise hin?

Beim Milchpolitischen Frühschoppen des Milchindustrie-Verbandes diskutierten Milcherzeuger, Molkereien, Politiker und Tierschützer über Tierwohl bei der Milch.

Lesezeit: 5 Minuten

Ob auch für die Milch ein Tierwohllabel sinnvoll ist und welche Kriterien dieses umfassen sollte, diskutierten die Teilnehmer des Milchpolitischen Frühschoppens des Milchindustrie-Verbandes am Rande der Grünen Woche in Berlin.

Staatliches Tierwohllabel bei Milch?

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Dr. Katharina Kluge vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) zeigte in ihrem Eingangsstatement Veränderungen auf: In der Nachkriegszeit habe die Ernährungssicherung im Vordergrund gestanden, dann die Produktqualität und jetzt die Prozessqualität. Derzeit würden die Diskussionen dazu vor allem in der Schweinebranche laufen, wie die drei K-Fragen „Kastration, Kupieren und Kastenstand“ belegen würden. Bei Rindern bzw. der Milch sei die Debatte noch verhältnismäßig ruhig, aber auch hier gebe es Themen. Dr. Kluge nannte beispielhaft die Schlachtung trächtiger Tiere, die inzwischen aber gesetzlich geregelt sei, das Enthornen von Kälbern oder die Anbindehaltung von Rindern. Das BMEL will ein staatliches Tierwohllabel etablieren. Es soll freiwillig und dreistufig aufgebaut sein, wobei auch die erste Stufe über dem Gesetz liege. Starten soll es bei Schweinefleisch, danach soll Geflügel folgen und dann möglicherweise Milch.

„Branche macht selbst etwas“

Dass die Branche sich bereits jetzt weiterentwickelt und Verbesserungen sucht, verdeutlichte Jan Heusmann, Milcherzeuger und Vorsitzender der Landesvereinigung der Milchwirtschaft Niedersachsen. Als Beispiel nannte er die Beziehung zwischen Milchleistung und Abgangsrate. So gab er zu, dass diese Beziehung in den Jahren von 1980 bis 2000 negativ korreliert gewesen sei. Das heißt, je höher die Milchleistung war, desto höher war die Abgangsrate. Doch dann hätten die Zuchtverbände deutlich gegengesteuert und den Gesundheitsparametern mehr Gewicht gegeben. Seitdem sei die Milchleistung weiter gestiegen, die Abgangsrate sei aber rückläufig. Zudem verwies Heusmann auf die Pilotphase des Nachhaltigkeitsmoduls Milch im Rahmen der QM-Milch-Zertifizierung, mit der die Branche das Thema selbst angeschoben habe.

Neue Haltungsverordnung für Kühe?

Das bestätigte Thomas Schröder, Vorsitzender des Deutschen Tierschutzbundes (DTB). „Ja, es tut sich was“, sagte er. Allerdings habe die Gesellschaft einen anderen Blick auf die Landwirtschaft, als sie heute betrieben würde. Deutliche Kritik übte er an dem bisherigen Konzept für das staatliche Tierwohllabel von Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner. Es sei freiwillig, und der gesetzliche Standard solle die Basis für die Dreistufigkeit bilden. Allerdings fehle zunächst eine spezifische Haltungsverordnung, die es für Milchkühe derzeit noch nicht gebe. Das müsse die Ministerin als erstes umsetzen. Der DTB selbst hat ein zweistufiges Label. Aktuell gebe es bundesweit 139 Milcherzeuger in der Einstiegstufe und 85 Milcherzeuger in der Premiumstufe.

4 ct/kg mehr für Tierwohlmilch

Einige dieser Milcherzeuger liefern zur Osterhusumer Meierei Witzwort, bestätigte Geschäftsführer Christoph Bossmann. Zunächst mit Weidemilch und jetzt mit Tierwohlmilch will er sich gegen den schrumpfenden Trinkmilchabsatz stemmen. Bossmann erklärte, dass es beim Erfüllen der Kriterien durchaus einige Knackpunkte gebe, wie z.B. das Angebot eines Laufhofs. Fast alle Landwirte hätten investieren müssen, um teilnehmen zu können. Die durchschnittliche Investitionssumme pro Betrieb schätzt er auf 120.000 bis 200.000 €. Insgesamt hätten die rund 25 Milcherzeuger über 3 Mio. € investiert. Die teilnehmenden Milcherzeuger würden für GVO-freie Milch einen zusätzlichen Zuschlag von 4 ct/kg für die Tierwohlanforderungen bekommen und seien sehr zufrieden. Bossmann machte aber auch deutlich, dass der Absatz nicht in den Himmel wachse, die Menge eine Kleincharge sei, für Tierwohlmilch ein eigener Milchstrom nötig sei und die Molkerei immer eine gewisse Menge für Absatzspitzen vorhalten müsse.

Die wichtigsten Diskussionspunkte

In der anschließenden Diskussion standen folgende Themen im Fokus:

  • Einstiegsstufe Tierwohllabel: Kontrovers diskutierten die Teilnehmer, wie nah die Einstiegsstufe des Tierwohllabels am Gesetz liegen sollte. Ein Weg wäre, die Einstiegsstufe nah am Gesetz zu wählen, um möglichst viele Betriebe zu erreichen, und dann die Kriterien stetig weiterzuentwickeln und somit das Tierwohl zu verbessern. Der andere Weg wäre, den Abstand der Einstiegsstufe zum Gesetz direkt deutlich zu machen und die Zielgruppe von Beginn an spitzer zu machen. Viele Vertreter aus der Milchbranche plädieren für den ersten Weg. Auch Thomas Schröder lehnt diese Variante nicht grundsätzlich ab, fordert dann aber eine andere Förderungspolitik vom BMEL. Die Förderung müsse helfen, dass mehr Landwirte in höhere Stufen kommen.
  • Kosten und Erlöse: Für die Zertifizierung müssen die Molkereien einen Einmalbetrag an den DTB zahlen, danach einen Beitrag pro kg Milch. „Diese Kosten sind zu hoch. Das Label muss günstiger werden, sonst kommt es nicht in die Masse“, sagte Christoph Bossmann. Einen weiteren Knackpunkt sieht Ingo Müller, Geschäftsführer beim Deutschen Milchkontor: „Wenn immer mehr Molkereien Tierwohlmilch anbieten, treten sie in Wettbewerb – und dann sinkt irgendwann der Preis.“
  • Zielkonflikt: Um die Anforderungen für mehr Tierwohl zu erfüllen, müssen Milcherzeuger investieren, beispielsweise beim Ausstieg aus der Anbindehaltung. Allerdings bekommen sie oftmals keine Baugenehmigung für Um- oder Neubauten – weil es einen Zielkonflikt z.B. zum Lärm- oder Geruchsschutz gibt. Aktuelle Beispiele kamen dazu aus Oberbayern.
  • Diskriminierung konventioneller Milch: Die Sorge, dass nur noch der kleine Anteil an Tierwohlmilch aus „gut“ angesehen werde und die übrige Milch, die alle gesetzlichen Anforderungen erfülle, als „schlecht“, hat Günther Felßner vom Bayerischen Bauernverband. Er tut sich schwer damit, über Kooperation Nicht-Regierungs-Organisationen zu unterstützen.

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