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Nährstoffkreisläufe schließen

Lesezeit: 6 Minuten

Die Fleischerzeugung soll nachhaltiger werden. Familie Oberhoff setzt seit Jahrzehnten auf Nebenprodukte im Sauen-, Ferkel- und Mastbereich.


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Umweltschutz, Ressourcenschonung, geschlossene Nährstoffkreisläufe: Das Thema Nachhaltigkeit in der Fleischproduktion wird auch in Bezug auf die Schweinefütterung heiß diskutiert. „Wir müssen uns überlegen, wie wir unsere Schweine in Zukunft füttern und dabei möglichst wenig natürliche Ressourcen verbrauchen. Neben der punktgenauen, bedarfsorientierten Fütterung über N-P-reduzierte Fütterungsstrategien besteht Potenzial beim Einsatz von Nebenprodukten“, erklärt Dr. Eckhard Meyer, Fütterungsreferent im Freistaat Sachsen.


Dr. Meyer hält es für unverantwortlich, dass in Deutschland jedes Jahr mehrere Millionen Tonnen genußtaugliche, größtenteils GVO-freie Lebensmittel entsorgt werden. „Die sollten wir lieber über das Schweinefutter zurück in den Nährstoffkreislauf bringen“, fordert der Fachmann.


In die gleiche Richtung denken auch Hans-Hermann Oberhoff und sein Sohn David. Zusammen bewirtschaften sie in Sachsen einen landwirtschaftlichen Betrieb mit Sauenhaltung im teilgeschlossenen System. Darüber hinaus erzeugen sie Biogas und betreiben Ackerbau. Ein weiteres Standbein ist seit 30 Jahren der Handel mit Nebenprodukten sowie deren Aufbereitung.


Neben flüssigen Nebenprodukten aus der Stärke- und Molkereiindustrie sowie Getreideschlempen aus der Bioethanolherstellung und Produkten aus der Kartoffelverarbeitung lagern auf dem Betrieb trockene Komponenten. Dazu zählen Brotreste, Waffelmehl, Kartoffelchips, Haferschälkleien, Biertreber usw.


Qualitäten heute besser


Dr. Eckhard Meyer betont, dass gerade die Nebenprodukte aus der Lebensmittelindustrie mittlerweile eine gute Qualität aufweisen. Das liegt vor allem daran, dass die Hersteller von Molkereiprodukten oder Backwaren von den Behörden engmaschig kontrolliert werden. Außerdem führen die Produzenten eigene Qualitätskontrollen durch.


Sauen: Molke und Schlempe


Neue Futterrezepturen werden zuerst im Betrieb Oberhoff ausprobiert. „Bevor wir neue Mischungen an Kunden ausliefern, setzen wir diese zuerst längere Zeit selbst ein. Entscheidend dabei ist, die Tiere kostengünstig und zeitgleich leistungssteigernd zu versorgen“, erklärt Hans-Hermann Oberhoff die Strategie. Immer wieder diskutiert der Betriebsleiter seine Ideen mit Futterfachmann Meyer. „Wenn wir uns an Grenzen herantasten oder nach neuen Perspektiven für Spezialanforderungen im Absetz-, Trage- oder Laktationsfutter suchen, ist mir die Expertenmeinung wichtig“, so Oberhoff.


Die tragenden und laktierenden Sauen erhalten eine Futtermischung, die zu 25 bis 30% aus Nebenprodukten besteht – hauptsächlich Molkekonzentrat, Kartoffeln, Biertreber und Getreideschlempe. Der vorgemischte Mix aus Nebenprodukten bringt Geschmack in die Mischung und erhöht die Akzeptanz des Futters. Die enthaltenen Milchsäurebakterien führen zudem zu einer Art „wilder Fermentation“ mit starker Milchsäurebildung. Vorteil: Der pH-Wert sinkt, und die Mischung wird insgesamt stabiler. Zum Teil werden sogar höhere Milchsäurekonzentrationen erzeugt als bei der technisch aufwendigen kontrollierten Fermentation, wie Untersuchungen bestätigen.


Ein zweiter wichtiger Baustein im Fütterungskonzept des Betriebes Oberhoff ist der Einsatz von Gerste. „Am besten sollte Gerste über 50% des Getreideanteils ausmachen“, betont Dr. Eckhard Meyer. Gerste bringt aus seiner Sicht „gute Faser“ mit und auch die Kohlenhydratfraktion ist besser als die anderer Getreidearten. Mit genügend Wintergerste in der Mischung stimmt zudem die Struktur im Futter, und es läuft alles etwas ruhiger. Außerdem erreicht man leichter die erforderlichen 7% Faser in der Mischung. Alternativ bietet sich Haferschälkleie an. Diese hat Lebensmittelqualität und ist höherwertiger als die synthetischen Fasermixe aus Holzfaser. Diese sind zwar praktisch, aber weitestgehend unverdaulich.


