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Gummikrankheit: Kommt sie auch zu uns?

Lesezeit: 5 Minuten

In Österreich breitet sich die Krankheit Stolbur in Kartoffeln weiter aus. Ihre Bekämpfung ist schwierig, die Ertragseinbußen können erheblich sein. Der Beratungsdienst Kartoffelanbau Heilbronn berichtet.


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Vor allem in den warmen Regionen Österreichs mit Weinbauklima kennen die Berufskollegen die Gummikrankheit bereits. Ihren Namen verdankt sie den gummiartigen Knollen, die sie verursacht.


In Deutschland gilt die Krankheit als Quarantäneschaderreger. Im Moment ist sie in unseren Kartoffelbeständen bisher kein Thema. Doch aufgrund des wärmeren Klimas besteht durchaus das Risiko einer Einschleppung.


Zikaden und Phytoplasmen


Beim Erreger handelt es sich um Phytoplasmen. Das sind zellwandfreie Bakterien. Allerdings können sie die Kartoffel nicht eigenständig infizieren, sondern benötigen dazu einen geeigneten Wirt sowie ein geeignetes Transportmittel, also einen Vektor.


Wie bei Zuckerrüben, die mit Syndorme Basses Richesses (SBR) infiziert sind, werden die Phytoplasmen durch Zikaden übertragen. Allerdings handelt es sich bei Kartoffeln um andere Phytoplasmen (Candidatus Phytoplasma solani) und um andere Zikaden als in der Rübe.


In Österreich ist der Hauptüberträger die Windenglasflügelzikade (Hyalesthes obsoletus). Diese Zikade tritt nicht nur in Kartoffeln, sondern auch in Gemüse und im Weinbau auf. Andere Zikadenarten oder Insekten scheinen für die Ausbreitung der Stolbur-Krankheit keine Rolle zu spielen.


Unkräuter als Zwischenwirte


Der Erreger vermehrt sich in Zwischenwirten. Bei den Stolbur-Zwischenwirten sind dies Unkräuter, und zwar Brennessel und Ackerwinde. In Österreich scheint vor allem die Ackerwinde für die Verbreitung in Kartoffeln der maßgebliche Zwischenwirt zu sein.


Die Pytoplasmen verursachen bei der Winde verzwergten Wuchs sowie chlorotische, kleine löffelförmige Blätter. Bei Brennnesseln sind keine sichtbaren Symptome bekannt.


Windenglasflügelzikaden finden sich vor allem auf warmen und trockenen Standorten. So zum Beispiel in lückenhaften Grünflächen wie Straßenrändern oder Ackerrandstreifen. Sie sind sehr wirtsspezifisch und die fünf Larvenstadien vermehren sich im Boden und an den Wurzeln der Unkräuter. Während der Larvenentwicklung an den infizierten Unkräutern nehmen die Zikaden den Erreger auf. Ein erwachsenes Insekt kann nach aktuellen Erkenntnissen den Erreger nicht mehr aufnehmen. Die Phytoplasmen vermehren sich in den Zikaden und sitzen, wenn ihre Entwicklung abgeschlossen ist und die Insekten flugfähig sind, in deren Speicheldrüsen.


Auch die erwachsenen Tiere nutzen die Unkräuter als Nahrungsquelle. Die Flugzeit der erwachsenen Insekten ist ungefähr von Juni bis Juli, abhängig von der vorherrschenden Witterung und je nach Region.


Die Eier werden nahe der Unkräuter Ackerwinde und Brennnessel abgelegt und die daraus schlüpfenden Larven wandern zu den Unkrautwurzeln ab. Da erwachsene Zikaden den Erreger im Nachhinein nicht mehr aufnehmen können, sind die mit Phytoplasmen infizierten Unkräuter von großer Bedeutung.


Keine Verbreitung über die Kartoffelknolle


Von einer Verbreitung von Kartoffel zu Kartoffel ist derzeit nicht auszugehen. Auch geht kein Infektionspotenzial von erkrankten Knollen aus, da diese sich in der Regel nicht zu lebensfähigen Pflanzen etablieren können.


Wenn es aber zu Störungen kommt, wie z.B. durch das Mulchen von Straßenböschungen oder starken Wind, fliegen die Zikaden auch auf andere Pflanzen. Da sie nicht gut fliegen können, sind die Entfernungen überschaubar und die Infektion erfolgt meist von den Feldrändern her. Wenn sie allerdings einmal in einem Kartoffelbestand sind, besaugen sie mangels Nahrungsalternativen die Kartoffelstauden und können diese dann auch infizieren.


Welche Symptome?


Dadurch verlieren die Knollen erheblich an Elastizität, werden gummiartig weich und bleiben kleiner. Oberirdisch sind die Symptome am Laub gut sichtbar. Die Blätter fangen an, sich einzurollen und werden brüchig. Sie verfärben sich rötlich-violett oder gelblich. Diese Symptome können mit einem starken Nährstoffmangel verwechselt werden.


Als Folge der Infektion welken die betroffenen Pflanzen und sterben schließlich ab. Zurück bleiben nur die weichen Knollen. Auch die Inhaltsstoffe leiden. Erkrankte Knollen enthalten mehr Zucker und der Geschmack ist beeinträchtigt. Gerade bei Industriesorten für Chips und Pommes führen die hohen Zuckergehalte zu negativen Ergebnissen hinsichtlich der Backfarbe.


Was kann man tun?


Die Wirkung der zugelassenen Insektizide auf Kartoffelkäfer und Blattläuse ist hinreichend bekannt. Ob sie allerdings auch ausreichend gegen die Windenglasflügelzikade wirken, ist unklar. Selbst wenn eine ausreichend hohe Wirksamkeit gegeben wäre, gestaltet sich die Bekämpfung schwierig.


Denn die Zikaden entwickeln sich nicht im Kartoffelbestand selbst, sondern fliegen teilweise über Wochen hinweg zu. Auch ist die Zeit, die eine Zikade benötigt, um eine Pflanze zu infizieren, relativ kurz. Nur drei Stunden benötigt sie im Schnitt dafür!


So schnell wirken aber in der Regel nicht alle Insektizide. In Österreich wird in Topfversuchen daran geforscht, ob ein Blattbelag mit Kaolin die Saugfähigkeit verringert. Dies scheint der Fall zu sein, allerdings besteht noch ein hoher Forschungsbedarf, vor allem an Freilandversuchen, um diese Erkrankung in den Griff zu bekommen.


Annaleen Kurfess, Heiko Höllmüller, Marc Mitschke


silvia.lehnert@topagrar.com

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