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Jungsauen gegen Salmonellen impfen?

Lesezeit: 6 Minuten

Im Kampf gegen Salmonellen reichen Hygienemaßnahmen allein oft nicht aus – gerade in der Sauenhaltung. Mitunter ist es sinnvoll, bereits die Jungsauen gegen Salmonellen zu impfen.


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Das Salmonellenmonitoring bei Mastschweinen läuft seit nunmehr zwölf Jahren. Die Erfolge sind jedoch mäßig. Der Anteil der Kategorie3-Betriebe ist – abgesehen von kleinen Schwankungen – in den letzten Jahren nahezu gleich geblieben. Der Anteil von Kategorie2-Betrieben ist vor sieben Jahren sogar leicht angestiegen und bis heute auf diesem Niveau geblieben (siehe Übersicht). Bei Lichte besehen hat also die Gefahr, dass Salmonellen durch Schlachttiere in die Lebensmittelkette eingetragen werden, eher zu- als abgenommen.


Kritiker fordern bereits seit geraumer Zeit, neben der Mast bei Bedarf auch die Ferkelerzeugung und Zucht mit in die Salmonellenbekämpfung einzubeziehen. Denn jedes noch so gute Hygienemanagement in der Mast läuft ins Leere, wenn die Sauen des Ferkelerzeugers bzw. Jungsauenvermehrers infiziert sind und die Salmonellen womöglich mit jeder Ferkellieferung wieder in den Maststall hineingetragen werden.


Zukauftiere beproben


Viele Mäster sind deshalb bereits dazu übergegangen, die zugekauften Mastläufer bei ihrer Ankunft im Betrieb noch auf dem Viehtransporter zu beproben. Ähnlich verhalten sich auch die Ferkelerzeuger, wenn die bestellten Jungsauen im Betrieb eintreffen und der Sauenhalter den Verdacht hegt, dass die Remonte womöglich Salmonellen aus dem Vermehrerbetrieb mitbringt.


Wobei bei der Bewertung der Salmonellenbelastung hier viel strengere Regeln angewendet werden als in der Mast. Denn beim Salmonellenmonitoring für Mastschweine wurde zur Beurteilung der Antikörper in Fleischsaft- und Blutproben ein OD-Wert (Optische Dichte) von 40 als Grenzwert definiert. Alle Proben mit einem OD-Wert über 40 werden als Salmonellen-positiv bewertet, obwohl die Testsysteme nach Labormaßstäben bereits ab Werten von OD10 als positiv angesehen werden.


Genau diese OD10-Schwelle wird jetzt von den Landwirten in Eigenregie zur Beurteilung des Salmonellenstatus von Mastläufern und Jungsauen angewendet. Der Grund: Mäster und Ferkel-erzeuger wollen möglichst salmonellenunverdächtige Tiere. Diese Entwicklung ist jedoch gefährlich. Denn Werte um OD10 besagen lediglich, dass das Tier in seinem Leben irgendwann einmal Kontakt mit Salmonellen hatte.


Doch Salmonellen sind in der Schweinehaltung weit verbreitet. In Stallstaub, Lüftungsschächten, unter Buchtenabtrennungen und in Trogecken kann der Erreger jahrelang überdauern. Die Bedeutung dieser sogenannten Residualkeime, die trotz Reinigung und Desinfektion in schwer zugänglichen Ritzen zurückbleiben und die neu eingestallten Tiere wieder infizieren, wurde von Experten lange unterschätzt.


Daher ist es wirtschaftlich und wissenschaftlich kaum möglich, von der Basiszucht über die Ferkelerzeugung bis hin zu den Mastendprodukten eine Salmonellenfreiheit zu realisieren, geschweige denn zu garantieren.


Werte falsch interpretiert


Erschwerend kommt hinzu, dass die bei den Mastläufern und Jungsauen bestimmten Antikörpertiter häufig falsch gedeutet werden. Hoch positive Salmonellentiter lassen die Aussage zu, dass die Tiere mehrfach Salmonellenkontakt hatten. Wenn die Blutproben der Tiere hingegen gar keine oder nur geringe Antikörpertiter gegen Salmonellen aufweisen, kann das mehrere Ursachen haben:


  • Die Läufer/Jungsauen hatten noch keinen Kontakt mit Salmonellen.
  • Der Kontakt liegt schon länger zurück und die Antikörpertiter sind schon wieder gefallen. Trotzdem können die Tiere Salmonellenträger sein.
  • Die Antikörpertiter wurden durch den Zusatz von Futtersäure gesenkt. Trotzdem können die Schweine Salmonellen in sich tragen und in Stresssituationen ausscheiden.
  • Der Erregerkontakt ist ganz frisch, sodass im Blut noch keine Antikörper nachweisbar sind.


