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Vier Sensoren für ein besseres Klima

Lesezeit: 5 Minuten

Das System „Kluger Stall“ misst alle zehn Minuten Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Kohlendioxid und Ammoniak. Jaap Kreuger hat dadurch das Stallklima im Flatdeck voll im Griff.


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Ein gutes Stallklima ist eine wichtige Voraussetzung für gesunde Schweine. Doch trotz ausgefeilter Lüftungstechnik und moderner Klimasteuergeräte wissen viele Schweinehalter nicht, wie es zu jeder Tages- und Nachtzeit um das Klima in ihren Ställen bestellt ist.


Gé Backus von der niederländischen Firma Connecting Agri & Food will das mit seinem System „Kluger Stall“ ändern. Herz des Systems sind vier Sensoren, die alle zehn Minuten die Temperatur, die Luftfeuchtigkeit, den Kohlendioxid- (CO2) und den Ammoniak-Gehalt (NH3) im Abteil messen.


Ein Team von 22 Schweinehaltern installierte Ende 2017 erstmals das System in ihren Ställen, darunter Jaap Kreuger aus dem niederländischen Woerden, 20 km westlich von Utrecht. Der 66-jährige Landwirt bewirtschaftet zusammen mit seinem Sohn (32) einen Betrieb mit 500 Sauen- und 1000 Mastplätzen.


Über den Schweinen


Kreuger hängte das „Paket“ mit den vier Sensoren in einem seiner Ferkelaufzuchtabteile auf. Insgesamt verfügt er über 16 Aufzuchtabteile mit je 125 Plätzen, verteilt auf vier Buchten. Die Zuluft strömt über eine Türganglüftung in die Abteile.


Die vier Sensoren hängen etwa einen Meter hoch über dem Spaltenboden über den Köpfen der Tiere. Sie haben samt Installation und Einweisung 1750 € gekostet. „Wir brauchen robuste Sensoren, die mit den Bedingungen im Stall zurechtkommen“, erklärt Gé Backus den hohen Preis. Der Unternehmer hat in puncto Sensortechnik viel ausprobiert. Nach etlichen Tests hat er nun Sensoren an der Hand, die seiner Ansicht nach im warmen Stall zuverlässig und störungsfrei laufen.


So arbeiten die Temperatur-, Luftfeuchte- und CO2-Sensoren den Aufzeichnungen zufolge sehr genau. Auch der NH3-Sensor misst ab einer Konzentration von 1,5 ppm genau.


Beim CO2-Sensor ist wichtig, dass ihn die Landwirte alle drei Monate kalibrieren. Konkret gehen sie dafür mit dem Sensor an die frische Luft, weil der CO2-Wert in der Außenluft immer gleich ist.


Im Abteil selbst benötigen die Sensoren einen Stromanschluss. Die Datenübertragung erfolgt dann über das sogenannte LoRa-Netzwerk, dahinter stehen Funkverbindungen mit großer Reichweite. Gebündelt werden die Daten auf einem Server der Firma Whysor, der in Frankfurt steht. Das Hightech-Unternehmen aus Arcen (NL) bringt als Partnerfirma das technische Know-how in das Projekt ein. „Eigentümer der Daten bleibt aber der Landwirt“, erklärt Gé Backus.


Was bringt das?


Doch warum sollte man in die Sensoren investieren? Was kann das System besser als die Klimatechnik, die man bereits installiert hat?


„Ja, Daten sammeln können einige andere Systeme auch“, gibt Gé Backus unumwunden zu. Was sein „Kluger Stall“ zusätzlich könne, sei aus den Daten die relevanten Infos für den Schweinehalter herauszuziehen. Und diese Infos dann so aufzubereiten, dass der Landwirt schnellstmöglich die IST-Situation in seinen Abteilen präsentiert bekommt.


