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Kritik

Bioland wenig überzeugt von Klöckners Tierwohl-Label

Aus Sicht von Bioland ist das geplante staatliche Tierwohllabel ein zu kompliziertes System mit vielen Kriterien. Zudem schaffe es viel zu wenig Tierwohl. Bioland liefert eine Liste mit Gründen...

Lesezeit: 4 Minuten

„Gut“, „Sehr gut“, „Premium“ – so will Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner die drei Stufen ihres Tierwohllabels zukünftig ausloben. „Gut ist am Tierwohllabel nichts“, findet dagegen Jan Plagge, Präsident von Bioland.

„Das haben jetzt auch SPD und Teile der CSU erkannt und die Notbremse gezogen. Denn Klöckners Labelkonzept ist ein kompliziertes System mit vielen Kriterien, bietet aber wenig Tierwohl. Zudem grenzt es Ökobetriebe aus und soll freiwillig sein. Eine Verbesserung für das Leben der Nutztiere ist durch das Tierwohllabel in der jetzigen Form nicht gegeben“, sagte er am Donnerstag.

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Sollte Ministerin Klöckner ihre Labelvorschläge mit der Brechstange durchsetzen, zementiert sie seiner Meinung nach den Status quo von Vollspaltenböden in der Schweinemast und verhindert Investitionen in den Umbau zu artgerechten Stallsystemen. „Den Verbrauchern werden bessere Haltungsbedingungen vorgegaukelt, als sie tatsächlich in den Ställen vorherrschen“, meint auch Gerald Wehde, Leiter der Agrarpolitik bei Bioland.

Sogar das Schwänzekupieren der Schweine sei in der Einstiegsstufe des Labels weiterhin erlaubt – obwohl es nach den Vorgaben der EU seit über 10 Jahren verboten ist. Auch der vielfach kritisierte Kastenstand für säugende Sauen ist weiterhin erlaubt. „Betrieben dann noch eine Prämie für die Einstiegsstufe zu zahlen, in der gegen geltendes EU-Recht verstoßen wird, ist eine Farce“, findet Wehde. Zusätzlich fließen 70 Millionen Euro in eine Marketing-Kampagne. „Statt Unmengen Steuergelder zu verschleudern, sollten Betriebe gezielt unterstützt werden, die deutlich etwas für das Tierwohl tun und ihren Tieren genug Platz und Auslauf bieten – so wie Bio-Betriebe.“

Notwendig ist eine vollständige und verpflichtende Fleischkennzeichnung analog der bewährten Kennzeichnung von Konsum-Eiern in vier Stufen: 0 (Bio) und 1, 2, 3 (gesetzlicher Standard). Dabei muss die höchste Stufe der Kennzeichnung ökologisch produziertem Fleisch vorbehalten sein. „Es ist zu hoffen, dass Ministerin Klöckner Einsicht zeigt und die Kritik von Verbrauchern, Landwirtschaft und auch der Politik ernst nimmt“, sagt Plagge. „Höhere Anforderungen bei den Tierwohlkriterien und der Verzicht auf Freiwilligkeit sollten Eingang in ein Label finden, dass den Begriff ‚Tierwohl‘ nicht vollkommen ad absurdum führt. Denn Tierwohl ist nicht optional, sondern Grundbedingung für eine ethische und verantwortungsvolle Landwirtschaft,“ so Plagge.

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Bioland hat einige Argumente gesammelt, warum man das Label verhindern müsse:

1. Handelsunternehmen sowie der Deutsche Bauernverband und alle Verbände aus den Bereichen Tierschutz, Umwelt und Ökolandbau fordern ein gesetzlich verpflichtendes Kennzeichnungssystem. Ministerin Klöckner setzt auf Freiwilligkeit des Labels. Es wird damit nur ein kleiner Teil des Fleischsortiments gelabelt.

2. Der gesetzliche und damit niedrigste Standard wird beim Tierwohllabel nicht gekennzeichnet. Somit erkennen Verbraucher nicht, wovon sich die Stufen des staatlichen Labels abheben.

3. Die erste Label-Stufe bringt kaum Verbesserungen in der Schweinehaltung. Sie garantiert noch nicht mal die Einhaltung der gesetzlichen Standards. Der aktuelle Entwurf erlaubt weiterhin ein Schwänzekupieren sowie das Abschleifen der Eckzähne. Diese Maßnahmen zur Prävention eines Schwanzbeißens wären vermeidbar, indem den Tieren ausreichend Platz zur Verfügung gestellt und die Buchten in Aktivitäts-, Liege- und Kotbereiche aufgeteilt werden würden. Die Sauenhaltung bleibt bei Klöckner unbeachtet.

4. Ökofleisch ist außen vor. Die Forderung der Biobranche und aller Landesagrarminister, die höchste Stufe der staatlichen Kennzeichnung für Ökofleisch vorzusehen, wurde ignoriert. Über 20.000 Biotierhalter, die bereits höchste Standards der artgerechten Tierhaltung praktizieren, werden bei diesem Kennzeichnungssystem ausgegrenzt. Die Anforderungen des Ökolandbaus liegen insbesondere beim Platz im Stall und Auslauf deutlich über den Kriterien der dritten und höchsten Stufe. Das führt zu Verwirrung bei den Verbrauchern.

5. Klöckner verplant für ihr Label bereits viele Millionen an Steuergeld: 70 Millionen für das Marketing des Labels und zusätzlich 100 Millionen Euro für Prämienzahlungen pro Schwein an die Landwirte, die die Kriterien der aus Sicht des Tierschutzes unzureichenden Einstiegsstufe erfüllen. Die knappen Gelder für mehr Tierwohl müssen stattdessen gezielt an diejenigen Betriebe fließen, die ein besonders hohes Niveau einer artgerechten Nutztierhaltung umsetzen und entsprechende Stallsysteme um- oder neubauen.

6. Klöckner muss den gesetzlichen Mindeststandard in der Schweinehaltung deutlich anheben. Das würde allen Tieren zugutekommen.

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