Auch im Tragefutter setzt der Betrieb Oberhoff auf Nebenprodukte. Ein wichtiges Ziel ist hier, die durch die Laktation abgekämpften Sauen möglichst schnell wieder in Form zu bringen. Entscheidend bei hochtragenden Sauen ist, dass die Rohproteingehalte abgesenkt werden. Zuletzt wurde der Rohproteingehalt von 14 auf 13% reduziert. „Wichtiger ist in dieser Phase, dass die Danzucht-Sauen Fett aufbauen. Als Energieträger setzen wir daher Sojaöl ein“, erklärt der Betriebsleiter. Oberhoff macht immer wieder die Erfahrung, dass der Fettaufbau gerade bei den extrem mageren Danzucht-Sauen wichtig ist. Die Tiere haben ohnehin wenig Speck und schmelzen diesen umso sparsamer ein, je weniger sie davon haben. Darunter leiden dann die Sauen mehr als die Ferkel.


Süßes für Ferkel


In der Ferkelaufzucht ist Familie Oberhoff zuallererst der gute Geschmack des Futters wichtig. „Wir möchten die Ferkel schnell ans Fressen bekommen. Deshalb setzen wir Molkereiprodukte und Waffelmehl ein. Beides schmeckt ein wenig süßlich“, erklärt David Oberhoff. Als Energielieferant nutzt er verschiedene Produkte aus der Käseherstellung oder Kartoffelchips.


Achten muss der Landwirt bei seiner Ferkelmischung darauf, dass ihm der Natriumgehalt nicht völlig davonläuft. Der Gehalt der aktuellen Rezeptur liegt bei etwa 0,4% und damit in etwa doppelt so hoch wie die Bedarfsempfehlung vorgibt. Probleme zeigen sich im Aufzuchtstall dennoch nicht. Dr. Eckhard Meyer sieht sogar Vorteile: „Natrium beeinflusst das Futteraufnahmeverhalten und beugt Schwanzbeißen vor. Die uralte DLG-Empfehlung von 0,2% passt heute nicht mehr, besser sind 0,25 bis 0,3%, auch 0,35% funktionieren noch. Dann muss die Wasserversorgung aber absolut stimmen, denn die Natriumtoleranz der Schweine ist gering“, erklärt Meyer.


Mast: 50% Nebenprodukte


Auch in der Mast wird durchgehend mit Nebenprodukten gearbeitet. In welchem Mischungsverhältnis sie eingemischt werden, hängt davon ab, welche Mengen am Markt verfügbar sind. Hauptkomponenten sind in der Regel diverse Molkekonzentrate, Kartoffelprodukte und Getreideschlempe. Der Mischungsanteil während der gesamten Mast beträgt über 50%. „Damit gehen wir an die Grenzen des Machbaren. Wichtig ist, dass wir die Futterstruktur im Blick behalten“, warnt Hans-Hermann Oberhoff.


Negativen Einfluss auf die Mast- und Schlachtleistungen hat das extrem Nebenprodukt-betonte Futter nach Auswertungen von Dr. Eckhard Meyer nicht. Die Masttiere (Danzucht plus Duroc-Eber) zeigen hohe Zunahmen und eine sehr gute Futterverwertung. Auch die Schlachtleistungen passen.


Einkauf sichern


Wichtig ist beim Einsatz von Nebenprodukten noch, dass diese kontinuierlich verfüttert werden. „Schweine lieben Kontinuität im Futtertrog. Heute so und morgen was ganz anderes füttern funktioniert auf Dauer nicht. Man sollte sich seinen Bezug also vorher sichern“, warnt Dr. Eckhard Meyer vor zu viel Experimentiererei.


Bleibt die Frage, wie sich der Einsatz rechnet. „Die Kosten hängen je nach Betrieb von verschiedenen Faktoren ab. Dazu zählen die Fütterungstechnik, die Verfügbarkeit der Produkte, die Getreidepreise usw. Laut meinen Erfahrungen und Auswertungen kann man Schweine mit Nebenprodukten häufig aber deutlich günstiger füttern als mit vielen Standardmischungen“, betont Dr. Eckhard Meyer. David Oberhoff ergänzt: „Man sollte bei Nebenprodukten nicht nur den Preis sehen. Viele Produkte bringen auch große Vorteile im Hinblick auf die Tiergesundheit, und man schont die natürlichen Ressourcen.“


marcus.arden@topagrar.com

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