Dazu erstellt die Software aus den Daten ein Dashboard (siehe Foto auf der nächsten Seite). Damit können die Messwerte übersichtlicher dargestellt werden. Auf dem Dashboard sieht man vier „Tacho-Anzeigen“ für Luftfeuchtigkeit, Ammoniak, Temperatur und Kohlendioxid. Ist die Tacho-Nadel im grünen Bereich, passen die Messwerte – bei der Luftfeuchtigkeit ist das z.B. zwischen 30 und 70% der Fall. Im gelben Bereich (unter 30% Luftfeuchte) wird es kritisch. Und im roten (über 70% Luftfeuchte) werden die Grenzwerte überschritten. Dann sendet die Software eine Alarm-SMS an den Landwirt. Automatisch kann sie nicht in die Lüftungssteuerung eingreifen.


Für die Grenzwerte gibt es empfohlene Daten, für CO2 beispielsweise 3000 ppm. Letztlich kann jeder Betrieb die Grenzwerte aber auch individuell einstellen. „Wichtig ist, dass man nur in Ausnahmesituationen alarmiert wird“, sagt Jaap Kreuger, „sonst ist es zuviel und man ignoriert den Alarm.“ Im vergangenen Jahr bekam er vier- oder fünfmal eine Alarm-SMS. Akzeptabel, wie er findet.


Auf dem Dashboard gibt es zudem noch drei Diagramme, die die Messwerte in den letzten 20 Tagen veranschaulichen. In puncto Temperatur und Luftfeuchte werden sie sogar mit den Wetterdaten des jeweiligen Betriebsstandorts verknüpft. Hinzu kommen kurze Sätze, die die Daten bewerten, z.B. „Einige (30–50%) Temperaturunterschiede in den letzten 7 Tagen sind recht hoch“.


„Unser langfristiges Ziel ist es, aus den Auswertungen konkrete Handlungsempfehlungen für den Landwirt abzuleiten“, verrät Gé Backus seine Zukunftspläne. Was jetzt schon möglich ist, sei aber ein Benchmark mit anderen Betrieben, die am Projekt teilnehmen – sofern die Landwirte dem ausdrücklich zugestimmt haben.


Für die Nutzung des Netzwerks, der Wetterdaten, die Auswertung etc. zahlen die Landwirte im Übrigen einen monatlichen Betrag von 27 €.


Sensibler für das Stallklima


Welchen Nutzen konnte Schweinehalter Jaap Kreuger bislang aus dem „Klugen Stall“ ziehen? Grundsätzlich öffnet er das Dashboard etwa drei- bis viermal in der Woche auf seinem Desktop-PC. Das Smartphone nutzt er dafür eher selten.


„Ich habe gelernt, dass mehr im Stall passiert, als der Klimacomputer zeigt. Jetzt sehe ich, wie es wirklich tagsüber und nachts um das Stallklima bestellt ist“, schildert Kreuger. „Und ich kann darauf reagieren.“


So stellte er zu Beginn der Datenaufzeichnung fest, dass an vier von zehn Tagen die Temperatur in seinem Ferkelaufzuchtabteil innerhalb von 24 Stunden um ganze 5°C schwankte. Er fing deshalb an, den Lufteinlass an den Türklappen aller Aufzuchtabteile öfter als früher zu verkleinern oder zu vergrößern. Mit Erfolg: Heute schwankt die Temperatur maximal noch um 1,6°C.


„Die Schweinehalter werden sensibilisiert für das Klima im Stall bzw. im Abteil“, hat auch Gé Backus beobachtet. „Sie entwickeln Strategien, wann sie wie eingreifen müssen. Und steuern damit das Klima selbst wieder mehr, anstatt dass sie dem Klimacomputer blind vertrauen.


Jaap Kreuger ist zudem der Austausch mit den anderen 22 Projektteilnehmern sehr wichtig. „Wenn wir uns über das Stallklima unterhalten, reden wir jetzt nicht nur von Eindrücken, sondern über belastbare Daten“, beschreibt er seine Erfahrungen.


regina.imhaeuser@topagrar.com

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