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Ebermäster müssen genauer sortieren

Lesezeit: 7 Minuten

Mitte September hat Tönnies seine Ebermaske verschärft. Seitdem bezahlt er die Eber schlechter. Wie die Mäster darauf reagieren sollten, analysiert Christa Niemann vom Deutschen Bauernverband.


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Die Ebermast ist eine Alternative zur betäubungslosen Ferkelkastration. Das Schlachtunternehmen Tönnies nimmt seit Mitte September 2018 alle angebotenen Eber ab, hat aber gleichzeitig seine Ebermaske verschärft. Marktexperten behaupten nun, dass sich die Ebermast dadurch für viele Betriebe nicht mehr rechnet. Stimmt das? Oder sortieren die Mäster die Eber einfach falsch?


In Übersicht 1 werden Eber, die mit der alten Maske abgerechnet wurden, verglichen mit Ebern, die nach der neuen Maske bewertet wurden. Alle Eber sind im Zeitraum zwischen Anfang Januar 2018 und Mitte Oktober 2018 bei Tönnies in Rheda geschlachtet worden, insgesamt mehr als 300000 Tiere. Als Grundlage dienten Mittelwerte aus dem IQ-Agrar Portal sowie DBV-eigene Daten. Um den Effekt der Maskenumstellung sehen zu können, ist für die „alten Eber“ nur der Zeitraum vor der Umstellung berücksichtigt worden.


Deutlich zu sehen ist, dass die Ebermäster schnell auf die Maskenumstellung reagiert haben: Sie haben die Eber etwas leichter abgeliefert. Dadurch sind die Schlachtgewichte um rund 0,3 kg gesunken. Die Schinken- und Lachsgewichte sind im Schnitt jedoch gleich geblieben. Das Bauchgewicht ist etwas gesunken und der Bauchfleischanteil leicht gestiegen.


Zwei Indexpunkte weniger:

Nach der alten Maske haben die Eber insgesamt 93,92 Indexpunkte (IXP) bzw. 0,99 IXP/kg SG erreicht. Nach der Maskenumstellung erreichten die Eber im Schnitt 2,06 IXP weniger und liegen nun bei 0,972 IXP/kg SG. Bei einem Basispreis von 1,40 € „verlieren“ die Mäster dadurch 2,6 Cent/kg SG. Das sind minus 2,44 € je Tier!


Dieser Erlösverlust durch die neue Ebermaske betrifft gleichermaßen den Schinken, Lachs und Bauch und die übergewichtigen Eber ab 103 kg SG.


Die Ursache sind u.a. die veränderten Maskengrenzen. Die leichten Schinken z.B. bis zu einem Gewicht von 18,49 kg werden schlechter bewertet (siehe Übersicht 2). Schinken unter 16 kg verlieren sogar deutlich. Bei 15,99 kg Schinken fehlen satte 3,2 IXP – bei 1,40 € Basispreis sind das mehr als 4,40 € Abzug!


Nur zwischen 18,5 und 20,5 kg Schinken sind die alte und neue Ebermaske identisch. Für die sehr schweren Schinken über 20,5 kg gibt es weniger Indexpunkte. Ein Eber mit 20,51 kg Schinken verliert gegenüber der alten Ebermaske mehr als 2,80 €.


Die sehr leichten Lachse unter 6 kg werden schlechter bewertet. Bei den Bäuchen werden die Eber mit einem Bauchfleischanteil (BFL) ab 57% etwas niedriger bezahlt. So verliert ein Eber mit 13 kg Bauch und 57% BFL 1,82 €.


Übergewichtige Eber ab 103 kg werden mit einem Abzug von 1,5 IXP je kg Übergewicht bestraft. Ein Eber mit 105 kg SG verliert durch das Übergewicht 3 IXP. Das bedeutet einen Verlust von 4,20 € – im Vergleich zur alten Maske ist das ein weiteres Minus von 1,40 €.


Die Frage ist nun, wie die Eber, die nach der neuen Maske abgerechnet wurden, im Vergleich zu den Kastraten abschneiden. Wie in Übersicht 1 dargestellt, erreichen die Kastraten einen Mehrerlös von 1,1 Cent/kg SG gegenüber den Ebern. Umgerechnet auf das Schlachtgewicht der Eber haben die Kastraten einen Erlösvorteil von rund 1,00 € je Tier gegenüber den „neuen Ebern“. Dabei sind die Vorteile der Eber wie bessere Tageszunahmen von im Schnitt 40 g und bessere Futterverwertung von mind. 0,2 kg/kg Zuwachs aber nicht berücksichtigt!


Fazit: Die Wirtschaftlichkeit der Ebermast hat sich durch die neue Ebermaske auf den ersten Blick also leicht verschlechtert. Berücksichtigt man aber neben den Schlachtergebnissen auch die Futterverwertung und Tageszunahmen, ist die Ebermast weiterhin lukrativ. Ebermäster sollten nun durch gezielte Maßnahmen die Nachteile der neuen Ebermaske verringern.


