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Geburtsdauer: Sauen sind Wiederholungstäter

Lesezeit: 8 Minuten

Beim gemeinsamen Seminar vom LVFZ Schwarzenau und top agrar diskutierten Berater und Praktiker über das Management im Abferkelstall. Hier die wichtigsten Fragen und Antworten.


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Was heißt, Sauen sind Wiederholungstäter?


Viele Sauenhalter kennen das bestimmt: Eine Sau, die bei der ersten Geburt lange ferkelt, braucht auch bei den weiteren Geburten meist länger als der Durchschnitt. „Sauen sind Wiederholungstäter“, bringt es Dr. Eckhard Meyer vom sächsischen Lehr- und Versuchsgut Köllitsch auf den Punkt.


Deshalb rät er dazu, sich die Geburtsdauer und viele Details rund um die Geburt zu notieren, beispielsweise Totgeburten, Verhalten wie Nervosität oder Aggressivität. Die Notizen können dann bei weiteren Geburten hilfreich sein, um die Sauen besser zu betreuen bzw. nicht vorschnell zu Wehenmitteln zu greifen.


Letztendlich zielen alle diese Aufzeichnungen und weiteren Managementmaßnahmen drauf ab, dass die großen Würfe nach möglichst zügigen Geburten warm bleiben, und die Kolostralmilch optimal verteilt wird. Die Geburtsgeschwindigkeit ist nach neuer Erkenntnis einer der wichtigsten Vitalitätsfaktoren für die Ferkel.


Was Hilft bei hartem Kot?


Kommen die Sauen vom Wartestall in konventionelle Abferkelbuchten, fehlt ihnen abrupt die aus der Gruppenhaltung gewohnte Bewegung. Weil meist gleichzeitig auf das Säugefutter gewechselt wird, können die Tiere unter Verstopfungen oder zu hartem Kot leiden.


Sinnvoll kann dann der Einsatz eines speziellen Geburtsvorbereitungsfutters sein. Dieses kann man entweder als Fertigfutter zukaufen. Oder man stattet das Säugefutter mit zusätzlicher Rohfaser aus, z.B. Weizenkleie, Zuckerrübenschnitzel oder Apfeltrester. Als dritte Option könnte man auch Rohfaserkomponenten mit einem Energiekonzentrat mischen.


Am LVFZ Schwarzenau erhalten die Sauen vom Einstallen bis zwei oder drei Tage nach der Geburt eine Mischung aus 50% Tragefutter, 30% Weizenganzkorn und 20% Weizenkleie. Die ganzen Weizenkörner scheiden sie unverdaut über den Kot aus. „Damit verhindern wir Verstopfung und harten Kot“, berichtet Fütterungsexperte Dr. Wolfgang Preißinger von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft.


In der Flüssigfütterung sollte man die ganzen Weizenkörner jedoch nicht einsetzen, da sie die Leitungen verstopfen könnten. Wer zudem keine ganzen Körner verschwenden will, kann als Alternative auch gequetschte Gerste einsetzen. Probleme mit Durchwuchs treten im Übrigen nicht auf, da die Körner ihre Keimfähigkeit im Verdauungstrakt des Schweins verlieren.


Was tun bei Wehenschwäche?


Wehenschwäche liegt dann vor, wenn die Geburtsabstände zwischen den Ferkeln länger als 30 Minuten sind und/oder wenn viele Ferkel im Geburtskanal ersticken und tot zur Welt kommen.


Eine schwache Wehentätigkeit zeigt sich auch in einer fehlenden oder mangelhaften Vitalität der Ferkel. Denn dann haben sie zu lange im Geburtskanal gesteckt. Wenn die Tiere nach der Geburt mit Kot bzw. Darmpech oder mit gelblich-grünem Schleim (Mekonium) bedeckt sind, kann dies neben Infektionskrankheiten ebenfalls auf eine mangelhafte Wehentätigkeit hindeuten.


