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„Stinkern“ schneller auf der Spur

Lesezeit: 5 Minuten

Der Anteil geruchsauffälliger Eber lässt sich mithilfe der genomisch gestützten Selektion schneller senken. Das zeigen die Ergebnisse eines aktuellen Forschungsprojektes.


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Die Jungebermast ist neben der Kastration unter Betäubung und der Immunokastration die dritte Alternative zur jahrzehntelang prak-tizierten Kastration ohne Betäubung.


In Praxisbetrieben tastet man sich bereits seit mehreren Jahren immer weiter an die Jungebermast heran. Vor allem im Nordwesten Deutschlands sind zahlreiche Schweinehalter freiwillig in das Abenteuer Jungebermast eingestiegen. Dadurch konnten bereits zahlreiche haltungs- und fütterungstechnische Fragen gelöst werden. Das Problem des Ebergeruchs ist aber nach wie vor nicht hundertprozentig gelöst. Immer wieder treten im Schlachthof geruchsbelaste-te Schlachtkörper auf. Verantwortlich hierfür sind vor allem die beiden Leitsubstanzen Androstenon und Skatol.


Genomisch selektieren?

Forschungsergebnisse bestätigen zwar, dass sich das Merkmal Ebergeruch in den Vaterlinien züchterisch erfolgreich bearbeiten lässt. Der genetische Einfluss in der deutschen Piétrain-Besamungseber-Population liegt mit einer Heritabilität von 0,5 (Skatol) bis 0,6 (Androstenon) auf hohem Niveau. Bei der bislang praktizierten klassischen Selektionsstrategie auf Basis phänotypischer Androstenon- und Skatolmessungen wird es aber mindestens noch drei bis vier Generationen dauern, bis der Anteil der geruchsbelasteten Eber von derzeit rund 10% auf weniger als 2% in den Vaterrassen sinkt.


So viel Zeit bleibt den Schweinehaltern allerdings nicht mehr, schließlich steht der 1. Januar 2019 als Ausstiegsdatum bereits fest. Die Frage ist daher, ob es andere züchterische Möglichkeiten gibt, den Anteil geruchsbelasteter Jungeber schneller als bisher zu senken.


Fachleute sehen eine Möglichkeit in der genomischen Selektion. Dabei werden bestimmte Gene gesucht, die für die Ausprägung eines bestimmten Merkmals verantwortlich sind. Sie basiert auf umfassenden Genotyp-Informationen, die mithilfe von SNP-Chips gewonnen werden. Daraus könnte später ein „Geruchszuchtwert“ abgeleitet werden.


Im Rahmen des von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) geförderten Forschungsprojektes Strat-E-Ger (Strategien zur Vermeidung von Geruchsabweichungen bei der Mast unkastrierter männlicher Schweine) wurde jetzt überprüft, inwieweit sich genomische Selektionswerkzeuge eignen, um beim Thema Ebergeruch schneller als bislang voranzukommen.


Die Jungeber wurden mithilfe der in den Schlachthöfen üblichen humansensorischen Riechtests (Human Nose Score, HNS) während der Schlachtung (HNSIn) am Schlachtband bzw. nach der Schlachtung (HNSOff) von ein bis zwei speziell ausgebildeten Mitarbeitern subjektiv beurteilt. Darüber hinaus untersuchte man die Speckproben von ca. 1200 Jungebern im Labor im Hinblick auf die Leitsubstanzen Skatol und Androstenon. 1031 Proben wurden zusätzlich im Sensoriklabor der Univer-sität Göttingen von zehn geschulten und qualifizierten Prüfpersonen intensiv humansensorisch benotet (HNSLab).


Hohe Erblichkeit bei Ebergeruch:

Zunächst wurden auf Basis der Leistungsprüfung und der verfügbaren Abstammungsinformationen die Erblichkeitsgrade (Heritabilitäten) sowie die genetischen und phänotypischen Merkmalsbeziehungen der Einzeltiere ermittelt. Wie Übersicht 1 zeigt, konnten die aus der Literatur bekannten hohen Erblichkeitsgrade für Androstenon und Skatol bestätigt werden. Sie lagen bei 0,64 bzw. 0,42.


