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DVG-Liste: Erst lesen, dann desinfizieren

Lesezeit: 6 Minuten

Die DVG-Liste ist das wichtigste Werkzeug für eine erfolgreiche Desinfektion. Wie Sie daraus die richtigen Schlüsse ziehen, erklären wir Ihnen Schritt für Schritt.


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Die DVG-Liste, also die Liste der geprüften Desinfektionsmittel der Deutschen Veterinärmedizinischen Gesellschaft (DVG), finden Sie unter www.desinfektion-dvg.de Bitte klicken Sie auf „DVG-Liste für den Tierhaltungsbereich“ und anschließend auf den grünen Button „Datenbankabfrage“. So gelangen Sie zur „DVG-Desinfektionsmittelliste für den Tierhaltungsbereich“. Aktuell enthält sie mehr als 80 geprüfte Mittel unterschiedlicher Hersteller.


Geprüfte Wirksamkeit


In Deutschland besteht keine Prüfungspflicht für Desinfektionsmittel. Es müssen lediglich Mittel für gesetzlich vorgeschriebene Desinfektionsmaßnahmen in „Seuchenfällen bei Mensch und Tier“ geprüft werden.


Jedem Hersteller ist also freigestellt, ob er seine Mittel bei der DVG prüfen lässt. Beantragt er eine Prüfung, ermittelt die DVG die Wirksamkeit mithilfe einer standardisierten Prüfmethodik und festgelegter Testkeime.


Der Eintrag in die DVG-Liste bedeutet also, dass das Produkt nachweislich wirksam ist – sofern man bei der praktischen Anwendung keine Fehler macht.


Wie Sie das passende Mittel finden, erfahren Sie anhand des Schaubilds auf der nächsten Seite, das einen Auszug aus der aktuellen Liste darstellt.


A. Oberfläche berechnen


Damit die Desinfektion gelingt, müssen Sie mindestens 400 ml fertige Desinfektionslösung pro m2 Oberfläche ausbringen. Damit ist aber nicht nur die Bodenfläche gemeint, sondern auch Decken, Wände und Stalleinrichtungen.


Um die Gesamtfläche richtig zu berechnen, multiplizieren Sie die Bodenfläche mit 3,5. Diese Zahl multiplizieren Sie dann mit 0,4 l, um die benötigte Menge an fertiger Desinfektionslösung zu erhalten. Am besten schreiben Sie dann diese Liter-Zahl an die Abteiltür.


Die Flächen und Gegenstände, die Sie desinfizieren möchten, müssen gut gereinigt und abgetrocknet sein. Denn feuchte Stellen und Restwasser verdünnen die Lösung und setzen damit die Wirkung herab oder sogar ganz aus.


B. Allgemeine Angaben


Die Spalten 1 bis 3 enthalten den Namen des Desinfektionsmittels, den Hersteller mitsamt Adresse und den enthaltenen Wirkstoff des Präparates.


C. Besser 10°C wählen


In dieser Spalte steht die Temperatur, bei der das Desinfektionsmittel getestet wurde. Wichtig: Temperaturen von 20°C gibt es nur im aufgeheizten Abteil. Dabei zählt aber nicht die Lufttemperatur, sondern die Oberflächentemperatur der zu desinfizierenden Fläche und die Temperatur des Wassers. Zur Sicherheit sollten Sie lieber nach einer Wirkung des Mittels bei 10°C schauen.


D. Kurze Einwirkzeit besser


Hier sind die Einwirkzeiten von 30, 60 oder 120 Minuten angegeben. Wichtig: Ist die Oberfläche abgetrocknet, ist auch die Desinfektion abgeschlossen.


Im Stall ist es eher unrealistisch, dass eine zu desinfizierende Oberfläche 120 Minuten feucht bleibt – besonders wenn sie senkrecht ist. Gerade bei warmem Wetter sind Trennwände und andere glatte Oberflächen auch bei ausgeschalteter Lüftung sowie geschlossenen Türen und Fenstern schnell abgetrocknet.


Daher sollten Sie sicherheitshalber auf ein Mittel mit kürzerer Einwirkzeit zurückgreifen. Auch Schaum haftet deutlich besser auf senkrechten Flächen. Deshalb empfiehlt sich bei glatten Oberflächen der Einsatz von Desinfektionsschaum.


E. Gebrauchskonzentration


Die Spalten 4a bis 8b sind unterteilt in vier Erregergruppen und geben die Gebrauchskonzentration der einzelnen Desinfektionsmittel in Volumen-Prozent (V-%) bzw. g/100 ml wieder. Das heißt: Bei z.B. einem Eintrag von 0,75 müssen Sie 0,75 g Desinfektionsmittel in 100 ml Wasser auflösen – also 750 g in 100 l Wasser.