Bei Wehenschwäche kann man den Sauen Oxytocin oder Depotocin verabreichen. Depotocin wirkt über einen längeren Zeitraum von vier bis sechs Stunden und wird in einer Dosierung von 0,5 bis 1 ml je Sau gespritzt.


Oxytocin wirkt kurzfristig für etwa 10 bis 15 Minuten und wird mit 1 bis 2 ml je Sau verabreicht. Diese Dosis je Sau kann man unter der Geburt auch mehrfach applizieren. Grundsätzlich sollte Oxytocin aber sparsam verwendet werden. „Die erste Oxytocin-Gabe gibt man frühestens nach dem 5. Ferkel, um nicht zu früh den natürlichen Geburtsverlauf zu stören“, rät Tierarzt Dr. Stefan Gedecke aus Wonsees.


Haben in einem Bestand viele Sauen mit Wehenschwäche zu kämpfen und schlagen die Wehenmittel kaum an, sollte man im Futter das Calcium-Phosphor-Verhältnis überprüfen. Es muss möglichst eng sein. Denn für die Wehen brauchen die Muskeln ausreichend Calcium (Ca). Eine zu hohe Ca-Versorgung im geburtsnahen Zeitraum hemmt die Ca-Mobilisation.


Ein sogenanntes Uterusrelaxans kann man bei stockenden Geburten ebenfalls einsetzen. Es kann Uteruskrämpfe lösen und wirkt maximal zwei bis sechs Stunden. Man verabreicht 1 ml je 60 kg Körpergewicht.


Warum ist die Biestmilch der eigenen Mutter so wichtig?


Biestmilch ist das wichtigste Lebenselixier für neugeborene Ferkel. Denn sie enthält Antikörper und Immunzellen, die die jungen Tiere vor Krankheiten schützen. Deshalb sollten die Ferkel nach der Geburt schnellstmöglich mindestens 200 ml Kolostrum aufnehmen.


Wichtig ist dabei, dass sie die Biestmilch ihrer eigenen Mutter trinken. Denn nur die Immunzellen der eigenen „Mama“ können die Darmschranke des Ferkels passieren.


Umgekehrt bedeutet das: Trinkt das Ferkel Biestmilch einer anderen Sau, nimmt es zwar die Antikörper auf, aber nicht die Immunzellen. Dann ist es aber nicht bestmöglich geschützt. „Das trifft sogar auf eine Vollschwester der Muttersau zu“, berichtet Dr. Andreas Palzer, Fachtierarzt für Schweine der Tierarztpraxis Scheidegg.


Der Wurfausgleich sollte deshalb frühestens zwölf Stunden nach der Geburt des letzten Ferkels starten, wenn sicher ist, dass jedes Ferkel ausreichend Kolostrum bei seiner eigenen Mutter aufgenommen hat.


Wie gehe ich bei der Gesäugekontrolle vor?


Nach der Geburt sollten Sie bei jeder Sau das Gesäuge kontrollieren. „Das ist gut bezahlte Arbeit“, sagt Tierarzt Dr. Stefan Gedecke aus Wonsees. Er empfiehlt, der Sau Schmerzmittel zu geben, falls das Gesäuge spannt und rot ist. Denn wenn der Schmerz zurückgeht, lässt sie auch die Ferkel säugen.


Häufig bessert sich durch den Milchabfluss bereits das Spannungs- und Schmerzgefühl im Gesäuge. Ist das nicht der Fall, besprechen Sie mit Ihrem Tierarzt, ob eine Medikation sinnvoll ist, um keine Entzündung zu riskieren.


Wichtig: Beim Wurfausgleich setzen Sie am besten große Ferkel an eine Sau, deren Gesäuge spannt. So kann die Milch besser abfließen.


Wie schleife ich die Zähne richtig?


Das Zähneschleifen bei den neugeborenen Ferkeln ist wichtig, um die Ferkel selbst und die Muttersau vor Verletzungen zu schützen. Dabei sollte man jedoch nicht zu tief schleifen (siehe top agrar 2/2018, Seite S4).