Auch die Werte für die sensorischen Beurteilungen wurden ermittelt. Sie lagen bei den im Labor (HNSLAB) und bei den nach der Schlachtung (HNSOff) gemessenen Daten in einem mittleren, zufriedenstellenden Bereich (0,23). Wurden die Schlachtkörper hingegen während des Schlachtprozesses beurteilt (HNSIn), fiel das Ergebnis mit 0,06 deutlich schlechter aus. Die Ursache waren u.a. störende Umwelteinflüsse am Schlachtband, die die Messgenauigkeit nachteilig beeinflusst haben.


Die im Strat-E-Ger-Projekt gefundene positive mittlere genetische Beziehung zwischen Androstenon und Skatol von 0,38 verdeutlicht, dass das Pheromon Androstenon und das Bak-terienabbauprodukt Skatol über miteinander verbundene Stoffwechselwege in der Leber abgebaut werden. Die hohen genetischen Korrelationen zwischen den sensorischen und chemischen Merkmalen belegen außerdem, dass Androstenon und Skatol die Leitkomponenten des Ebergeruchs sind.


Dabei scheint Skatol im Vergleich zu Androstenon eine etwas größere Rolle zu spielen, wie die größtenteils höheren genetischen Korrelationen von Skatol zu den sensorischen Merkmalen verdeutlichen. Die im Vergleich zu den genetischen Korrelationen niedrigeren phänotypischen Korrelationen erklären sich durch Umwelteffekte und die daraus resultierenden Messungenauig-keiten.


Gute KB-Eber, weniger Geruch:

Um die praktischen Konsequenzen der Auswahl von Besamunsgebern mit einem guten genomischen Geruchszuchtwert praxisnäher demonstrieren zu können, wurden auf Basis der verfügbaren Daten Modellberechnungen durchgeführt. Dabei wurden nur KB-Eber ausgewählt, die im Merkmal Ebergeruch leistungsgeprüfte Nachkommen hatten. Diese Nachkommen wurden von geschulten Prüfpersonen an der Universität Göttingen humansensorisch beurteilt (HNSLab), sodass eine sehr zuverlässige Beurteilung des Ebergeruchs vorlag.


Zur Überprüfung der Genauigkeit der genomischen Selektion wurden die KB-Eber zunächst nach ihrem genomischen Zuchtwert für Androstenon und Skatol rangiert und in zwei Gruppen eingeteilt, wobei die Gruppe der besten und schlechtesten Eber das obere (Top25) bzw. untere Viertel (Bottom25) der KB-Eber umfasste.


Wie in Übersicht2 dargestellt, waren in den kritischen Geruchsklassen 4 (wahrnehmbare Geruchsabweichung) und 5 (starke Geruchsabweichung) bei den Top25 KB-Ebern nur in zwei von 109 Fällen Geruchsabweichungen festzustellen. In der Gruppe der schlechtesten Eber waren es hingegen 16 Tiere. Das Ergebnis bestätigt eindeutig die Effizienz der genomisch gestützten Selektion auf Ebergeruch. Der Anteil von geruchsbelasteten Nachkommen ließe sich sogar durch eine noch strengere Auswahl der Eber und durch eine noch stärkere Gewichtung des Skatol-Zuchtwertes weiter reduzieren.


Kostengünstiges Verfahren:

Die Ergebnisse zeigen insgesamt, dass Androstenon und Skatol hohe Erblichkeitsgrade aufweisen und in enger Beziehung zu den humansensorischen Beurteilungen stehen. Außerdem ist die züchterische Verbesserung des Merkmals Ebergeruch mithilfe genomischer Selektionswerkzeuge kostengünstig und effizient möglich.


In Zukunft ist es aber unbedingt notwendig, Androstenon und Skatol in der Leistungsprüfung zu erfassen. Denn dadurch lässt sich die Aussagekraft der genomischen Schätzformel noch weiter verbessern. Mithilfe von Gewebeproben ist dies auch bei Besamungsebern möglich und als sinnvolle Ergänzung zu empfehlen.


Ob eine Selektion auch bei Mutter-linien gegen Ebergeruch erfolgreich sein kann, wird derzeit in einem Folgeprojekt (G-I-Fer) untersucht.-ar-

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