Haben Sie ein Präparat ausgewählt, schreiben Sie am besten auf den Kanister, in welcher Konzentration es angewendet werden soll. Auf Grundlage der Liter-Zahl je Abteil, z.B. 330 l, können Sie anschließend die pro Abteil benötigte Menge Desinfektionsmittel berechnen und ebenfalls auf der Abteiltür vermerken. In unserem Beispiel sind das 2,5 kg Desinfektionsmittel.


F. 4a gegen Bakterien


Die erste Erregergruppe sind die „Bakterizidie“, also Desinfektionsmittel, die Bakterien abtöten. Darunter fallen z.B. Staphyloccocus hyicus (Ferkelruß), Actinobacillus pleuropneumoniae (APP), Streptokokken und Mykoplasmen.


In der Spalte 4a geht es um die „spezielle Desinfektion“. Findet man hier eine Angabe zur Konzentration, kann man sicher sein, dass das Mittel in unbelegten, gründlich gereinigten Ställen gegen Bakterien wirksam ist.


Die Spalte 4b wird als „vorbeugende Desinfektion“ definiert und hilft nur die Keime im belegten Stall zu mindern. Die Angaben sind niedriger und sollten nicht fälschlicherweise oder aus Sparmaßnahmen herangezogen werden.


Die Spalten 5a und 5b können Schweinehalter vernachlässigen, da beispielsweise Mykobakterien als Erreger von Rindertuberkulose bei Schweinen keine Rolle spielen.


G. Pilze im Futterlager


In den Spalten 6a und 6b geht es um „Levurozidie“ und „Fungizidie“, also um die Desinfektion von Hefepilzen, Hautpilzen und Schimmelpilzen. Pilze spielen im Schweinestall eher eine untergeordnete Rolle. Dafür findet man sie häufiger in Futterlagern, weil sie gerne organisches Material befallen.


H. Viren: Beide Spalten gut


Die „Viruzidie“ in Spalte 7a und 7b spielen eine große Rolle bei der Wahl des Desinfektionsmittels. In Spalte 7a geht es um Wirkstoffe gegen unbehüllte Viren, z.B. Parvovirus, Porzines Circovirus (PCV2) und Viren, die die Maul- und Klauenseuche oder die Bläschenkrankheit beim Schwein verursachen.


In Spalte 7b stehen Wirkstoffe gegen behüllte Viren. Dazu zählen u.a. die Erreger der Afrikanischen und der Klassischen Schweinepest, Influenza-A Viren, die Virusfamilie Coronaviridae (PED) und Arteriviridae (PRRS) sowie die Viren, die die Aujeszkysche Krankheit (AK) übertragen.


I. Parasiten ausschalten


Die Spalten 8a und 8b listen die antiparasitäre Wirkung von Desinfektionsmitteln auf. Mittel in Spalte 8a sind wirksam gegen die Eier des Schweinespulwurms, dessen Larven die sogenannten „milk spots“ in der Leber verursachen.


Bei Mitteln aus Spalte 8b geht die DVG von einer Wirksamkeit gegen Kokzidien, Kryptosporidien und Giardien aus. Kokzidiose ist ein wichtiger Auslöser für Durchfallerkrankungen bei Saugferkeln im Alter von ein bis drei Wochen. Gut zu wissen: Die Spalten 9a und 9b können Schweinehalter vernachlässigen.


Fazit


Bei der Wahl des Desinfektionsmittels kommt es also in den meisten Fällen darauf an, dass es Bakterien und Viren sicher abtötet – also in den Spalten 4a, 7a und 7b gelistet ist. Zudem müssen Sie bei Temperatur und Einwirkzeit darauf achten, dass in derselben Reihe jeweils ein Eintrag steht.


In der aktuellen DVG-Liste findet man zwölf Mittel, auf die das alles zutrifft. Wählen Sie eines davon aus, müssen Sie es mit der höchsten angegebenen Konzentration einsetzen. Hier können zwischen den einzelnen Spalten bis zu 4 Volumenprozent Unterschied liegen.


Leider gibt es bis heute kein Desinfektionsmittel, das eine Listung für 4a, 7a, 7b und 8a und 8b hat. Das bedeutet, dass Sie bei parasitären Problemen unbedingt ein zweites Desinfektionsmittel einsetzen müssen, das dann explizit gegen Parasiten wirkt.


Diese beiden Desinfektionsmittel bringen Sie nacheinander mit dazwischenliegender Trocknungszeit aus. Gerade im Abferkelbereich ist das meist schwierig umzusetzen. Sie sollten es aber unbedingt beachten, um für die neugeborenen Ferkel die Erregerlast tatsächlich zu reduzieren.


regina.imhaeuser@topagrar.com

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