Denn wie die Übersicht zeigt, beträgt der Abstand zwischen Zahnspitze und Zahnhöhle mit Zahnpulpa im Schnitt nur 1,3 mm! In der Pulpa „lebt“ der Zahn aber bereits, denn hier verlaufen die Nerven, Arterien und Venen. Schleift man also tiefer als 1,3 mm, verletzt man die Pulpa. Vergleichbar mit einer blutigen Hautwunde haben Erreger dann leichtes Spiel, ins Ferkel einzudringen. „Schleifen Sie deshalb nur minimal die Spitze ab“, rät Dr. Eckhard Meyer vom LVG Köllitsch.


Was tun bei Durchfall?


Bekommen die Ferkel in den ersten Lebenstagen Durchfall, sollte man sofort reagieren. Um den Verlust an Elektrolyten auszugleichen, bieten sich Elektrolytlösungen an. „In die Lösung mische ich noch Aktivkohle im Verhältnis 5 g auf 1 l ein. Sie bindet Toxine“, berichtet Katrin Bergmann, Betriebsleiterin einer 620er-Sauenanlage am Niederrhein.


Die Sauenhalterin streut bei Durchfallferkeln zusätzlich Torf aufs Ferkelnest. Da Ferkeltorf mit Keimen belastet sein kann (siehe top agrar 2/2019 ab Seite S22), sollte man ihn aber nur aus einer vertrauenswürdigen, sicheren Quelle beziehen und niemals Gartentorf aus dem Baumarkt o.Ä. einsetzen.


Kommt es häufiger zu Problemen mit Saugferkeldurchfall, begibt man sich am besten mit dem Tierarzt auf Ursachenforschung. Die Liste der Erreger, die Ferkeldurchfälle verursachen können, ist lang. Deshalb ist eine sichere Diagnose wichtig, bevor es zu einer (antibiotischen) Behandlung oder einer vorbeugenden Mutterschutzimpfung kommt.


Wie finde ich die richtige Bewegungsbucht?


Die perfekte Bewegungsbucht gibt es nicht. Da waren sich die Experten und Landwirte auf dem Seminar einig. Daher muss jeder Ferkelerzeuger für sich und seine Mitarbeiter das passende Modell finden. Ein großes Angebot gibt es bereits (s. top agrar 11/2018, S. S44).


Dabei entscheidend ist die Bewertung folgender wichtiger Kriterien:


  • Wie viel Platz hinter der Sau bei geschlossenem Schutzkorb ist mir wichtig, um Geburtshilfe zu leisten?
  • Wo soll der Trog liegen?
  • Wo soll das Ferkelnest liegen?
  • Möchte ich die Sau wie in der klassischen Bucht auch von „hinten“ sehen?


Um seine „Lieblingsbucht“ zu finden, ist es am besten, vorab mit verschiedenen Buchtenmodellen Probe gearbeitet zu haben. So wie Markus Lehmenkühler, Leiter von zwei Sauenbetrieben mit insgesamt 670 Sauen in Geseke. Seit November 2016 testet er vier verschiedene Buchtentypen in einem Test-Abferkelabteil. Seine Eindrücke und Erfahrungen:


  • Die Arbeit mit Bewegungsbuchten ist (zeit-)aufwendiger.
  • Die Bewegung tut den Sauen gut.
  • Man muss ein ganz neues Gefühl für die Sau und den Wurf entwickeln und auch die Mitarbeiter „schulen“.
  • Häufiger als zunächst gedacht muss man an die Sau – nicht nur zu den Ferkelbehandlungen. Deshalb ist es sehr wichtig, dass die Bucht leicht zu öffnen und zu schließen ist.
  • Die absolute Größe der Bucht ist zweitrangig, die Sau dreht und bewegt sich auch auf kleiner Fläche. Aufteilung und Handling der Bucht sind wichtiger.


„Durch den Test bevorzugen wir heute einen anderen Buchtentyp als wir vorab in der Theorie gedacht hatten“, fasst Markus Lehmenkühler zusammen.


regina.imhaeuser@topagrar.com

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