Untergewichte vermeiden:

Zunächst ist es wichtig, sich die Daten der Tiere nicht nur auf der Abrechnung anzusehen, sondern sie auch elektronisch auszuwerten. Das ist beispielsweise über das IQ-Agrar Portal möglich.


Das Schlachtgewicht bietet weiterhin den größten Hebel, um die Indexpunkte zu verbessern. Insbesondere die obere Gewichtsgrenze sollte eingehalten werden. Untergewichtige Eber unter 85 kg SG sollte man ebenfalls vermeiden. Neben den Abzügen für das Untergewicht fallen bei leichten Ebern die Schinkengewichte natürlich ebenfalls niedriger aus, sodass auch hier niedrigere Indexpunkte drohen. Schwere Eber hingegen haben meist hohe Schinkengewichte. Liegen ihre Schinkengewichte über 20 kg, werden sie jedoch mit einer niedrigeren Bewertung der Schinken bestraft.


Der ideale Tönnies-Eber:

Wichtig ist es deshalb, die Eber noch genauer zu sortieren. Laut Maske liegt der ideale Gewichtsbereich zwischen 88 und 103 kg Schlachtgewicht. Das ist aber nur in der Theorie der Fall. Wie die Auswertung der 38000 „neuen Eber“ gezeigt hat, befindet sich der optimale Gewichtskorridor vielmehr zwischen 90 und 99 kg SG. Und wenn man es ganz streng nimmt, engt sich dieser Bereich nochmal weiter ein: Denn betriebswirtschaftlich lohnt es sich am meisten, wenn die Schlachtgewichte der Eber zwischen 92 und 96 kg liegen.


Fürs Verkaufsmanagement ist jedoch der größere Gewichtsbereich von 90 bis 99 kg notwendig, da selbst bei wöchentlichem Verkauf die Eber meist 4,5 bis 5 kg Schlachtgewicht zulegen. Und mehrmalige Verkäufe in einer Woche sind nicht praktikabel. Denn der Arbeitsaufwand ist zu hoch, und die Unruhe im Stall würde steigen.


Je nach Herkunft und Futtermanagement können diese Grenzen bei einzelnen Betrieben natürlich abweichen. Entscheidend sind immer die betriebswirtschaftlichen Aspekte des einzelnen Betriebes. Beispiel: Um die Übergewichtsgrenze betriebsindividuell zu ermitteln, muss der zusätzliche Erlös für 1 kg Schlachtgewicht die dafür notwendigen Futterkosten sowie sonstige Kosten noch übersteigen.


Und bei den leichten Ebern müsste ein Mindesterlös erreicht werden, der die Ferkel-, Futter- und sonstigen Kosten abdeckt. Eber mit einem Schlachtgewicht von 87 kg erzielen im Durchschnitt 85 bis 86 Indexpunkte. Werden sie eine Woche länger gemästet, steigen das Schlachtgewicht um 4,5 bis 5 kg und die Indexpunkte um mindestens 6 IXP/Eber an. Die im Gewichtsbereich von 90 bis 92 kg SG verkauften Eber sind also wesentlich rentabler, da sie im Verhältnis deutlich höhere IXP/kg SG erreichen.


Aufs Speckmaß achten!

Neben dem Schlachtgewicht ist mit der Maskenumstellung auch das Speckmaß wichtiger geworden. Eber verfetten zwar in der Regel sehr viel weniger als Kastraten. Es gibt aber auch Ebermäster, bei denen die Eber zwar gute Fleischmaße erreichen, aber dennoch recht hohe Speckmaße aufweisen.


Bei den aktuellen Abrechnungsmasken haben erhöhte Speckmaße einen großen Einfluss auf die Bezahlung der Eber. Denn bei erhöhten Speckmaßen fallen das Schinkengewicht und der Bauchfleischanteil niedriger aus, was die Erlöse schmälert.


Auch wenn ein gewisser Speckanteil für den Geschmack des Schweinefleisches notwendig ist, berücksichtigen ihn die Schlachtunternehmen derzeit bei der Bezahlung noch nicht.


Am Fleischmaß feilen:

Die Mäster können die Speckmaße gezielt über die Fütterung senken. Am besten reduzieren sie am Ende der Endmast die Energie im Futter. In manchen Fällen sollte man sogar zusätzlich Rohfaserträger einsetzen, damit die Eber nicht mehr verfetten.


Bisweilen fallen auch die Fleischmaße der Tiere zu niedrig aus. Diese können die Mäster am Mastende jedoch nur bedingt beeinflussen. Fällt bei der Schlachtdatenanalyse allerdings auf, dass die Fleischmaße der leichten Eber im Vergleich zu denen der schweren Tieren sehr stark voneinander abweichen, können Mäster noch regulierend eingreifen. Denn meist stellen sie in diesen Fällen zu früh auf die Endmastmischung um.


Korrigieren sie das, erreichen die leichteren Eber höhere Fleischmaße und damit schwerere Schinken. Damit können sie in der Folge auch das Schlachtgewicht dieser Tiere verringern, da sie bereits früher ausreichende Schinkengewichte erzielen.


Kontakt: regina.imhaeuser@topagrar.com

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