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Geplantes Tierschutz-Label: Last oder Chance?

Vor einer Stigmatisierung vieler Schweinehalter durch ein neues Tierschutz-Label hat der Vizepräsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Franz-Josef Möllers, gewarnt.

Lesezeit: 4 Minuten

Vor einer Stigmatisierung vieler Schweinehalter durch ein neues Tierschutz-Label hat der Vizepräsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Franz-Josef Möllers, gewarnt. "Tierschutz ist nicht teilbar", kommentierte Möllers vergangene Woche beim DBV-Veredlungstag in Herrieden Pläne aus Wissenschaft und Politik, eine neue Tierschutzkennzeichnung für besonders tiergerechte Haltungsverfahren einzuführen. Derzeit befinde sich der DBV in einer Phase der Meinungsbildung, die noch nicht abgeschlossen sei. Nach Angaben von AgE gebe es aber bei vielen Mästern und Sauenhaltern die Befürchtung, dass die Latte für ein neues Label so hoch gelegt werde, dass 90 % der Betriebe diese mit den aktuellen Standards reißen, obwohl alle gesetzlichen Bestimmungen eingehalten würden.


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Ob ein Tierschutz-Label die perfekte Antwort auf zunehmend zu beobachtende Verbraucheranfragen ist, hängt aus Sicht von Valerie Holsboer vom Bundesverband der Systemgastronomie (BdS) entscheidend von dessen konkreter Ausgestaltung ab. "Selbstverständlich bin ich gegen solche Verpflichtungen, die in der Praxis nicht umgesetzt werden können, stellte die BdS-Hauptgeschäftsführerin bei einer Podiumsdiskussion im Rahmen des Veredlungstages klar. Auf der anderen Seite sollten die Beteiligten nicht vorschnell Stimmung oder Angst machen und sich der neuen Idee von vornherein verschließen. Beim Blick hinter die Kulissen eines Schweinehaltungsbetriebes sei sie positiv überrascht gewesen und habe viele Vorurteile korrigieren müssen, berichtete Holsboer. Der Stall habe zwar keinem Bio-Standard entsprochen. Die Haltung der Tiere sei aber so gewesen, dass jeder verantwortungsbewusste Gast in der Systemgastronomie sich damit absolut wohl fühlen und sein Fleisch ohne schlechtes Gewissen genießen könne. Bisher fehle aber die Möglichkeit, bestimmte Haltungsfakten - beispielsweise welcher Boden, wie viel Tageslicht, welche Spielmöglichkeit - zu kommunizieren.


Ökonomische Zwänge nicht ausblenden


Prof. Jörg Hartung vom Institut für Tierhygiene, Tierschutz und Nutztierethologie der Tierärztlichen Hochschule Hannover wies bei der Podiumsdiskussion darauf hin, dass ein neues Label noch lange nicht zu mehr Tierschutz führt. "Was Tierschutz letztlich ausmacht, ist die Betreuung durch den Landwirt", betonte Hartung. Einen Zweiklassen-Tierschutz dürfe es durch ein neues Tierschutz-Label auf keinen Fall geben. Sollte ein solches Label beim Absatz regionaler Erzeugnisse helfe, sei es legitim, da der Mäster damit dann auch Geld verdienen könne. Wichtiger als ein neues Label sei es, einen Schweinestall künftig als System zu begreifen, bei dem mehrere wissenschaftliche Disziplinen ständig an Verbesserungen arbeiten müssten. Ziel müsse letztlich das gesunde und schnell wachsende Schwein sein. Den Tierschutz in der Nutztierhaltung sieht der Wissenschaftler auf einem guten Weg. Gerade in der Nutztierhaltung dürften aber auch die ökonomischen Zwänge der Halter keinesfalls ausgeblendet werden.


Stimmt die Haltung, passt auch die Leistung


Für Walter Heidl vom Tiergesundheitsdienst Bayern (TGD) bleibt die Schweinemast auch in Zukunft eine klassische Aufgabe für den gut organisierten Familienbetrieb, ergänzt um kompetente Partner in der Wertschöpfungskette. Wichtig sei neben dem wirtschaftlichen Erfolg auch die stufenübergreifende Zusammenarbeit. Höhere Standards wie ein Tierschutzlabel müssten sich dabei auch in höheren Preisen niederschlagen. "Schon jetzt müssen Schweinehalter vieles dokumentieren", betonte Heidl. Dies müsse nur besser gegenüber der Öffentlichkeit kommuniziert werden. Der TGD-Vorsitzende riet den Veredlern, sich in Sachen Tierschutz an die Spitze der Bewegung zu stellen. "Sonst diktieren Tierschutzorganisationen die Bedingungen und die Bauern hecheln hinterher", so die Befürchtung von Heidl. Tierschutz sei für den Landwirt schon aus ökonomischen Gründen ein Muss: "Stimmen die Haltungsbedingungen, passt auch die Leistung im Stall."


Das Thema nimmt an Fahrt auf


Nach der Beobachtung von Dr. Hansjörg Schrade vom Bildungs- und Wissenszentrum Boxberg hat das Thema Tierschutz-Labelling in Wissenschaft und Politik in den letzten Monaten spürbar an Fahrt aufgenommen. Nach dem Vorbild der Eier-Deklaration sei eine transparente Kennzeichnung von Schweinefleisch entsprechend den unterschiedlichen Haltungsformen geplant, erläuterte der Fachberater. Inzwischen stehe das Instrumentarium zur Verfügung, um Tierschutz wissenschaftlich objektiv mess- und bewertbar zu machen. Tierschutz sei schon heute in vielen Bereichen Realität, sei es bei der Bewegungsfreiheit oder einer verbesserten Thermoregulation. Jetzt müsse es darum gehen, den Tierschutz noch besser als bisher in den täglichen Managementprozess einzubinden. "Kein Schweinhalter will ohne Notwendigkeit kastrieren oder Schwänze kupieren", betonte Schrade. Gerade auf das Schwanzkupieren könne aber nur verzichtet werden, wenn auf anderem Wege Tierbeeinträchtigungen oder Abgänge vermieden werden könnten.

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