Fakt ist, dass es nach dem Erstkontakt eines Schweines mit Salmonellen bis zu acht Wochen dauern kann, bis Antikörper im Blut nachweisbar sind. Das sollte man bei der Interpretation der Laborbefunde immer bedenken. Aus diesem Grund ist es ratsam, nicht nur das Blut der gerade gelieferten Mastläufer und Jungsauen zu untersuchen. Noch auf dem Lieferfahrzeug sollte man zusätzlich auch Kotproben (Tupfer) und Sockentupfer nehmen und per PCR-Verfahren (Polymerase-Ketten-Reaktion) auf den Erreger selbst untersuchen lassen.


Falls vorbeugend geimpft werden soll, ist ohnehin eine genaue Erregerbestimmung nötig. Nur so kann der passende Impfstoff ausgewählt werden. Denn neben Salmonella typhimurium, dem in Schweinebeständen am häufigsten vorkommenden Serotyp, findet man häufig auch S. derby und S. enteritidis.


Viele Schweinehalter setzen bei erhöhten OD-Werten zunächst auf den Einsatz von Futtersäuren. Häufig gelingt es dadurch auch kurzfristig, den Anteil salmonellenpositiver Proben zu senken oder sogar wieder in die nächst bessere Salmonellenkategorie aufzusteigen. Spätestens dann, wenn der Säureeinsatz beendet wird, steigen die Antikörperwerte häufig jedoch wieder an.


Eine aktuelle irische Studie liefert dafür die Erklärung. Die Autoren konnten zeigen, dass Futtersäuren zwar die Ausscheidung von Salmonellen reduzieren. Die Infektion selbst können Säuren jedoch nicht verhindern. Die Salmonellen ziehen sich nach der Infektion in die Lymphknoten oder den Blinddarm der Schweine zurück. Man bezeichnet sie als Trägertiere. Sobald die Schweine in Stresssituationen kommen, werden die Salmonellen dann jedoch wieder reaktiviert und erneut ausgeschieden.


Typische Stressfaktoren, die den Anstieg der Titer auslösen können, sind in der Mast z.B. der Stress des Wiegens und Ausstallens der Vorläuferpartie.


Impfungen unterschätzt


Sauen, die als Ferkel oral gegen Salmonellen geimpft und als Jungsauen rechtzeitig nachgeimpft wurden, bringen einen größtmöglichen Salmonellenschutz mit. Es ist daher empfehlenswert, die künftigen Jungsauen am 14. und am 42. Lebenstag oral gegen Salmonellen zu impfen. Zur Selektion (etwa 160. Lebenstag) werden die Tiere dann noch einmal nachgeimpft, diesmal jedoch subkutan, also unter die Haut.


Die zweimalige Schluckimpfung führt dazu, dass sich Salmonellen-Feldstämme nur noch bei hohem Druck vereinzelt an die Darmzotten anheften können. Selbst wenn die Tiere in der Aufzucht oder beim Ferkelerzeuger in Kontakt mit Feldsalmonellen kommen, führt dies nicht mehr zu einer Infektion.


Stallt man die so geimpften Jungsauen in eine salmonellennegative Sauenherde, besteht keine Gefahr, dass sie andere Tiere anstecken. Aber auch die Jungsauen selbst sind optimal geschützt. Kommen sie in eine salmonellenpositive Sauenherde, besteht keine Gefahr, dass sie erkranken. Und auch für ihre Ferkel besteht über die passive Immunisierung durch die Biestmilch ein optimaler Schutz.


Die Jungsauenimpfung hat nur einen Haken: Die geimpften Tiere können hohe Antikörperwerte aufweisen. Dem Abnehmer muss der Vermehrer bzw. das Zuchtunternehmen daher erläutern, dass diese hohen Werte keine Gefahr darstellen, sondern ein Zeichen für den hohen Salmonellenschutz sind.


Um die Salmonellenprobleme nachhaltig in den Griff zu bekommen, reicht die Impfung allein jedoch nicht. Sie muss durch entsprechende Hygiene- und Managementmaßnahmen flankiert werden. Denn in Stallstaub sind Salmonellen bis zu vier Jahre und in getrocknetem Kot bis zu zweieinhalb Jahre infektionsfähig.


Auch Schadnager und Fliegen können Salmonellen übertragen. So können sich die Schweine dann auch noch in der Aufzucht und Mast infizieren, selbst wenn die Sauen gegen Salmonellen geimpft und die Abferkelabteile gründlich gereinigt und desinfiziert wurden.


henning.lehnert@topagrar.com


Unser Autor


Tierarzt Dr. Heinrich Wilkes, Vet-Team Reken.

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